Erinnerung an den Erstbesteiger des Nanga Parbat Zum 100.Geburtstag von Hermann Buhl
Für Reinhold Messner war ein Idol, doch in der jungen Generation ist er nur noch Wenigen ein Begriff: Herrmann Buhl. Neben Kurt Diemberger ist er der einzige Mensch, der gleich zwei Achttausender erstbestiegen hat: den Broad Peak und den so genannten „Schicksalsberg der Deutschen“, den Nanga Parbat. Heute vor genau 100 Jahren, am 21. September, wurde Hermann Buhl in Innsbruck geboren, seine Bergsteigerlaufbahn ist bis heute bemerkenswert.
Es ist eines der berühmtesten Alpinisten-Porträts der Geschichte: Ungeheure Kräfte haben sich ins Gesicht gegraben. Das Antlitz des 28-Jährigen wirkt verwittert und zermürbt als Hermann Buhl nach über 40 Stunden Alleingang vom Gipfel des Nanga Parbat zurückkehrt. Hans Ertl, der legendäre Bergvagabund und Bergfilmpionier, war als Filmemacher dabei und hatte im letzten Lager ausgeharrt, um auf den verloren geglaubten Alpinisten zu warten. Doch Buhl war eine der bis heute eindrucksvollsten Achttausender-Besteigungen geglückt. Nach den Fußballhelden von Bern hatte Deutschland einen Alpinhelden und Medienstar.
Im Fokus der Medien
Als die Nachricht mit Tagen Verspätung in Deutschland bekannt wurde, klingelt die Illustrierte „Quick“ Buhls Ehefrau Eugenie, die stets Generl genannt wird, samt Kleinkind aus dem Bett, um Fotos zu machen. Die Landung Buhls auf dem damaligen Münchner Flughafen in Riem ist auch ein Stück Rundfunkgeschichte: Der BR war mit Reporter Bruno Erath live dabei als der damalige Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer dem Nanga-Parbat-Erstbesteiger einen Maßkrug reichte.
Klettern und Fensterln am Limit
Die undatierte Archivaufnahme vom Sommer 1957 zeigt den österreichischen Bergsteiger Hermann Buhl im pakistanischen Rawalpindi.
Aus armen Verhältnissen stammend und als Halbwaise in einem Heim aufgewachsen, zählt Hermann Buhl zu einer Generation junger Wilder und Bergvagabunden der Zwischenkriegszeit, die dann in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu abenteuerlichsten Touren aufbrechen. Zwischen Karwendel und Wildem Kaiser, Dolomiten und dem Montblanc-Gebiet klettert er am Limit seiner Zeit. Legendär ist seine Radtour ins Bergell, die Solobesteigung der Badile-Nordwand und ebenso der Sturz vom Rad in den Inn, als er auf dem Heimweg im Sattel eingeschlafen war. Immer wieder kam Buhl zum Klettern in die Ramsau, wo er einmal auf der Straße Eugenie ansprach und nach dem Weg fragte. Den Weg beschritten Eugenie und Hermann dann gemeinsam. Die damalige Distanz von 50 Kilometern ist kein Hindernis. Hermann Buhl arbeitet als Skilehrer für die Amerikaner in Saalfelden und legt die 50 Kilometer über den Hirschbichl und durchs Klausbachtal auf Skiern zurück. Übernachten muss er im Elternhaus von Generl auf dem Balkon, dann geht es wieder retour. Hundert Kilometer Skilanglauf zum Fensterln in der Ramsau – auch das bereichert den alpinen Anekdotenschatz. Hermann Buhl hat das auch als Training für den Himalaya betrachtet, genauso wie die Winterbesteigung der Watzmann-Ostwand in Socken, um sich abzuhärten.
Der zweite Achttausender
Das große Ziel bleiben die höchsten Berge. 1957 steht wieder der Himalaya auf dem Programm; Ziel ist der Broad Peak im Karakorum, ein Nachbargipfel des K2. Im BR-Interview schildert Hermann Buhl schildert im BR-Interview, dass er diesen Berg nur mit drei Kameraden in zwei Seilschaften und ohne Hochträger angehen will. Der so genannte Alpinstil an den Achttausendern war geboren. Zusammen mit seinen drei Kameraden gelingt Hermann Buhl mit dem Broad Peak seine zweite Erstbesteigung eines Achttausenders. Mit dabei ist damals Kurt Diemberger, der als junger Bergsteiger auf seinem ersten Achttausender steht. Er wird später außer Hermann Buhl der zweite Mensch sein, der zwei Achttausender erstbesteigt - neben dem Broad Peak dann noch den Dhaulagiri.
Zwei Wochen nach dem Erfolg am Broad Peak geht Hermann Buhl mit Kurt Diemberger die Chogolisa an, 7668 Meter hoch. Nach drei Tagen im Alpinstil befinden sich die beiden kurz unter dem Gipfel als das Wetter umschlägt. Die Aufstiegsspur verschwindet im Schnee. Hermann Buhl gerät zu weit hinaus auf eine Wechte, die unter ihm ins Leere abbricht und ihn mitreißt. Seine Frau Eugenie zieht nach dem Tod ihres jungen Mannes mit den drei kleinen Kindern zunächst zu ihren Eltern und baut sich dann eine eigene Existenz auf. Der Leichnam des damals 32-jährigen Hermann Buhl wurde nie gefunden.
In der Ramsau, wo Hermann Buhl mit seiner Familie gelebt hat, findet an seinem heutigen Gedenktag (Samstag, 21.9.) um 11 Uhr eine Feier statt: Am Dorfplatz an der Kirche bekommt der Gedenkstein an Hermann Buhl einen neuen Platz, zudem wird eine Tafel für ihn angebracht.