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100 Jahre Bergwacht Bayern Waldbrand-Einsätze der Bergretter

Zum Jahreswechsel 2016/17 tobte am Jochberg ein heftiger Waldbrand: Flammen und Rauch vor winterlicher Kulisse, rund 400 Helfer im Einsatz, gut eine halbe Million Euro Kosten. Nicht nur mehrere Hubschrauber und zahlreiche Feuerwehrleute waren an den Löscharbeiten beteiligt, sondern auch Einsatzkräfte der Bayerischen Bergwacht.

Von: Kilian Neuwert

Stand: 02.07.2020

Waldbrandeinsätze für die Bergwacht: Jörg Häusler | Bild: BR/Kilian Neuwerth

Mehrere Tage lang war der Jochberg in Oberbayern rund um den Jahreswechsel 2016/17 in den Nachrichten präsent. Der Grund dafür war ein heftiger Waldbrand: Flammen und Rauch vor winterlicher Kulisse, rund 400 Helfer im Einsatz, gut eine halbe Million Euro Kosten. Nicht nur mehrere Hubschrauber und zahlreiche Feuerwehrleute waren an den Löscharbeiten beteiligt, sondern auch Einsatzkräfte der Bayerischen Bergwacht. Schon seit geraumer Zeit stellen sich die Bergretter darauf ein, dass derartige Brände zunehmen könnten, denn die Trockenheit in den Wäldern ist auch im Gebirge ein Thema. Die Bergwacht überlegt deshalb, wie sie möglichst präzise und effektiv bei der Bekämpfung von Bergwaldbränden helfen kann.

Blick auf die Hornburg; hier hat es 2003 gebrannt

Die Hornburg bei Schwangau im Ostallgäuer Königswinkel ist ein eher unscheinbarer kahler Hügel. Im August 2003 kam es hier zu einem größeren Bergwaldbrand in Folge eines Blitzschlags. Im Gegensatz zum flachen Land ist es am Berg ungleich schwieriger, so einen Brand unter Kontrolle zu bekommen, erklärt Bergwachtmann Jörg Häusler. Sein Hausberg ist der Tegelberg bei Schwangau, dem die Hornburg vorgelagert ist. Die Brandfläche von 2003 ist heute kaum mehr zu sehen.

Jörg Häusler unterhalb des Gipfel des Brandschrofen

Jörg Häusler war viele Jahre Berufsfeuerwehrmann. Jetzt arbeitet er für die Bergwacht Bayern. Sein Spezialgebiet sind die Einsätze bei Waldbränden im Gebirge. Tückisch ist, so sagt er, dass es häufig auch unterirdisch weiterbrennt. An der Hornburg hat man damals geballt mit Hubschrauber-Außenlastbehältern versucht, Wassermengen abzuwerfen, es allerdings nicht so punktgenau hinbekommen wie gewollt. So mussten letztlich Einsatzkräfte ins Gelände und das Erdreich aufgraben, um den Brand zu löschen. Genau in solchen Fällen kommt die Bergwacht ins Spiel. Die Bergretter werden zu Löschhelfern in steilem Gelände. Die Bergwacht möchte nicht löschen, die Feuerwehr möchte nicht abstürzen - eine enge Zusammenarbeit ist dann die ideale Lösung: Die Bergretter sichern die Feuerwehrleute und stellen den Sanitätsdienst vor Ort im Gelände. Schließlich verfügt die Bergwacht über geländegängige Fahrzeuge und spezielles Wissen, auch in puncto Hubschraubereinsatz, denn Rettung und Transport mit Hubschraubern ist sozusagen das tägliche Brot der Bergwacht.

Die Bergwacht geht davon aus, dass solche Unterstützungs-Einsätze häufiger werden. Denn die Trockenheit im Zuge des Klimawandels macht auch vor den Bergwäldern nicht Halt. Schnell können durch Lagerfeuer, Feuerwerkskörper oder weggeworfene Zigaretten Waldbrände entstehen. Jörg Häusler versucht daher, für die Bergwacht Bayern die Erfahrungen der einzelnen Bereitschaften zu bündeln sowie Ausrüstung und Material auf den Prüfstand zu stellen. Schließlich ist das Risiko hoch, wenn Helfer an Seilen gesichert in der Nähe von Glutnestern oder starker Rauchentwicklung zum Einsatz kommen.

Im Moment versucht Häusler, die Einsatz-Erfahrungen einzelner Bereitschaften zu bündeln.

Bergwälder einfach abbrennen zu lassen, ist sicher die schlechteste Option, denn Bergwald ist auch Schutzwald: Brennt eine größere Schutzwaldfläche nieder, sind Orte nicht mehr vor Lawinen geschützt, es müssen teure Lawinenverbauungen errichtet werden, um die Infrastruktur zu sichern. Da ist es in jedem Fall besser, einen Bergwaldbrand frühzeitig zu löschen, auch wenn dafür viel Personal und Material zum Einsatz kommen.


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