Die weltalte Majestät Abschluss-Skitour auf den Großvenediger
Der Großvenediger zählt mit seinen 3666 Metern Höhe zu den herausragenden Skigipfeln der Ostalpen. Im weiten Umkreis von den Dolomiten bis zum Watzmann ist nur der Großglockner höher. Für viele Skibergsteiger steht der Großvenediger als Krönung der Saison auf der Wunschliste, gerne auch als Abschluss der Skitourensaison.
Die ebenmäßige weiße Pyramidenform mit den weiten Gletscherflanken sticht gerade auch von vielen oberbayerischen Gipfeln aus ins Auge und entpuppt sich vor Ort als weitläufiges Schneemassiv. Zugänge gibt es von drei Seiten über drei Hütten, wobei der Zustieg von Osten über die Neue Prager Hütte am längsten ist.
Am Matreier Tauernhaus beginnt auf 1500 Meter Höhe der Aufstieg. Es ist die längste, landschaftlich eindrucksvolle und konditionell fordernde Route auf den Großvenediger. Nur mehr eine Handvoll Tourengeher sind jetzt überhaupt noch unterwegs, den ganzen Tag sehen wir niemanden. Schon wieder strahlt die warme Frühlingssonne aufs frische Weiß, aber die großen Lawinen sind bereits abgegangen und der Aufstieg auch am Nachmittag ist gut machbar. Lang ist der Hatscher das Gschlößbachtal entlang, immer auf den vergletscherten Talschluss zu, wo das Schlatenkees im reinen Weiß leuchtet.
Gut fünf Stunden dauert der Aufstieg mindestens. Wilfried Studer, der 59-jährige Hüttenwirt kennt die kleinen persönlichen Dramen, die sich abspielen, wenn Bergsteiger die Wucht des Aufstiegs unterschätzt haben. 1300 Höhenmeter und 12 Kilometer Entfernung müssen absolviert werden, um auf 2800 Meter auf der Neuen Prager Hütte anzukommen. Der Vorarlberger Bergführer kommt erst wieder am 18. Mai hierher ins Hochgebirge auf seine Hütte zusammen mit Frau und Tochter. Derzeit ist die Neue Prager Hütte nicht bewirtschaftet. Aber der Winterraum ist frei zugänglich nach Auskunft des Hüttenwirts.
Den Lohn der Mühe heimsen wir am andern Tag ein: Nur gut drei gemächliche Stunden dauert der weitläufige Aufstieg auf den Gipfel jetzt noch. Gletscher-Ausrüstung ist aber auf jeder der drei Aufstiegsrouten Pflicht. Jedes Jahr gibt es schlimme Spaltenstürze am Großvenediger. Durch den Neuschnee sind die Spalten und Löcher erst recht verdeckt. Auf dem oberen Keesboden dann treffen sich die Routen von der Kürsingerhütte im Norden, von der Johannishütte im Süden und von der Neuen Prager Hütte im Osten. Platz ist genug auf dem Vorgipfel, nicht jeder wagt sich auf die ziemlich schmale Schneide, die die letzten 50 Meter hinüberführt zu dem von einer Schneewechte fast völlig eingewehten Gipfelkreuz. Das Erlebnis hier anzukommen ist großartig, denn es wirkt, als stünde man auf dem höchsten Punkt weit und breit. Der Großglockner ist weit genug entfernt, dass er sich nicht zu dominant ins Panorama drängt.
Bei der Abfahrt schmelzen dann unter den Skiern die langen Wegkilometer nur so dahin. Nur unten im Gschlößtal ist der Weg schon wieder ausgeapert, die Skier müssen getragen werden. Teppiche von Krokussen blühen, auch das gehört zum besonderen Zauber einer Skitour mitten im Frühling.
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Karte: Großvenediger