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Weißes Gold und schneeweiße Steine im einsamen Binntal Skitour auf den Mittelberg im Wallis

Das Wallis ist vor allem für seine grandiosen Viertausender bekannt. Dabei hat der Schweizer Kanton auch in puncto Skitouren noch so viel mehr zu bieten, zum Beispiel im Binntal, einem einsamen und idyllischen Seitental im Goms.

Von: Folkert Lenz

Stand: 24.01.2025

Weißes Gold und schneeweiße Steine im einsamen Binntal | Bild: BR; Folkert Lenz

Die hochalpine Region ist in erster Linie nur Insidern ein Begriff, da man sie erst seit knapp 60 Jahren überhaupt im Winter erreichen kann. Vorher war das Binntal oft monatelang von der Welt abgeschnitten. Inzwischen trägt es den Titel „Landschaftspark“ und lockt auch Skitourengeher.

Im Binntal gibt es immer noch ein paar Sonnenstunden mehr als im ohnehin schon sonnenreichen Wallis. So spitzen die ersten wärmenden Lichtstrahlen beim Tourenstart in der Früh schon hinter den Gipfeln hervor, während es am Talboden beim kleinen Weiler Fäld noch kühl ist. Vom Dorf führt der Anstieg auf den Mittelberg zunächst durch Wald und dann hinein in eine offene Landschaft. Wie Skiführer Rudi Julier erklärt, ist der Mittelberg zwar nicht der höchste Gipfel im Gebiet, doch er liegt mittendrin.

Unten grün, oben weiß: Typische Skitour im Binntal.

Nach ein paar Minuten schon gibt es die erste Sehenswürdigkeit am Wegesrand: die alte Mineraliengrube Lengenbach. Auch wenn sie eingeschneit nicht gut zu erkennen ist, fällt selbst dem Laien das schneeweiße Dolomitgestein neben der Skispur auf. Im Zuge der Auffaltung der Alpen wurde der Dolomit hier schichtweise vom Meeresgebirge mit hineingehoben. Speziell und weltweit selten ist auch, dass hier Schiefer, Gneis, Dolomit und Meta-Gabbro auf engstem Raum zu finden sind. Außerdem hat sich das Binntal seit dem 19. Jahrhundert unter „Strahlern“ einen Namen gemacht. Die Kristallsucher brechen Felsspalten auf, um Mineralien zu bergen. Während im Sommer viele Hobby-Strahler im Binntal unterwegs sind und auf etwas Wertvolleres als „Katzengold“ hoffen, sind die Skitourengeher im Winter dagegen auf der Suche nach dem „weißen Gold“, das es hier in der Regel reichlich gibt.

Geschafft: Die Gipfelfelsen vom Mittelberg.

Erst seit den 1960er Jahren ist das enge Seitental von Goms ganzjährig zugänglich. Vorher gab es nur einen gefährlichen und im Winter unpassierbaren Karrenweg durch die Twingi-Schlucht. Fäld ist ein kleines Hangdorf weit hinten im Tal, das fast nur aus Holzhütten, Stadeln und Speichern besteht. Auch dorthin kam die Zivilisation erst spät, erinnert sich André Gorsatt, einer der wenigen Einwohner. Zu seiner Schulzeit haben hier rund 50 Menscheng gewohnt, heute sind es nur noch fünf. Bis 1964 dann der Straßentunnel ins Binntal gebaut wurde, waren die Einwohner Selbstversorger. Die Holzhäuser in Fäld sind Jahrhunderte alt und zählen zu den ältesten der Schweiz. Man hat Kartoffeln sowie Roggen und Gerste angebaut, selbst das Brot gebacken und im Sommer, wenn die Kühe auf der Alp waren, gekäst.

Mit der Abfahrt durch das Mässerbach-Couloir lässt sich am Mittelberg sogar eine Rundtour machen.

Die Skitouren im Binntal verlangen Ausdauer, weil fast immer über 1000 Höhenmeter anstehen, erklärt Bergführer Julier und leitet uns durch das sich scheinbar ewig hinziehende Hotälli. Stunden später sind die Gipfelfelsen des Mittelbergs erreicht - eine prächtige Aussichtskanzel, die den Blick freigibt auf die Gletscherriesen der Berner und Urner Alpen, das Tessin und die Walliser Viertausender. Dem geologisch geschulten Auge fällt sofort eine Gipfelreihe ganz in der Nähe auf, und zwar der merkwürdigen Farbe wegen. Es ist eine Bergkette aus Serpentin. Das grüne Gestein ist sehr eisenhaltig, oxidiert an der Luft und wird rot, weshalb der Bergzug Rothorn heißt.

Nach ausgiebiger Gipfelrast richtet sich der Blick nun auf die noch unberührten Schneehänge, die eine großartige Abfahrt nach Süden zum Geißpfadsee versprechen. Danach heißt es wieder etwas aufsteigen, um das große Couloir hinab zum Maniboden zu fahren. So lässt sich sogar eine Rundtour über den Mittelberg machen – mit großem Einsamkeitsfaktor, wie fast überall im Binntal.

Karte: Mittelberg im Wallis

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Karte: Mittelberg im Wallis


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