Skitour aufs Chli Biehlenhorn an der Furka Traumtag in Wetterkapriolen
Wenn das Wetter wie Achterbahn fährt, wirkt sich das im Hochgebirge besonders stark aus. Da braucht es eine extra sorgfältige Tourenplanung. Wer in solchen Momenten alles richtig macht, kann mit einem unvergesslichen Erlebnis belohnt werden.
Es schneit dichte Flocken, die Sicht ist nahe null. Eineinhalb Stunden sind wir auf der Skiroute längs der im Winter gesperrten Furkapasstraße unterwegs, da zeichnet sich im grauen Nebel ein elegantes Schweizerhaus aus dunklem Holz mit geschlossenen roten Fensterläden ab: Das alte Hotel Galenstock wirkt in dieser Atmosphäre wie aus einem Gruselfilm.
Sichere Wegsuche über der Furkastraße
Das Traditionshotel an der im Winter geschlossenen Passstraße ist leider schon seit Jahren geschlossen. Jetzt ist es ein willkommener Orientierungspunkt im weißen Nichts. Heute schlecht, morgen Traumtag, hat der Wetterbericht gemeldet. Also ha-ben wir den Aufstieg zum Hotel Tiefenbach ausgewählt, weil ich das Gebiet kenne und die Furkastraße notfalls zur Orientierung dient. Die größte Herausforderung ha-ben wir aber jetzt vor uns: nur noch ein Kilometer auf der fast kerzengeraden, tiefver-schneiten Straße trennt uns vom Hotel. Weil die Straße aber durch steile Flanken führt, müssen wir sie wegen der großen Lawinengefahr durch flacheres Gelände 200 Höhenmeter drüber umgehen. Dann stehen, eingepackt in Schneewehen, die Häuser des Hotels Tiefenbach vor uns.
Unterschlupf im Hotel Tiefenbach
Kaum sonst spürt man die wohlige Behaglichkeit eines schützenden Hauses so wie an solchen Wintertagen im Gebirge, die Madeleine Tresch das Geschäft nicht einfach machen, denn Leute sagen ihren Besuch ab. In den knapp 20 Jahren, in denen Madeleine das Hotel Tiefenbach mit ihrem Mann Hansruedi führt, hat sie sich eine gewisse Gelassenheit angewöhnt und die Wirtin passt auf, auf ihre Gäste und rät selbst einer Gruppe von Bekannten, bei diesen Wetterbedingungen lieber nicht heraufzukommen, da die Besucher keine alpine Erfahrung haben. In seinen Grundmauern geht das Hotel Tiefenbach direkt an der Passtraße zurück aufs Jahr 1860 in die Anfangszeit des Alpentourismus. Erst die jetzigen Wirtsleute halten das Haus auch im Winter offen.
Aufbruch in die unberührte Weite
Und so erleben wir wohl geborgen und verköstigt das Wunder des neuen Tages: so makellos rein wie heute breitet sich die Landschaft am Furkapass selten aus: die Wolken sind weg, das Licht flutet die von 30 Zentimeter Neuschnee eingedeckte Landschaft. Nur eine Skispur zieht durch das Gelände, schmiegt sich in Mulden, zickzackt über Hänge. Wir steigen Richtung Tiefenbachgletscher in die wuchtige Landschaft unter dem Galenstock auf, dem Wächter des Wallis. Und biegen dann in ein seitliches Hochtal ab zum Gipfelkamm, auf dem das Kleine und das Große Kamel stehen, die von zahllosen Fotos bekannten Granitformationen – jetzt im Winterschlaf. Es ist eine Tour ohne größere Schwierigkeiten und mit kalkulierbarer Lawinengefahr.
Überraschung am Chli Biehlenhorn
Auf knapp 3000 Metern kommt es zu einem netten Gipfeltreffen: außer uns ist nur ei-ne Gruppe Norwegerinnen unterwegs. Sie nennen sich die „Tinde Kvinner“, die Gipfelfrauen, eine Gruppe, um Frauen zu inspirieren, rauszugehen und auf Berge zu steigen. Und dafür machen sie auf dem Gipfel ein Foto in Kleidern. Das bunte Sommerkleid, das sie jetzt überzieht, hatte sie zuletzt bei 30 Grad in Griechenland an, sagt Ankie. Viola ist zum erstenmal hier und vollkommen begeistert. Es schaut aus wie Norwegen auf Stelzen und ist gleichzeitig ganz anders: die Höhe ist anders, das spürt man, es ist anstrengender, hier hochzusteigen. Und erst recht der Blick auf einzigartige Berge wie das Matterhorn und das Weißhorn im Wallis.