Die Nacht der Zeitzeugen Ihr Leben für den Widerstand
Stauffenberg, Weiße Rose, Swing-Jugend - der Widerstand gegen die Nationalsozialisten hatte viele Gesichter. BR-Moderator Andreas Bönte sprach bei der vierten Nacht der Zeitzeugen im Münchner Volkstheater mit Menschen, die ihr Leben für den Kampf gegen das NS-Regime riskierten.
Unter den Zeitzeugen im Münchner Volkstheater war die ehemalige Untergrundaktivistin Mirjam Ohringer, die als junge Kommunistin in Amsterdam Flugblätter schmuggelte. Zu Gast war ebenso der Antifaschist Eugen Herman-Friede, der im Berliner Untergrund Ausweise fälschte. Unter den Schikanen der Nazis litt auch der Jazzmusiker Emil Mangelsdorff, der noch immer mit seinem Saxophon auftritt. Außerdem sprach BR-Moderator Andreas Bönte mit zwei Zeitzeugen aus dem Umfeld der Weißen Rose: Der Sohn des Weiße-Rose-Mitglieds Professor Kurt Huber, Wolfgang Huber, war dabei wie auch Franz J. Müller. Der kam als Jugendlicher mit der Weißen Rose in Kontakt und gründete in den 80er-Jahren die gleichnamige Stiftung.
Mit Marx und Moses - die Kommunistin Mirjam Ohringer
Zeitzeugin im Interview
1924 in Amsterdam geboren, beteiligt sich Mirjam Ohringer dort als junges Mädchen als Kurier an Aktivitäten des niederländischen Widerstands - in ständiger Gefahr, entdeckt und deportiert zu werden. "Ich bin die, die mit Marx und Moses erzogen worden ist", hat die niederländische Jüdin einmal gesagt. 1942 taucht sie unter und überlebt so den Holocaust. Seit den 1980er-Jahren engagiert sie sich als Zeitzeugin in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Dachau. 2009 bekommt sie dafür den Preis für Zivilcourage von der Stadt Dachau.
Der Antifaschist Eugen Herman-Friede
Der Zeitzeuge im Interview
Wie alle Juden in Deutschland muss Eugen Herman-Friede ab 1941 den gelben Stern tragen. Als ihn ein Gestapo-Mann bedroht und ihm den Stern abreißt, wird ihm klar, dass er in Berlin so nicht weiterleben kann. Die Zeit seiner Illegalität beginnt. Er ist 17 Jahre alt, als er 1943 zum "U-Boot" wird und sich der "Gemeinschaft für Frieden und Aufbau" in Luckenwalde anschließt. Dort versuchen Juden und Deutsche mit Kettenbriefen über die Zustände an der Front und in den Konzentrationslagern aufzuklären. Ursprünglich wollte er mal Mitglied der Hitlerjugend werden - so wie alle Jungs in seiner Klasse. Da aber erklärt ihm sein deutscher Stiefvater, dass er Jude ist.
Der Jazzmusiker Emil Mangelsdorff
Als 14-Jähriger gründet Emil Mangelsdorff seine erste Jazzband. Er habe die Musik der Juden, Zigeuner und Schwarzen bewundert, hat er später einmal Schülern erzählt. Zusammen mit anderen Musikern gründet er in Frankfurt den Hotclub, wo sie die damals verbotene Musik spielen. Wenig später bekommt er deshalb auch Ärger mit dem NS-Regime und muss für einige Wochen ins Gefängnis. Über seine Zeit in der sogenannten "Swing-Jugend" erzählt er später oft als Zeitzeuge in Schulen.
Die Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose"
1943 fällt das Urteil: Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Professor Kurt Huber werden von den Nazis hingerichtet. Die Weiße Rose und das Gedenken an die Widerstandsgruppe aber lebt weiter - etwa bei der gleichnamigen Stiftung. Franz J. Müller hat sie in den 80er-Jahren gegründet. Er selbst kennt die Widerstandsgruppe aus nächster Nähe, war er doch während des NS-Regimes Mitglied der "Ulmer Abiturientengruppe" der Weißen Rose. Zur vierten Nacht der Zeitzeugen ist er geladen wie auch der Sohn des ermordeten Professors, Wolfgang Huber.