Outdoor-Sport Kajakfahren: gut für den Rücken und die Psyche
Zugegeben, es gehört schon ein bisschen Mut dazu, sich mit dem Kajak aufs Wasser zu begeben – insbesondere, wenn es sich um Wildwasser handelt. "Gesundheit!"-Reporterin Veronika Keller hat es ausprobiert, nicht nur weil es Spaß macht, sondern weil es gesund ist und dem Rücken und der Psyche guttut.
Dafür muss Veronika noch nicht einmal die Stadt verlassen. Denn mitten in München, in Thalkirchen an der Isar, ist Kajakfahren möglich. Sie ist zu Gast beim CMK, dem Club der Münchner Kajakfahrer und hat Unterstützung von Trainer Thomas Hecker.
Die richtige Ausrüstung
Bei Wildwasser wie der Isar braucht man im Vergleich zu anderen Kajak- und Kanusportarten etwas mehr Ausrüstung. Das Wichtigste: ein gut sitzender Helm. Ein weiteres Utensil ist die Schwimmweste. Eine Wildwasser-Schwimmweste ist ganz schön dick.
"Die hat sowohl hinten als auch vorne einen Auftriebskörper. Womit man dann, wenn man im Wasser ist, auch immer an der Wasseroberfläche ist. Das gibt einem sehr viel Sicherheit."
Thomas Hecker, Kajak-Trainer, Club der Münchner Kajakfahrer
Außerdem notwendig: spezielle Schuhe, falls man aussteigen muss, und eine Paddeljacke.
"Es ist ganz wichtig, einen Kälte- und Stoßschutz zu haben. Und da ist so ne Jacke natürlich ganz toll, weil die hier Ärmel hat und einen einfach schützt. Und zusätzlich haben diese Jacken auch am Hals und an den Armen Latexmanschetten, dass kein Wasser reinkommt und dadurch ist man zusätzlich trockener, bleibt länger warm und fühlt sich einfach wohler."
Thomas Hecker, Kajak-Trainer, Club der Münchner Kajakfahrer
Am Anfang fühlt sich das Kajakfahren für Anfängerin Veronika ein bisschen wackelig an. Aber: "Man merkt irgendwie automatisch, was man machen muss, gell", bemerkt sie. Trainer Thomas hat gleich einige Tipps: "Man merkt das sehr intuitiv. Ganz wichtig ist aber auch, wo ich hinschaue. Des heißt, wenn du nach vorne schaust, dann paddelst du in der Regel auch nach vorne. Und wenn du bisschen unsicher bist und sagst: Ah, ich weiß nicht und ... schaust nach rechts. Dann drehst du dich automatisch nach rechts. Der Körper macht sehr viel unterbewusst. Also wenn du einfach schaust, dass du nach vorne paddelst und immer das Paddel möglichst weit vorne einsetzt und dass dann nach vorne ziehst, dann machst du einen schönen Grundschlag."
Training für den ganzen Körper und für die Psyche
Kajakfahren trainiert das Gleichgewicht und ist ein Ganzkörpertraining. Rücken, Schultern und Arme werden stark beansprucht. Durch die Anspannung von Rücken und Rumpf wird zusätzlich die Bauchmuskulatur trainiert und die Beinmuskeln sorgen für Balance und Gleichgewicht. Außerdem werden Ausdauer und das Herz-Kreislaufsystem aktiviert.
Und das geht spielerisch, meint Trainer Thomas: "Das Schöne beim Kajakfahren ist, dass man halt so ein Element hat, auf das man reagieren muss. Das Wasser. Und das Wasser, das ist überall unterschiedlich. Das heißt, man lernt die Flüsse zu lesen." Und: "Du wirst auch merken, dass man es gar nicht so einen Kopf hat, ob es anstrengend ist, ne, sondern du steigst am Ende aus dem Boot raus. Und du merkst oh ja, das war schon anstrengend." Das kann Veronika nur bestätigen: "Im Moment denke ich da gar nicht dran. Weil ich so konzentriert bin, aufs nicht ins Wasser fallen."
Die Vereinsmitglieder Evelyn, Bibi, Oli und Wolfgang haben schon viel Erfahrung und lieben ihren Sport. Evelyn hatte Probleme mit Depressionen: "Ich bin zum Kajakfahren gekommen in einer Zeit, da war ich hochdepressiv. Paddeln, zieht mich einfach aus dem Alltag raus und alle Sorgen und aller Stress wird nicht nichtig und in dem Moment: Fully in the moment." Auch Olli geht es ähnlich mit dieser Erfahrung:
"Wenn ich paddel, dann blende ich den Alltag komplett aus. Und ich mag einfach dieses Abgeben von Kontrolle. Bei den anderen meisten Sportarten kann man auf den Punkt aufhören und das geht beim Wasser nicht so. Das Wasser nimmt dich einfach mit und du musst den Weg suchen und kannst nicht sagen, ich kann nicht mehr. Des mag ich einfach, diese Herausforderung."
Olli, Kajak-Fahrer
Auch Bibi profitiert vom regelmäßigen Kajakfahren:
"Für mich bedeutet Kajakfahren einfach ein Schritt zurück ins Leben. Ich habe 2007 die Diagnose MS bekommen. Multiple Sklerose, hatte mehrere Schübe, hatte jahrelang unter Fatigue gelitten, was teilweise dazu führte, dass sich nicht mal mehr aufstehen konnte und habe dann vor vier Jahren angefangen zu paddeln. Ich habe eine Menge Muskulatur aufgebaut. Ich habe Gleichgewichtssinn wieder verbessert. Ja, und mein Selbstbewusstsein gestärkt."
Bibi, Kajak-Fahrerin
Aufs Bauchgefühl hören
Für Reporterin Veronika geht es ins wildere Wasser. Angst ist für die erste Trainingseinheit völlig normal, beruhigt Trainer Thomas. Beim Kajakfahren sei es wichtig, dass man auf das Bauchgefühl höre und dass man sich wohlfühle, meint er. Deswegen nimmt er Veronika mit im Doppelkajak.