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Wintersportart Eiskunstlauf: vielseitiger Sport für Jung und Alt

Kraft, Schnelligkeit, Rhythmus und Koordination. Eiskunstlaufen ist nicht nur schön anzusehen. Eiskunstlauf ist ein Sport, der Körper und Geist fordert. "Gesundheit!"-Reporterin Veronika Keller hat sich auf die Kufen gewagt, versucht Haltung zu bewahren und taucht ein in diesen vielseitigen Sport.

Von: Veronika Keller

Stand: 22.01.2024

Wintersportart: Eiskunstlauf: vielseitiger Sport für Jung und Alt

Spektakulär schön: Beim Eiskunstlauf heißt es Gleiten, Schweben, Springen – und wieder aufstehen. Dafür bekommt "Gesundheit!"-Reporterin Veronika Keller Unterstützung vom ERC Ingolstadt. Zum Beispiel von Luisa, die fünf Jahre alt ist. Sie kann schon den Standspagat. Sie trainiert fünfmal die Woche in der Leistungsgruppe mit 5- bis 7-Jährigen. Trainerin Mila Mijatovic bereitet sie auf eine Karriere im Leistungssport vor. Ist Luisa mit ihren fünf Jahren nicht noch ein bisschen klein zum Eiskunstlaufen?

"Man muss früh anfangen beim Eiskunstlauf, also fünf ist eigentlich schon ein gutes Alter, weil man sehr komplexe Sprünge hat. Und Kinder, je jünger sie sind, die denken da nicht so drüber nach. Dann machen sie einfach und dann ist es leichter, schwierige Elemente zu lernen."

Mila Mijatovic, Eiskunstlauftrainerin, ERC Ingolstadt

In Luisas Gruppe lernen die Kleinen den sogenannten Dreiersprung, die Basis für spätere schwierigere Sprünge wie Axel oder Rittberger.

Eiskunstlaufen für Anfänger

Im Verein bekommt man auch eine Chance, wenn man nicht schon als Kleinkind übers Eis getanzt ist. Samstags treffen sich die Anfänger mit Trainerin Franziska Zontar, die die Grundlagen des Schlittschuhlaufens vermittelt. Die erste Regel: Aufs Eis geht man aufgewärmt, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Und dann heißt es: langsam reinfinden ins Körpergefühl auf dem Eis. Gibt es einen Tipp, wenn man sich wackelig fühlt?

"Ganz wichtig bei uns, dass wir alle in die Knie gehen. Das können wir gleich mal alle machen, also schön in die Knie gehen. Immer hoch tief, das ist das A und O, damit kriegst du Stabilität auf den Schlittschuh."

Franziska Zontar, Eiskunstlauftrainerin, ERC Ingolstadt

Die Knie sind deshalb gerade beim häufigen Fahren ziemlich belastet. Aber es stimmt, meint Reporterin Veronika: So fühlt man sich sicherer. Und die anderen in ihrer Gruppe?

"Ich habe einen Sport fürs Alter gesucht, und das kenn ich aus der Jugend, dass die Menschen hier gern aufs Eis gehen", meint Erika. "Also die Sprünge und das Rückwärtsfahren sind eine Herausforderung am Anfang, aber bekanntlich macht Übung den Meister und es zahlt sich auch irgendwann aus", weiß Evelyn.

Ratsam sind Handgelenkschoner. Weite Kleidung, Kapuzen und offenes Haar sind beim Eiskunstlauf ungünstig, weil sie Sichtfeld und Bewegungsfreiheit einschränken. Und ein Helm?

"Ein Helm ist nicht das, was wir hier brauchen, denn das Verletzungsrisiko am Kopf ist relativ gering. Viel wichtiger sind Handgelenkschoner, weil wir als Erwachsene natürlich hinfallen und uns automatisch abstützen mit den Händen. Gerade bei uns Erwachsenen sind Handgelenkbrüche dann vorprogrammiert, weil das Eis ist nun mal hart."

Franziska Zontar, Eiskunstlauftrainerin, ERC Ingolstadt

Ottilie Schwenk ist mit 73 Jahren immer noch regelmäßig auf dem Eis – und das, seit sie ein kleines Kind war. "Natürlich ist die Verletzungsgefahr bei einem älteren Menschen größer. Man hat Angst, man traut sich nicht mehr so viel, die Reaktionsfähigkeit lässt nach. Aber man muss halt vorsichtig an die Sache rangehen. Und dann muss ich noch sagen: Wer früher Sport gemacht hat, Skifahren oder so, der tut sich etwas leichter", empfiehlt sie.

Training auch abseits der Eisfläche

Dass man sich auch abseits vom Eis fit halten muss, wissen auch die Leistungssportler im Verein. Deshalb sind sie fast täglich beim Trockentraining. Dazu gehört Ballett. Das schult Körperspannung, Beweglichkeit, Rhythmus und Gleichgewicht. Beim Athletiktraining üben die Eiskunstläufer Koordination und Kraft. Denn trainierte Muskeln sind wichtig, betont Trainerin Mila Mijatovic: "Am wichtigsten, würde ich sagen, sind Oberschenkel und Popo. Aber man darf halt auch die Arme nicht vernachlässigen: Bizeps, Schultern, Rücken und auch diese Grundspannung, die man braucht." Auch an die Drehungen muss sich der Körper gewöhnen. Dafür gibt es ein spezielles Trainingsgerät:

"Das ist unsere elektrische Drehscheibe. Damit bringen wir unseren Kindern bei, wie sie ihre Sprünge, ihre Drehgeschwindigkeit, wie sie ihre Pirouette trainieren können."

Daniele Caprano, Eiskunstlauf-Cheftrainer, ERC Ingolstadt

Das Ziel dieser Übung ist, nach Drehungen auf dem Eis schnell den Schwindel wieder in den Griff zu kriegen, um dann elegant weiterzufahren.

Eiskunstlauf als Leistungssport

Michelangelo Caprano ist 14 Jahre alt und gerade Bayerischer Nachwuchsmeister geworden. Das Eislaufen hat er von seinem Vater Daniele gelernt, der ihn auch heute noch coacht. Zurzeit trainiert er, um in den Bundeskader aufgenommen zu werden. In seiner Kür versucht er eine Kombination aus Dreifach-Salchow und doppeltem Toeloop. Zwischen 12 und 14 Stunden in der Woche ist er auf dem Eis. Und dann kommen noch täglich das Trockentraining und die anderen Sachen dazu. Hartes Training und Stürze – ihm ist es das wert: "Ich fühl mich auf dem Eis einfach viel wohler als auf normalem Boden."


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