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Ballett Ganzkörpertraining für jedes Alter

Die kontrollierten Bewegungen fördern Koordination, Gleichgewicht und Flexibilität. Gleichzeitig stärken sie die Muskulatur, insbesondere in Rumpf, Beinen und Armen und verbessern die Körperhaltung. Ballett ist als Tanz nicht nur eine Kunstform, sondern auch ein umfängliches Training für alle Altersgruppen. Reporter Fero Andersen möchte herausfinden, ob die Bewegungsabläufe auch für ihn etwas sind. Dabei probiert er auch den neuesten Fitness-Trend Ballet Barre aus.

Von: Nora Zacharias

Stand: 02.12.2024

Ballett: Ganzkörpertraining für jedes Alter

"Wir sind in meiner ersten Ballett-Barre Fitnessstunde. Und ich habe mir genau das ausgesucht, weil ich noch nie Ballett getanzt habe und gedacht habe, das ist der perfekte Einstieg. Mal gucken, ob ich damit richtig liege."

Fero Andersen, Gesundheit!-Reporter

Ballett Barre: Das ist eine Mischung aus Fitness, Yoga und Ballett – an der „Barre“, der Ballett-Stange. Das testet Fero in München. Die Trainerin ist Lara Maurermeier.

"Das schöne finde ich, dass Ballett-Barre einfach ein ganzheitliches Workout ist, dass man auch die Füße integriert, auf denen wir stehen den ganzen Tag und das auch Arme, Schultern, Rücken mit dabei sind. Also man kann eigentlich sagen, dass ist ein richtig schönes Ganzkörper-Workout, das Spaß macht."

Lara Maurermeier, Staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin, München

Damit ist das Training auch gut für die Haltung. Das findet Trainierin Lara besonders wichtig, "weil wir ja im Alltag selten über unsere Haltung nachdenken dürfen. Wir dürfen immer viel sitzen. Dann rollen die Schultern so nach vorne, die Hüfte ist immer gebeugt, und im Ballett hat man so diese gestreckte Wirbelsäule, die aufrechte Haltung, Schultern zurück."

Merksatz für die Haltung: Mach dich groß, stolz und schön

Das Training hat tänzerische Elemente, konzentriert sich aber mehr auf die Kräftigung der Tiefen-Muskulatur. Durch viele Wiederholungen. Und Reporter Fero bekommt nach 15 Minuten seinen ersten Krampf. "Die ischiocrurale Muskulatur, also die Muskeln an der Bein Rückseite ist bei den meisten Menschen verkürzt. Jetzt weiß ich nicht so, was du im Alltag machst. Wenn du viel sitzt? Dann lohnt es sich immer mal wieder, die Muskulatur zu dehnen, um den verspannten Muskeln zu lösen", empfiehlt Trainerin Lara.

Ballett als Ganzkörpertraining

Warum ist Tanz gut? Was bringt das im Alltag für die Gesundheit?

"Was im Tanzen so speziell ist, ist, dass ich eigentlich immer doch den ganzen Körper durchgehe. Nirgends kriege ich so dieses globale, dieses, dass ich mir wirklich von Kopf bis Fuß durchtrainiert fühle nach dem Training. Also das ist wirklich von der Fingerspitze bis zur Zehenspitze alles mit integriert. Und es ist natürlich was, was eben meine Koordination schult, meine Wahrnehmung schult und damit mich auch sehr, sehr gut vor Stürzen, vor Balance-Thematiken, schützen kann, wenn man jetzt ans Alter denkt."

Dr. med. Liane Simmel, Tanzmedizinerin, München

Beim Tanzen soll der Körper nicht locker sein, aber es soll auf keinen Fall irgendwo eine unnötige Spannung entstehen.

Ballett-Tanzen im Alter beginnen

Reporter Fero probiert seine erste Ballett-Stunde für Erwachsene in München. Hier machen sogar ein paar Seniorinnen mit. Was ist die größte Herausforderung, wenn man anfängt, Ballett zu tanzen? Egal, in welchem Alter?

"Die größte Herausforderung ist einfach, es sind keine natürlichen Bewegungen, die wir da machen. Und das schwierige ist, wie benutze ich meine Muskeln, wie spanne ich wann wo was richtig an, ohne natürlich angespannt zu wirken. Kinder tun sich am leichtesten. Aber ab Erwachsenenalters sind eigentlich alle ziemlich ähnlich."

Naomi Zelenkowits, Tanzpädagogin und Choreographin, München

Die älteste Teilnehmerin ist 77 Jahre alt:

"Was mir halt am Ballett so gut gefällt ist diese Sanfte, man hat keinen Muskelkater danach. Jede Übung ist aufeinander abgestimmt. Wenn du die Musik hörst, denkst du, du bist die Margot Fonteyn. Darfst natürlich nicht in den Spiegel schauen, aber so vom Gefühl her."

Carola, Ballett-Tänzerin

Beim Tanzen arbeiten die Neuronen auf Hochtouren.

"Beim Tanzen kommen drei ganz wichtige Dinge für unser Gehirn zusammen: Erstens die Bewegung. Unser Gehirn möchte unglaublich gerne, dass wir uns bewegen. Zweitens die soziale Komponente. In unserem Gehirn gibt es wichtige Systeme, die für unsere Gesundheit wichtig sind und gleichzeitig für das soziale Miteinander. Und drittens: Musik selber hat eine unglaublich wichtige neurohormone Wirkung auf unseren Körper."

Dr. Julia. F. Christensen, Neurowissenschaftlerin, Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt am Main

Eine komplizierte Schrittfolge trainiert unser Gehirn. Dr. Christensen erklärt das so: "Sie haben für Ihr Gehirn ein Kreuzworträtsel vor sich. Sie werden jetzt ganz viele Dinge koordinieren. Und das trainiert neuronale Verbindungen. Spannenderweise haben da erste Studien gezeigt, dass wenn man über längere Zeit Menschen begleitet, die verschiedenen Hobbys nach gehen, dann scheint Tanzen eins dieser Hobbys zu sein, dass uns sogar vor Demenz schützen kann."

Die 77-jährige Carola beflügelt das Tanzen: "Es zieht mich in eine andere Welt. Also ich bin dann weg vom Alltag." Und auch Reporter Fero ist begeistert: "Ich fand es auch eine ganz, ganz tolle Erfahrung. Es war für mich heute ein ganz besonderes Erlebnis, durchaus auch herausfordernd. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht."


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