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Vertrauen zum Wasser Baby- und Erwachsenenschwimmen

Babyschwimmen fördert die Motorik und den Gleichgewichtssinn und stärkt die Eltern-Kind-Bindung. Aber auch für Erwachsene ist es nie zu spät, schwimmen zu lernen. Denn: Sicher im Wasser zu sein, ist gut für die Gesundheit und die Lebensfreude.

Von: Susanne Wimmer

Stand: 20.01.2025

Vertrauen zum Wasser: Baby- und Erwachsenenschwimmen

Für Babys sind die ersten Berührungen mit Wasser eine wertvolle Erfahrung.  Die motorische Entwicklung profitiert und wer die Angst überwindet, wird mit Sicherheit belohnt.

"Wasser ist etwas Wundervolles – man fühlt sich schwerelos, frei, vielleicht sogar ein Stück weit geborgen. Wie mag das erst für die sein, die bis vor kurzem noch im Fruchtwasser geplanscht haben – also die Babys?"

Fero Andersen, Gesundheit!-Reporter  

Die Babys im Kurs von Sebastian Korp sind heute erst zum dritten Mal im Wasser. Sein Motto:

"Wer mit den Eltern kuscheln will, darf immer kuscheln."

Sebastian Korp, Pädagoge, Familienbäder Aqua & Soul, München

Wasser wirkt über die Haut beruhigend auf das Nervensystem. Darum sind die Babys im Kurs so tiefenentspannt. Ein wichtiges Ziel ist: Sich im Wasser sicher zu fühlen. Bei den Eltern können sich die Kinder das am besten Abschauen. Deswegen arbeitet der Trainer auch an der Wasserkompetenz der Eltern. Wenn die den Kopf unter Wasser nehmen, merken die Babys: Das macht Spaß. Wichtig für die Eltern ist es auch, die richtigen Griffe im Wasser zu lernen.

Babyschwimmen: Gut für Körperhaltung und Gleichgewicht

Welchen Effekt Babyschwimmen hat, damit beschäftigt sich die Kölner Sportwissenschaftlerin Dr. Lilli Ahrendt seit 30 Jahren.

"Ich habe Kinder im ersten Lebensjahr untersucht, ob sie schneller Laufen lernen. Leider hat sich das nicht bestätigt. Was ich aber bestätigen konnte ist, dass diese Kinder über eine bessere Körperhaltung und ein besseres Gleichgewicht verfügen."

Dr. sportwiss. Lilli Ahrendt, Referentin für Weiterbildung im Babyschwimmen, Deutsche Sporthochschule Köln

Eltern und Kinder haben im Wasser ständig Blickkontakt – das stärkt auch die Bindung.

"Wir sind auf einer Augenhöhe. Das heißt, die Eltern tauchen bis zu den Schultern ins Wasser ein und haben das Kind direkt vor sich. Und wenn das Kind jetzt anfängt zu lächeln, erwidern das die Eltern und küssen auch den Säugling. Sie schmusen häufiger, als das an Land der Fall ist, wo Eltern und Kind auf verschiedenen Ebenen agieren."

Dr. sportwiss. Lilli Ahrendt, Referentin für Weiterbildung im Babyschwimmen, Deutsche Sporthochschule Köln

Die Angst vor dem Tauchen verlieren

Im Babyschwimmkurs von Aqua & Soul in München trainieren die Kinder jetzt ihre Muskulatur – auf dem Surfbrett.

"Durch das bewegte Wasser ist auch das Surfbrett bewegt und damit auch die Kinder, die draufliegen. Das stärkt die feine Muskulatur - so wie auf einem Trampolin."

Astrid Klingl, Kursleiterin Babyschwimmen, Familienbäder Aqua & Soul, München

Jetzt kommt die Gießkanne ins Spiel: Die Eltern duschen ihren Kindern zunächst Hände und Füße ab, dann den Kopf. So können sich die Babys ans Wasser gewöhnen. Kontakte mit Spritzern oder einer Welle sollen sie nicht aus der Fassung bringen. 

"Wir müssen dem Wasser ein Stück weit vertrauen und diese Angst vor dem Tauchen, auch vor dem kurzfristigen Untertauchen, die müssen wir verlieren, wenn wir ins Wasser gehen. Wenn das Kind lernt: Wasser kommt über den Kopf – ich halte kurz die Luft an, jetzt kann ich wieder atmen. Dann kann man sozusagen ein kleines Atemtraining daraus machen."

Dr. sportwiss. Lilli Ahrendt, Referentin für Weiterbildung im Babyschwimmen, Deutsche Sporthochschule Köln

Ein Untertauchen kommt nur dann in Frage, wenn die Babys entspannt auf die Güsse reagieren. Andernfalls nicht. Tauchen ist immer freiwillig. Beim Babyschwimmen soll jeder seinen Spaß haben.

Schwimmkurs für Erwachsene

Schwimmen lernen ist in jedem Alter wichtig. Bei Badeunfällen in deutschen Gewässern sind in der Saison 2024 so viele Menschen ums Leben gekommen, wie seit Jahren nicht mehr: 353 Todesopfer. Nichtschwimmer und auch Schwimmer. Ungeübte geraten in unvorhersehbaren Situationen schneller in Panik.

In Utes Leben gab es etwas, das sie bis heute nicht verdaut hat.

"Ich bin in der Kindheit zweimal wirklich so gegen meinen Willen getaucht worden und ich hatte Angst, zu ertrinken."

Ute

Seitdem hat sie das Wasser gemieden. Umso mutiger, dass sie mit 64 beschlossen hat, Schwimmen zu lernen. Mit Raimund Hennemann hat sie einen erfahrenen Trainer gefunden. Im brusttiefen Wasser machte Ute im Sommer ihre ersten Schwimmübungen. Dem Trainer ist es wichtig, dass sie zunächst ihren Atemreflexen vertraut.

"Wir blubbern mit den halbgeschlossenen Lippen ins Wasser rein, sodass wir zum richtigen Zeitpunkt einatmen und zum richtigen Zeitpunkt ausatmen, ohne dass wir uns verschlucken."

Raimund Hennemann, Kursleiter Erwachsene Anfänger, München

"Am Anfang war das eine komplette Überwindung, ich habe mich zuerst nicht getraut. Dann wollte ich es aber schaffen. Vor allem die Beine nach hinten nehmen - und dann habe ich gemerkt: Die gehen von alleine hoch, das Wasser trägt mich. Das war ein richtiges tolles Erfolgserlebnis und ein Glücksgefühl."

Ute

Schweben im Wasser - ein herrliches Gefühl

Immanuel Heinrich leitet die Schwimmschule. Ihm fällt bei Teilnehmenden immer wieder auf, dass sie längst nicht so fit im Wasser sind, wie sie sein sollten.

"Wir merken das beim Eltern-Kind-Schwimmen - wenn sie sich mit den Kleinkindern ins Wasser trauen und bei verschiedenen Aufgaben und Spielen die Bodenhaftung mal verlieren - dann kommt raus, dass die Eltern gar nicht schwimmen können."

Immanuel Heinrich, staatlich geprüfter Sportlehrer, Schwimmschule 'Babyschwimmen München'

Ute schwimmt bereits gut und hat ihre Ängste im Griff. Jetzt traut sie sich sogar schon, in Rückenlage zu schwimmen.

"Ich hatte ein Aha-Erlebnis: Ich habe mich nur mit den Armen am Beckenrand festhalten und habe gemerkt, wie mein Becken einfach von alleine schwebt. Und jetzt mache ich das ganz ohne Hilfsmittel. Es macht so einen Spaß und es ist so herrlich im Wasser."

Ute

Beim Schwimmen nehmen also schon die Kleinsten viel mit – und auch für Erwachsene ist es nie zu spät, Schwimmen zu lernen.


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