Königin der Feldfrüchte Der Zuckerrüben-Anbau
Schon im Spätsommer hat sich laVita-Moderatorin Janina Nottensteiner auf den Weg Richtung Straubing gemacht. Die Äcker hier zählen zu den fruchtbarsten Anbaugebieten in ganz Europa. Kein Wunder, dass hier auch die Zuckerrübe prächtig gedeiht.
Rübenbauer Alfons Griesbauer trifft die Moderatorin mitten in den Feldern. Hier ist er gerade fleißig beim Spritzen.
Das macht Janina Nottensteiner zunächst ein wenig stutzig: Muss denn diese Chemie sein? „Spritzen muss sein“, sagt Alfons Griesbauer. Zum Beispiel gegen Pilzkrankheiten: Die befallen die Blätter – und die wären zur Zuckerproduktion äußerst wichtig.
Der Zucker selbst steckt in der Rübe, nur wie viel? „Jede Menge. So eine Rübe hat im Idealfall ungefähr ein Kilo und 16 bis 20 Prozent Zucker. Das heißt ungefähr 180 Gramm Zucker – das sind rund 60 Würfel Zucker“, rechnet der Rübenbauer Janina vor.
Keine Frucht für Anfänger
Doch gegen ein „Vorurteil“ hat die Zuckerrübe trotzdem zu kämpfen – hässlich wäre sie, sagt man ihr nach. Da kann Alfons Griesbauer nur vehement widersprechen. „Für mich ist sie die Königin der Feldfrüchte“, sagt er. Sie sei eben nicht ganz einfach, nicht so pflegeleicht: Sie braucht einen guten Boden, viel Dünger und Pflege – die Zuckerrübe ist eben anspruchsvoll. Wie eine echte Hoheit eben. „Es ist keine Frucht für Anfänger“, stellt Janina Nottensteiner abschließend fest.
Ein Leben mit der Rübe
Und Alfons Griesbauer ist alles andere als ein Anfänger: Er war schon als Bub auf den Rübenfeldern mit dabei. Gelernt hat er alles von seinem Papa. Der ist schon seit den 60er-Jahren im Rübengeschäft. „Da haben wir schon als Kinder mitgekriegt, wie die Rüben draußen stehen. Wenn der Papa nicht so gut drauf war, weil’s Wetter nicht passt oder weil die Rüben nicht so gewachsen sind, dann haben wir als Kinder das schon gespürt“, erinnert sich Alfons Griesbauer.
Kein Wunder, dass der Papa dann schlechte Laune hatte. Schließlich ging es um die Existenz der Familie. Doch einen anderen Beruf, den hätten sich weder damals der Vater noch heute der Sohn vorstellen können. Allerdings hat auch der Junior mit etlichen Hürden zu kämpfen. Allerdings mit ganz anderen.
Strenge Reglementierungen
„Der Zucker ist halt ein Produkt, das für den Weltmarkt produziert wird und nicht wie Tomaten, die wir auf dem Wochenmarkt verkaufen“, sagt Alfons Griesbauer. Und deshalb gibt es eine Menge Reglementierungen – teilweise auch von ganz oben, von der EU. Seit 2006 ist die Zuckerrübenmenge, die von den europäischen Rübenbauern auf den Markt gebracht werden darf, nämlich begrenzt. Zum einen ist das ein harter Brocken für die Rübenbauer, denn alles, was über die festgelegte Quote hinaus angebaut wird, kann nur noch zu Industrie- oder Ethanolzucker verarbeitet werden. Und die sind längst nicht so gut bezahlt wie Zucker für Lebensmittel. Andererseits geben die Regeln auch wieder Sicherheit: Die Rübenbauern wissen, welche Mengen zu welchen Preisen abgenommen werden. Allerdings sind diese beiden Positionen deutlich niedrig als vor der Reform im Jahr 2006.
Nur in der Gemeinschaft stark
Für viele Rübenbauern begann mit der Reform ein Überlebenskampf. Viele haben ihn verloren. Und das, obwohl die bayerischen Rübenbauern Rekordernten einfahren. Der Zucker, der über die Quote hinausgeht, darf nicht verkauft werden. Unverständlich für Alfons Griesbauer: „Was wir gar nicht verstehen ist, dass der Preis auf dem Weltmarkt für Zucker momentan sehr hoch ist, weil der Zucker knapp ist, aber wir den eben nicht verkaufen dürfen“, sagt er. Alleine kann ein Rübenbauer in dieser Situation kaum mehr überleben. Produktionskosten senken ist angesagt - und so haben sich die Rübenbauern in Aiterhofen zu einer Rode- und Transportgemeinschaft zusammengeschlossen. „Denn nur gemeinsam sind wir stark. Damit sichern wir unsere Zukunft“, ist Alfons Griesbauer überzeugt. Gemeinsam werden dann also während der großangelegten Kampagne die Rüben geerntet. Kampagne, so nennen sie übrigens hier die Rübenernte.