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Ernährung Was bedeutet der Nutri-Score

Am 6. November ist in Deutschland die Verordnung zur Einführung des sogenannten Nutri-Scores in Kraft getreten, eine Art Ampelsystem mit Farben und Buchstaben, das anzeigt, wie gesund oder ungesund vorverpackte, verarbeitete Lebensmittel sind. Doch was bedeutet der Nutri-Score genau und wie wird er berechnet? Informationen von Ernährungsexpertin Jutta Löbert.

Stand: 16.11.2020 11:49 Uhr

Nutri-Score | Bild: BR/Patrick Pleul

Wer beim Einkaufen zu gesünderen Lebensmitteln innerhalb einer Produktpalette greifen möchte, musste bislang die meist kleingedruckten Nährwerttabellen auf den Rückseiten der Lebensmittel vergleichen.
Am 6. November 2020 ist nun die Verordnung zur Einführung des Nutri-Scores in Kraft getretenen. Dieser soll Verbrauchern ermöglichen, auf den ersten Blick zu erkennen, wie günstig oder ungünstig die Nährstoffzusammensetzung eines vorverpackten, verarbeiteten Lebensmittels ist und solche der gleichen Produktgruppe schneller miteinander vergleichen zu können.

Was ist der Nutri-Score?

Der Nutri-Score ist eine freiwillige Kennzeichnung der Lebensmittelhersteller, die Verbrauchern helfen soll, das Nährwertprofil und den Gesundheitswert von verarbeiteten, vorverpackten Lebensmitteln schneller zu erkennen.

Der Nutri-Score besteht aus 5 Buchstaben (A bis E) und 5 Farben (Dunkelgrün, Hellgrün, Gelb, Orange und Rot).

Lebensmittel mit einer sehr vorteilhaften Nährwertbilanz werden mit A (Dunkelgrün) gekennzeichnet. E (Rot) kennzeichnet Produkte mit der ungünstigsten Nährwertbilanz.

Je besser der Nutri-Score ist, desto eher ist das Produkt für den täglichen Verzehr geeignet. Produkte mit einem schlechten Score sollten nur gelegentlich oder gar nicht auf dem Speiseplan stehen.

Unverarbeitete Lebensmittel, z. B. Obst, Gemüse oder Honig erhalten übrigens keinen Nutri-Score.

Wie wird der Nutri-Score berechnet?

Der Nutriscore wird mit Hilfe eines Algorithmus berechnet.

  • Für negative Inhaltsstoffe (Energie (Kalorien), gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz) werden Pluspunkte von 0 bis 10 vergeben. Je höher die Punktzahl, desto schlechter ist das Lebensmittel im Hinblick auf diesen Inhaltsstoff bewertet.
  • Für positive Inhaltsstoffe (Eiweiß, Ballaststoffe sowie die Gruppe Obst, Gemüse und Nüsse) werden jeweils 0 bis 5 Minuspunkte ergeben.

Die Gesamtpunkte der positiven Inhaltsstoffe werden von denen der negativen Inhaltsstoffe abgezogen. Je höher die Gesamtpunktzahl ist, desto ungünstiger ist die Nährstoffzusammensetzung des Produkts:

  • dunkelgrünes A: -1 Punkte und darunter
  • hellgrünes B: 0 bis 2 Punkte
  • gelbes C: 3 bis 10 Punkte
  • oranges D: 11 bis 18 Punkte
  • rotes E: 19 Punkte und mehr

Verwendet ein Lebensmittelproduzent den Nutri-Score, so muss er all seine Produkte kennzeichnen, nicht nur die "gesunden", die einen guten Score haben.

Der Nutri-Score bei Getränken

Getränke werden anders bewertet als Speisen.
Lediglich Wasser darf mit einem dunkelgrünen A gekennzeichnet werden.

Welche Vorteile hat der Nutri-Score?

Der Nutri-Score bietet gegenüber der Nährwerttabelle (Energie, Fett, Zucker, Salz) und der Zutatenliste, die innerhalb der EU auf verpackten Lebensmitteln verpflichtend sind, diverse Vorteile:

  • einfache und schnelle Orientierung, welche Produkte von der Nährstoffzusammensetzung besser oder schlechter sind
  • einfache Vergleichbarkeit bei Produkten der gleichen Produktgruppe (z. B. verschiedene Fruchtjoghurts oder Tiefkühlpizzen)

Welche Nachteile hat der Nutri-Score?

  • Gesunde Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente werden bei der Berechnung nicht berücksichtigt.
  • Auch der Anteil an ungesättigten Fettsäuren fließt in die Bewertung nicht mit ein.
  • Zudem haben negative Inhaltsstoffe wie Geschmacksverstärker und Süßstoffe keinen Einfluss auf den Nutri-Score.
  • Schlechte Werte in einzelnen Bereichen lassen sich durch gute Werte in anderen ausgleichen. Ein Produkt mit gutem Nutri-Score muss also nicht bei jedem einzelnen Inhaltsstoff gut abschneiden.
  • Der Nutri-Score ist freiwillig. Ein verpflichtendes System für alle Hersteller wäre notwendig, um die Zusammensetzung und Inhaltsstoffe auf einen Blick zu bewerten und Produkte miteinander vergleichen zu können.
  • Der Nutri-Score bezieht sich auf 100 g oder 100 ml. Möglicherweise sind 100 g eines Produktes gesundheitlich unbedenklich, eine realistische Verzehrmenge hingegen nicht.

Fazit

Um als Verbraucher Lebensmittelgruppen effektiv vergleichen zu können, müsste das System einheitlich europaweit verpflichtend sein.

Es bleibt zudem abzuwarten, was Lebensmittelchemiker aus ihrer "Trickkiste" zaubern, um bestimmte Nährwerte nach oben oder unten zu korrigieren.

Aber: Möglicherweise dient der Nutri-Score den Herstellern auch als Ansporn, ihre Rezepturen zu überdenken und positiv zu verändern.


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