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Ernährung Ist Hanf das neue Superfood?

Wegen seiner wertvollen Inhaltsstoffe wird Hanf gerne als das neue "Superfood" bezeichnet. Dabei ist nicht "Gras" oder "Weed" gemeint, sondern Speisehanf. Dieser hat keine berauschende Wirkung, soll dafür aber super gesund sein. Ernährungsexpertin Jutta Löbert klärt auf, was Nutzhhanfsorten wirklich können und ob sie ein Muss oder sinnvolle Ergänzung für eine ausgewogene Ernährung sind.

Stand: 18.06.2024

Hanf als Samen, Mehl und Öl | Bild: picture alliance / Shotshop / Rezeda Kostyleva

Wenn Sie Hanf im Biomarkt kaufen, können Sie sicher sein: Dieser ist nicht berauschend. Nutzhanfsorten enthalten den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) nur in sehr geringen Mengen, die nicht spürbar sind.

Das macht Hanf so gesund

Im Vordergrund stehen die Samen der Hanfpflanze. Diese sind braun bis schwarz- oder grüngrau, einsamig, umhüllt von einer dünnen, glasigen Fruchtschale, und sie haben einen Durchmesser von drei bis vier Millimetern.

Hanfsamen…

  • sind reich an Eiweiß (pro 100 Gramm etwa 22 Gramm) und enthalten alle essentiellen Aminosäuren; Proteine sind leicht verdaulich, gut verwertbar und insbesondere für Vegetarier und Veganer interessant
  • enthalten einen hohen Anteil an hochwertigen ungesättigten Fettsäuren
  • sind reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren im idealen Verhältnis von etwa 3:1
  • sind reich an Vitamin E, B1, B2 und B6, Zink, Magnesium, Calcium, Phosphor und Eisen
  • enthalten viele Ballaststoffe
  • sind frei von Gluten und Laktose

Gesundheitliche Wirkung von Hanf

Aufgrund ihrer hohen Nährstoffdichte und der günstigen Fettzusammensetzung können Hanfsamen die Gesundheit positiv beeinflussen.

  • Herzgesundheit: Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren können helfen, den Blutdruck zu senken, die Funktion der Blutgefäße zu verbessern und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern.
  • Entzündungshemmende Wirkung: Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften, was bei chronischen Krankheiten, Arthritis oder Hautproblemen helfen kann.
  • Verbesserte Verdauung: Der hohe Ballaststoffgehalt unterstützt den Darm und eine gesunde Verdauung.
  • Stärkung des Immunsystems: Die Nährstoffe in Hanfsamen, einschließlich Zink und Magnesium, sind wichtig für die Unterstützung eines starken Immunsystems.

So verwenden Sie Hanf

Hanfsamen können Sie über fast alle Gerichte streuen. Es gibt sie in zwei Varianten:

  • ungeschält, dadurch knackig
  • geschält, dadurch zart

Die Samen können roh oder geröstet verzehrt werden. Ihr leicht süßlich bis herb würziger Geschmack ähnelt dem von Nüssen. Hanfsamen werden auch ähnlich wie Nüsse eingesetzt:

  • als knackiges Topping für Suppen und Salate, zu Müslis, Früchten oder Desserts
  • als Zutat in Bratlingen oder in der Gemüsepfanne
  • in Smoothies (hierfür am besten die geschälte Variante verwenden)
  • in gemahlener Form können Sie mit den Samen einen Teil des herkömmlichen Mehls ersetzen (beim Backen maximal 10 Prozent, da der Geschmack sonst zu dominant und die Backeigenschaften unzureichend sind)
  • zu Öl gepresst können Sie die Samen für Salatdressings, Marinaden oder Pesto verwenden

Lebensmittel mit Hanf

Nicht nur in Form von Samen, Mehl oder Öl, sondern auch als Mus können Sie Hanf in Ihre Ernährung einbauen. Ein paar Beispiele für Hanfprodukte:

  • Hanfnudeln: Sie werden aus Hanfmehl hergestellt und sind glutenfrei. Allerdings ist der Preis auch deutlich höher als bei herkömmlicher Pasta.
  • Hanfaufstrich: Neben Hanfsamen enthalten die fertigen Aufstriche meist auch Gemüse und eignen sich als Alternative für Käse und Wurst auf dem Brot oder zum Dippen für Rohkost und zum Grillen.
  • Hanfmus: Es besteht aus angekeimten Hanfsamen und lässt sich ähnlich wie Nussmus verwenden, zum Beispiel als Basis für Dressings oder Soßen.
  • Hanfproteinpulver: Eine Alternative, die für vegan lebende Sportler entwickelt wurde.
  • Außerdem finden Sie Hanf in Schokolade, Keksen oder Getränken.
  • Auch die Blätter und Blüten der Hanfpflanze werden verwendet, hauptsächlich für Tee.

Gut zu wissen:

In den letzten Jahren wurde in Europa zunehmend mehr Nutzhanf angebaut. Der Anbau ist nach wie vor genehmigungspflichtig und wird nur hauptgewerblichen Landwirten unter strengen Auflagen gewährt. Die Kontrolle soll vermeiden, dass THC-reiche Sorten zur illegalen Drogengewinnung angebaut werden, da eine optische Unterscheidung der Sorten schwierig ist.

Fazit

Zweifellos enthalten Hanfsamen wertvolle Omega-Fettsäuren in einem besonders günstigen Verhältnis und zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe. Durch die hohe Menge an Eiweiß können sie besonders für Vegetarier und Veganer eine sinnvolle Ergänzung zur Ernährung sein.

Wirklich notwendig für eine ausgewogene Ernährung sind Hanfsamen allerdings nicht. Denn eine gute Nährstoffversorgung ist auch mit herkömmlichen Lebensmitteln und einer vielseitigen Lebensmittelauswahl zu erreichen. Wenn Ihnen Hanfsamen oder Hanfprodukte aber gut schmecken, machen Sie auf Ihrem Speiseplan definitiv Sinn und verdienen die Bezeichnung als Ihr persönliches "Superfood".

Viel Erfolg mit den Tipps wünschen Jutta Löbert und "Wir in Bayern"!


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