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Haut Weniger ist mehr! - Tipps gegen Mundrose

Der Name "Mundrose" klingt zwar schön, dahinter steckt aber eine Entzündung, die mit einem unerträglichen Brennen und Spannungsgefühl der Haut um den Mundbereich einhergeht, was bei den Betroffenen einen hohen Leidensdruck verursachen kann. Hautärztin Dr. Monique Stengel klärt über diese Hauterkrankung auf und gibt Tipps, was Sie dagegen unternehmen können und was Sie besser lassen sollten.

Stand: 30.01.2025

Hautarzt untersucht Gesicht einer Patientin.  | Bild: picture alliance

Welche Symptome können bei der "Mundrose" auftreten und wie erkenne ich diese Erkrankung?

"Bei der Mundrose beziehungsweise perioralen Dermatitis (POD) finden sich rund um Mund und Nase einzelne oder gruppiert stehende rötliche Erhebungen (Papeln), eine flächige Rötung und oft eine Schuppung. Charakteristisch ist eine schmale, erscheinungsfreie Zone direkt neben dem Lippenrot. Leitsymptom ist ein unangenehmes Brennen, Stechen und Spannungsgefühl der Haut, das gefühlt nur durch das Auftragen von Cremes gelindert werden kann. Es kommt zu einem Teufelskreis, wenn die dann verwendeten Cremes sehr reich- oder gar kortisonhaltig sind."

Tritt die "Mundrose" nur im Gesicht auf?

"Die Erkrankung betrifft meistens die Region um Mund und Nase und seltener isoliert die Augenober- und Unterlider (periorbitale Dermatitis) oder die Stirn. In wenigen Fällen kann sich die POD auf das gesamte Gesicht und auch den Bereich hinter den Ohren und den seitlichen Halsbereich ausbreiten."

Wer ist besonders davon betroffen?

"Es sind vor allem junge ‚hautpflegebewusste' Frauen betroffen, seltener Männer und Kleinkinder, welche die gleiche intensive Pflege erfahren wie ihre Mütter."

Kommt diese Erkrankung häufig vor?

"Ja, die POD ist eine sehr häufige Hauterkrankung."

Ist diese Hauterkrankung ansteckend?

"Nein, die Mundrose ist nicht ansteckend und hinterlässt auch keine Narben."

Was kann eine periorale Dermatitis auslösen?

"In erster Linie wird Mundrose ausgelöst durch eine ‚Überpflege' beziehungsweise falsche Pflege der Haut durch die Verwendung von zu reichhaltigen Produkten, die die Oberhaut (Epidermis) aufquellen lassen. Dies führt zu einer gestörten Hautbarriere.

Inhaltsstoffe in Kosmetika, die für eine POD verantwortlich gemacht werden, sind Duft- und Farbstoffe, Emulgatoren und Konservierungsstoffe. Oft sind die verwendeten Kosmetika auch falsch (zu warm) gelagert.
Gerne wird im Akutfall fälschlicherweise Kortison angewendet. Dies führt anfangs zwar zu einer vorübergehenden Besserung der Hauterscheinungen, bei Absetzen kommt es aber zu einem erneuten Aufblühen (Rebound-Phänomen) oder zu einer Verschlechterung.

Meist sind Menschen mit empfindlicher Haut und einer atopischen Veranlagung, also einer Neigung zu Neurodermitis, Heuschnupfen und Allergien, betroffen. Diskutiert werden auch eine Dysbiose (Störung des Mikrobioms), Sonnenlicht, hormonelle Faktoren, das Tragen einer Mund-Nasen-Maske, Folgeerscheinungen einer längeren Kortisontherapie und eine Besiedelung der Haut mit Hefepilzen oder Stäbchenbakterien."

Ist die periorale Dermatitis gut behandelbar und wie sieht die Behandlung aus?

"Grundsätzlich ist die POD gut behandelbar. Allerdings brauchen die Patienten Geduld und sollten anfangs konsequent auf sämtliche Pflegeprodukte verzichten, also eine Nulltherapie für die Haut durchführen, sprich gar nichts (!) auftragen.

Dies fällt den Betroffenen oft sehr schwer, weil die Haut brennt, sticht und nach einer Pflege verlangt. Das Gesicht sollte nur mit Wasser gereinigt und mit sauberen Taschentüchern abgetupft werden (bitte nicht reiben). Auf Lippenstift/-pflege und Parfüms in Kosmetika, Waschmitteln oder Raumsprays sollte verzichtet werden.

Gut gewährt: Schwarzteeumschläge

"Bewährt haben sich bei irritierter Haut auch Schwarzteeumschläge: Dazu zwei bis drei Beutel Schwarztee etwa 15 Minuten ziehen lassen und nach Abkühlung mit einem sauberen Leinentuch auflegen.

Hautärzte verschreiben bei einer ausgeprägten POD auch äußerliche Antibiotika oder sogenannte Calcineurin-Inhibitoren (Wirkstoff Pimecrolimus). In schweren Fällen (besonders nach einer Kortison-Vortherapie) kommen auch innerliche Antibiotika zum Einsatz."

Wie lange dauert eine Mundrose an?

"Die Krankheitsdauer ist individuell sehr unterschiedlich und hängt auch immer von der Konsequenz der Betroffenen ab, auf sämtliche Pflegeprodukte vorübergehend zu verzichten (auch auf den Sonnenschutz). In der Regel heilt die Erkrankung bei strikter Kosmetika-Nulltherapie und Behandlung mit verschreibungspflichtiger Creme nach etwa vier bis sechs Wochen ab."

Lässt sich eine Mundrose vorbeugen?

"Ja, indem man seine Haut nicht überpflegt. Weniger ist oft mehr, das gilt vor allem bei einer Veranlagung zu POD. Optimal ist eine Hautpflege, die auf den individuellen Hautzustand angepasst ist. Sie stärkt unsere Haut in ihrer wichtigen Aufgabe als körpereigene Schutzbarriere."

Viel Erfolg mit den Tipps wünschen Dr. Monique Stengel und "Wir in Bayern"!


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