Roland Spranger Kriegsgebiete
Gar nichts mehr passt bei Roland Sprangers Protagonisten Daniel im Psychothriller "Kriegsgebiete". Der kommt schwer traumatisiert aus seinem Afghanistan- Einsatz zurück und hat Schwierigkeiten, sich im Alltag zurechtzufinden.
Seine Ehe ist kaputt, er meidet geschlossene Räume. Dank Roland Sprangers präziser Charakterzeichnung findet sich der Leser schnell in der posttraumatischen Gedanken- und Gefühlswelt Daniels zurecht. Eine etwas schräge Welt, in der nichts sicher scheint - oder einfach nichts sicher ist. "Und genau da wird das Buch zum Thriller", sagt Roland Spranger.
"Sein Problem ist, dass das Töten nicht aufhört als er in die Heimat kommt. Er findet bei einem Waldlauf eine Mädchenleiche und stellt fest, dass das mehr mit ihm zu tun hat als ihm lieb sein kann."
Autor Roland Spranger über seinen Protagonisten Daniel
Eine beklemmendes Gefühl begleitet den Leser, der mit Daniel durch die Geschichte geht, ja stellenweise rennt. Durch seinen besonderen, manchmal extrem knappen Schreibstil variiert Spranger virtuos das Tempo. Unter anderem das hat die Jury des renommierten Glauser Krimipreises überzeugt.
"Kriegsgebiete" wurde als bester deutscher Krimi des Jahres 2013 ausgezeichnet, geschrieben von einem 50-jährigen Betreuer für psychisch Kranke aus dem oberfränkischen Hof. Immer dann wenn, wenn die Orte in der Geschichte atmosphärisch werden, glaubt sich der Leser in Sprangers oberfränkischer Heimat wiederzufinden.
"Daniel dachte darüber nach, wie viele Fabriken in seiner Heimatstadt noch in Betrieb waren. Das Verhältnis lag bei fünf zu eins. Für die Ruinen. Die Stadt sah immer mehr aus wie die Scheiß-Dritte-Welt."
Textzitat 'Kriegsgebiete'
Info & Bewertung
Roland Spranger: Kriegsgebiete, München 2012, Bookspot Verlag, 224 Seiten, 14,80 Euro, ISBN 978-3-937357-54-6
Spranger könnte auf Hof anspielen, aber auch auf jede andere Provinz-Stadt mit leeren Industriebauten auch. "Auf jeden Fall eine beschädigte Stadt, die genauso beschädigt ist wie Daniel - und das ist Hof natürlich auch", sagt der Autor.
Kriegsgebiete ist ein Thriller, der ganz viele genau solcher Verknüpfungen hat. Ein ganz besonderes Buch, das es schafft, bei allem Trauma, Kriegselend und kranken Seelen ab und zu auch noch ironisch und humorvoll zu sein.
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Thomas Blachnik, Mittwoch, 31.Juli 2013, 13:27 Uhr
1. Beiträge Roland Spranger "Kriegsgebiete"
Ich kenne Roland Spranger schon seit der Schulzeit über den Kreis derjenigen, die regelmäßig das Galeriehaus Weinelt in Hof besuchen. Ich freue mich über seinen Erfolg und die präzisen und journalistisch sehr guten Beiträge über sein Buch im BR. Die Hofer Region hat es nicht leicht - Strukturwandel, Bevölkerungsverlust, Finanzarmut. Es braucht daher engagierte Personen, die in der Region verwurzelt sind und über den Tellerrand hinausschauen, in der Literatur ebenso wie in anderen Bereichen. Roland Spranger hat vorgelegt!
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