Hightech statt Geschirr Porzellan ist überall
Jede Familie, die etwas auf sich hält, hat in Schränken oder Vitrinen edles Porzellan-Geschirr stehen. Doch Porzellan wird nicht nur für den Küchentisch produziert. Längst ist es zum Hightech-Produkt geworden.
Schon 1849 wusste Werner von Siemens, dass Porzellan viel zu schade ist für den ausschließlichen Hausgebrauch. Beim Bau der Telegrafenleitung von Frankfurt am Main nach Berlin setzte er auf Isolatoren aus Porzellan. Damit wurde das Gemisch aus Quarz, Feldspat und Kaolin (Ton) zum wichtigen Wegbegleiter der aufkommenden Elektrotechnik. Gleichzeitig wurden Forderungen nach mehr Hygiene in der Medizin durch den Arzt Ignaz Semmelweiß laut, der erstmals einen Zusammenhang zwischen bestimmten Krankheiten und mangelnder Hygiene herstellte. Auch hier war Porzellan ein hochwillkommener Helfer: Porenfreie Oberflächenfestigkeit, keine Rissbildung, Säureresistenz und Stoßfestigkeit machten das einst so elitäre "weiße Gold" zum massenhaft eingesetzten und dabei bezahlbaren Material in der Labortechnik und der Medizin.
In Zügen und im menschlichen Körper
Die "technische Keramik", so der Fachbegriff, erfüllt also keine dekorativen Zwecke. Und sie bleibt unseren Blicken auch meistens verborgen. Sie wird eingesetzt in der Automobilindustrie und in der Raumfahrt, in Medizin und Chemie, in der Hochspannungstechnik und in der Computerherstellung. Fast überall, wo es um Technik geht, ist der Werkstoff nicht weit. Er wird verwendet als Dichtungsring in der Kaffeemaschine, als Bremsscheibe im ICE, als Platine im Computer, als Fadenführer in der Textilindustrie, als Belag auf Sprungschanzen, als Hitzeschild am Space Shuttle oder als Knie- und Knöchelgelenk im menschlichen Körper. Und ohne dieses besondere Porzellan könnten moderne Autos keinen Meter mehr fahren.
Jobgarantie für Fachschulabsolventen
Kein Wunder also, dass die Berufsaussichten in dieser Branche bestens sind. Deshalb erlebte das Staatliche Schulzentrum für Produktdesign und Prüftechnik in Selb in den vergangenen Jahren einen regelrechten Ansturm. Waren es Mitte der 1990er-Jahre nicht mehr als ein Dutzend Absolventen jährlich, verlassen mittlerweile 50 Schüler pro Jahr die Berufsfachschule als Staatlich geprüfte Werkstoff- und Prüftechniker oder Staatlich geprüfte Produktdesigner. Die Porzellanfachschule in Selb bildet derzeit rund 110 Schüler aus, die vor allem in der Automobilindustrie sehr gefragt sind. Die Schülerzahlen steigen weiter, und alle Absolventen der Selber Fachschule bekommen schon weit vor der Abschlussprüfung eine feste Jobzusage.