Architektur Kontrapunkt zu Hitlers Bauten
Die ewige Streitfrage bei Museumskultur im Zusammenhang mit NS-Grauen: Soll bereits die Architektur kommentieren oder provozieren? In München entschied man sich für die sachliche Variante, angelehnt an den Bauhaus-Stil.
Die ewige Streitfrage bei Museumskultur im Zusammenhang mit NS-Grauen: Soll bereits die Architektur kommentieren oder provozieren? Soll durch Schrägen und asymmetrische Konstruktionen schon außen sichtbar sein, dass es innen um den Zivilisationsbruch geht? Beim Jüdischen Museum in Berlin oder beim NS-Dokumentationszentrum in Nürnberg ging man diesen Weg.
Vorbild Bauhaus
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Den "fundamentalen Bruch" darzustellen, dazu waren die Teilnehmer des Architekten-Wettbewerbs für München aufgefordert. Der Siegerentwurf der Berliner Büros "Georg Scheel Wetzel" verzichtete auf expressionistische Elemente. Die Architekten versuchten die Aufgabe zu lösen, indem sie sich an einen Stil anlehnte, der den Nazis mit am meisten verhasst war: an das Bauhaus. An der Briennerstraße entstand ein "unaufgeregter" (Architekt Tobias Scheel), nüchterner Würfel aus Sichtbeton mit etwa 22,5 Metern Kantenlänge - als Kontrastprogramm zu den trivial-neoklassizistischen Nazi-Kolossalbauten in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Dem puristischen Kubus vorgelagert ist eine aus hellen Betonplatten bestehende Terrasse, die in Richtung Königsplatz zeigt - auch das ein bewusster Kontrapunkt zur Geschichte, denn das "Braune Haus" öffnete sich zur Brienner Straße. Zudem bildet die Terrasse einen Gegenentwurf zum ehemaligen nördlichen NS-Ehrentempel.
Kritik: Zu wenig Atmosphäre und Seele
Kritik erntete der Entwurf dennoch, etwa für die Lamellenfenster, die beim einen oder anderen Gitterstab-Assoziationen wecken. Moniert wurde auch, der Bau strahle zu wenig Atmosphäre aus, oder - wegen der glatten weißen Fassade - lediglich eine klinisch-saubere. München wolle sich ausgerechnet bei diesem dunklen Thema in einer "weißen Weste" präsentieren, so ein Vorwurf.