"NS" Heftiger Streit um ein Namenskürzel
Eine Auswahl deutscher Stätten der Erinnerung an das Nazi-Grauen: "Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände" in Nürnberg, "Dokumentation Obersalzberg" bei Berchtesgaden, "NS-Dokumentationszentrum" der Stadt Köln, "NS-Dokumentationszentrum Rheinland Pfalz, Gedenkstätte KZ Osthofen". Es müssen jedoch nicht immer solche Wortungetüme sein. So hat sich Berlin für "Topographie des Terrors" entschieden. Abgesehen von der Sperrigkeit der oben genannten Bezeichnungen fällt auf, dass manche das Kürzel "NS" enthalten und manche nicht.
Der Name des Zentrums
Genau das ist der Knackpunkt bei der Namenswahl in München, der zu einem heftigen Streit geführt hatte. NS-Dokumentationszentrum München - Lern und Erinnerungsort zur Geschichte des Nationalsozialismus - dafür hat sich der Stadtrat entschieden, mit den Stimmen von CSU und Grünen. Gegen den Namensbestandteil "NS" war die SPD inklusive Ex-Oberbürgermeister Christian Ude.
"NS" - Tätersprache oder allgemeiner Sprachgebrauch
In einer schriftlichen Stellungnahme gegen die Verwendung von "NS" sprach sich auch die Gründungsdirektorin Irmtrud Wojak aus. "NS" als Abkürzung von "nationalsozialistisch" stehe für die Tätersprache, erinnere an Nazi-Institutionen und sei überdies im Ausland nicht verständlich, so die Argumente der Gegner. Rückendeckung für ihre Position erhielt Wojak unter anderem von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München, und Max Mannheimer, Sprecher der Lagergemeinschaft Dachau. Marian Offman, CSU-Stadtrat und als IKG-Vize hoher Funktionär der jüdischen Gemeinde, und der Grünen-Stadtratsfraktionschef Siegfried Benker befürworten "NS" mit dem Argument des allgemeinen Sprachgebrauchs.
So weit die Debatte um den Namen, doch der Streit eskalierte wegen einer Formulierung Wojaks in ihrer schriftlichen Stellungnahme, mit der sie den Stadtratsbeschluss scharf kritisierte: "Das Ausspielen der Zeitzeugen, die verständlicherweise unterschiedliche Meinungen haben können, untereinander, um eigene politische Positionen durchzusetzen, hat etwas zutiefst Beschämendes an sich. Es lässt das Schlimmste fürchten für die zukünftige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus."
Streit beigelegt
Wegen dieser Reaktion fühlten sich einige Stadtratsmitglieder brüskiert, aufgrund der Form auch welche der SPD, die inhaltlich hinter Wojak standen. Benker sprach von einer "völlig unverständlichen Entgleisung in der Diskussion um eine Frage von eher peripherer Bedeutung".
Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" hatte sich Wojak laut Ude, nach dessen Auffassung eine solch scharfe Kritik an Stadtratsbeschlüssen, wie sie die Gründungsdirektorin geübt hatte, einer städtischen Angestellten nicht zustünden, später entschuldigt. Der Streit sei damit beigelegt worden.