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Chronik Der lange Weg zum Zentrum

Erste Überlegungen zu einem NS-Dokumentationszentrum gab es bereits 1946, dann passierte sehr lange gar nichts. 42 Jahre später ließ die Stadt München erst buchstäblich Gras über die Sache wachsen, 2007 war es dann so weit: die Finanzierung stand.

Stand: 26.02.2015 | Archiv |Bildnachweis

Noch mit den Steinplatten der NS-Zeit: Münchner Königsplatz in den 1950er-Jahren | Bild: SZ Photo / Alfred Strobel

Erste Überlegungen zu einem NS-Dokumentationszentrum gab es bereits 1946, dann passierte sehr lange gar nichts. 42 Jahre später ließ die Stadt das Gras sogar buchstäblich über die Sache wachsen.

Das NS-Dokumentationszentrum

Sie entfernte die Granitplatten, mit denen die Nazis den Königsplatz überzogen hatten, um darauf besser marschieren zu können. Ohne an die braune Vereinnahmung des Platzes zu erinnern, begrünte man das Areal 1988. Ein Jahr danach wurden erneut Planungen für eine Gedenkstätte aufgenommen - um sie gleich wieder fallen zu lassen. Als Ort brachte man damals das dem Königsplatz benachbarte Gelände des ehemaligen "Braunen Hauses" ins Gespräch.

An der Stelle des "Braunen Hauses"

Hier steht es - zwischen Königsplatz (links) und Karolinenplatz (rechts).

Weitere 20 Jahre später - und lange nach Nürnberg, Berlin oder dem Obersalzberg - ist es nun so weit, dass auf dem Areal des einstigen NSDAP-Hauptquartiers das Dokumentationszentrum entstehen kann. Bildunterschrift: Das stand früher dort: das ehemalige "Braune Haus", Machtzentrale der NSDAP.

Initiative "von unten"

Das stand früher dort: das ehemalige "Braune Haus", Machtzentrale der NSDAP.

Dafür werden nun Nägel mit Köpfen gemacht: In einem schlichten Kubus entsteht ein Lern- und Erinnerungsort, der nicht nur das München der NS-Zeit zeigt. Vor Augen geführt wird auch die spezielle Rolle der Stadt beim Aufstieg der Nationalsozialisten, die ihr 1935 den Titel "Hauptstadt der Bewegung" verliehen, sowie die Wirkungsgeschichte nach 1945.

Nicht selten waren und sind es in München engagierte Bürger, von denen der Anstoß für Geschichts- oder Gedenkprojekte ausgeht. Auch beim NS-Dokumentationszentrum war es eine Initiative "von unten": 2001 konstituierte sich ein entsprechender Förderkreis aus Einzelpersonen und Organisationen. Erst danach trieb die Stadt die Planungen voran, ohne jedoch zunächst allzu große Eile an den Tag zu legen.

Kosten: knapp 30 Millionen Euro

Nach etlichen weiteren Jahren Gremiumsarbeit und nachdem am Ende beinahe noch der Bund einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte, war es dann 2007 so weit: Der Weg zu einem NS-Dokumentationszentrum München war frei. Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich auf 28,2 Millionen Euro, die sich Bund, Freistaat Bayern und Stadt München teilen. Jährlich wird mit rund 250.000 Besuchern gerechnet. Doch der Reihe nach:

Stationen der Entstehungsgeschichte

1946

Erste Pläne

"Ehrentempel"

Direkt nach Kriegsende gibt es in München erste Überlegungen, eine Bildungs- und Erinnerungsstätte für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus einzurichten. 1947 lässt die US-Besatzungsmacht die beiden "Ehrentempel", NS-Kultbauten am Königsplatz, sprengen. Dadurch wird die Diskussion um den angemessenen Umgang mit der braunen Vergangenheit der Stadt neu entfacht. Die Pläne zu einer Gedenkstätte werden aber nicht weiter verfolgt.







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