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Zähneknirschen Was Knirscherschienen bringen

Gegen nächtliches Zähneknirschen verordnet der Zahnarzt oft eine Knirscherschiene, um die Zähne zu schützen. Aber hilft so eine Schiene auch gegen Kopfschmerzen oder Verspannungen?

Stand: 18.06.2024

Hand einer Frau mit einer Kunststoffschiene | Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos

Wann brauche ich eine Zahnschiene gegen Zähneknirschen

Jeder oder jede Zehnte tut es nachts, aber nicht alle merken es - dass sie nachts mit den Zähnen knirschen. Anzeichen dafür, dass wir eine Nacht mit Zähneknirschen hinter uns haben, sind: Wenn wir morgens häufig mit Muskelverspannungen im Gesicht oder Nacken aufwachen, mit Kopfschmerzen, vor allem im Schläfenbereich, oder Ohrenschmerzen. Auch, wenn uns das Kiefergelenk morgens oft weh tut, sich wie eingerostet anfühlt oder wir nach dem Aufstehen den Mund nur mühsam öffnen können, könnte das ein Indiz dafür sein, dass wir unseren Stress nachts mit und an unserem Gebiss abgearbeitet haben. Auch Spuren an der Wangenschleimhaut oder Zahnabrücke auf unserer Zunge können Hinweise sein, dass unsere Kaumuskulatur eine Nachtschicht eingelegt hat.

Was ist Bruxismus?

Zähneknirschen, oder auch medizinisch "Bruxismus", verursacht nicht nur Schmerzen in Kiefergelenk und Kaumuskulatur, sondern ruiniert vor allem die Zähne des Knirschers. Der hohe Druck durch unsere sehr starke Kaumuskulatur lässt Schleifspuren auf den Zähnen oder Risse im Zahnschmelz entstehen. Im schlimmsten Fall brechen Zähne sogar oder Keramikverblendungen von Kronen platzen ab. Deswegen raten viele Zahnärzte ihren Patienten in solchen Fällen zu einer Zahnschiene. Der Zahnarzt kann anhand der ganz typischen Schleifspuren auf den Zähnen meist sehr klar erkennen, ob der Patient oder die Patientin knirscht oder nicht.

Ursachen des Zähneknirschens

Wir knirschen mit den Zähnen, weil wir dadurch unbewusst Stress bewältigen. Das ist die häufigste Ursache. Eine bestehende Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf) kann Zähneknirschen fördern. Ebenso bestimmte Medikamente oder auch Kaffee, Nikotin, Alkohol:

"Substanzen, die erregend auf das zentrale Nervensystem wirken, können Bruxismus zur Folge haben. Dazu zählen Nikotin, Alkohol, Koffein, Drogen und Medikamente wie z. B. Antidepressiva oder Medikamente gegen das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS)."

Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie

Nach Schätzungen der Bundeszahnärztekammer leidet jeder Zehnte unter Zähneknirschen oder Zähnepressen.

"Frauen sind von diesem Krankheitsbild häufiger betroffen als Männer, die am häufigsten betroffene Altersgruppe liegt zwischen 30 und 45 Jahren."

Bundeszahnärztekammer

Zahnschiene Wirkung

Die Schienen, die auch Okklussions- oder Aufbissschienen genannt werden, schützen in erster Linie die Zähne und entlasten Kiefergelenke sowie die Kaumuskulatur. Im besten Fall können sie das Zähneknirschen reduzieren, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und - therapie (DGFDT): "Harte Okklusionsschienen mit individualisiertem Aufbiss werden für die Behandlung bei Bruxismus empfohlen, sie können die Intensität des Bruxismus um bis ca. 50 Prozent absenken."

Prof. Dr. Christoph Benz von der Bayerischen Landeärztekammer sieht das kritischer:

"Einmal schützen Sie durch die Schiene Ihre Zähne und der andere Effekt ist, dass sich das Bewegungsmuster Ihres Unterkiefers umstellen kann und Sie weniger bis gar nicht mehr knirschen. Dass das der Haupteffekt ist, kann man aber nicht behaupten."

Prof. Dr. Christoph Benz

In vielen Fällen kann es notwendig sein, die Aufbissschiene immer wieder in Stressphasen zu tragen oder sogar ein Leben lang.

Welche Zahnschiene ist am besten

So sieht eine Schiene mit individualisiertem Aufbiss aus.

Welche Schiene am effektivsten ist, darüber gibt es verschiedene Theorien. Am häufigsten wird wohl eine harte Schiene an den Unterkiefer angepasst, die an der Oberseite eingeschliffen ist, also an das eigene Zahnrelief genau angepasst ist. Diese nennt sich "adjustierte Aufbissschiene". Meist sind diese Schienen aus hartem Kunststoff, der auch bei Zahnspangen verwendet wird. Für die Herstellung einer solchen Schiene muss der Zahnarzt zuerst einen Abdruck von Ober- und Unterkiefer nehmen und dann ein Gipsmodell erstellen lassen. Auf dessen Grundlage wird dann die Kunststoffschiene im Dentallabor erstellt und eingeschliffen. Der Zahnarzt passt sie dann nochmals genau dem Patienten an.

Ob eine harte oder weiche Schiene besser hilft, darüber gebe es verschiedene Ansichten und das müsse auch der behandelnde Zahnarzt individuell entscheiden, so Prof. Dr. Christoph Benz.

Sogenannte Miniplastschienen sind als Erste Hilfe für die Zähne zu verstehen und sollten nicht länger angewendet werden. Es sind einfache Standardkunststoffüberzüge, die nicht an den Kiefer des Patienten angepasst werden.

Knirscherschiene - wann tragen?

"Es ist wichtig, die Schiene regelmäßig nachts zu tragen. Nachts habe ich keine wirkliche Kontrolle über mein Knirschen und deswegen ist die Gefahr am größten, dass ich es tue. Es gibt aber auch Menschen, die so stark knirschen, dass ihnen empfohlen wird, die Schiene auch tagsüber zu tragen."

Prof. Dr. Christoph Benz, Bayerische Landeszahnärztekammer

Allen Menschen, die auch wenn sie wach sind, heftig knirschen oder die Zähne aufeinander pressen, raten Mediziner zur Selbstbeobachtung. Rote Klebepunkte werden auf Schreibtisch, Armbanduhr, Kaffeemaschine oder andere Gegenstände, die häufig im eigenen Blickfeld liegen, geklebt. Jedes Mal, wenn der Patient oder die Patientin einen Punkt sieht, soll die Frage aufkommen: Knirsche ich gerade mit den Zähnen? Und sich gegebenenfalls zum Lockerlassen zwingen. Auf Dauer soll das zu einer Verhaltensänderung führen.

Zähneknirschen - wie Aufbissschiene reinigen

Nach jedem Tragen sollten Sie die Schiene reinigen - dazu hier die Expertentipps lesen: Zahnschienen reinigen. "Wenn die Schiene im trockenen Zustand streng riecht, muss man sie irgendwann austauschen", sagt Christoph Benz.

Knirscherschiene - was zahlt die Krankenkasse

Das Material einer Knirscherschiene und das Zahnarzthonorar zahlen die Krankenkassen meist. Einige Arbeitsschritte und die besondere Diagnostik bei Zähneknirschern, die meist eine aufwendige sogenannte Kiefergelenksfunktionsanalyse beinhaltet, muss der Patient komplett selbst zahlen. Und da kommen schnell mehrere hundert Euro zusammen. Sprechen Sie unbedingt vorher mit Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt über die Kosten.

Durchgeführt wird eine Kiefergelenksfunktionsanalyse in manchen Fällen, um auszuschließen, dass Fehlstellungen von Zähnen oder Kiefergelenk das Knirschen auslösen.

Zähneknirschen - Warum ist die Funktionsanalyse so teuer?

"Es erfordert einen großen Fortbildungsaufwand, um überhaupt in den Stand zu kommen, das zu können. Nach der Uni beherrsche ich das noch nicht. Diese Kollegen müssen sich da schon sehr engagieren", sagt Prof. Dr. Christoph Benz.

Er rät Patienten, sich genau erklären zu lassen, warum der behandelnde Zahnarzt die Funktionsanalyse empfiehlt. Der Patient könne sich dann immer noch dagegen entscheiden.

Was hilft noch bei Zähneknirschen

Das kann auch helfen: Gezielte Physiotherapie löst die Muskelverspannungen von hartnäckigen Zähneknirschern.

Stehen wir unter großem seelischen Druck, leiden an Ängsten oder depressiven Verstimmungen sollten wir über Entspannungsübungen, Yoga oder psychotherapeutische Hilfe nachdenken.

Gymnastik zur Entspannung der Kaumuskeln

Gezielte Gymnastik kann helfen, unsere Kaumuskulatur zu entspannen. Zum Beispiel, den Mund gegen den sanften Druck der eigenen Hand zu öffnen. "Fragen Sie Ihren Zahnarzt nach geeigneten Übungen", empfiehlt Benz.

Wenn die Krone stört - kann das Zähneknirschen auslösen

Wenn wir eine neue Füllung oder Krone bekommen und stellen zu Hause fest, da stört noch etwas beim Beißen - auf jeden Fall noch einmal zum Zahnarzt gehen und das anpassen lassen. Auch ein störender Kontakt könnte nämlich dazu führen, dass wir nachts mit den Zähnen mahlen und knirschen.

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