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Handy im Kühlschrank wiedergefunden Warum unser Gehirn manchmal Aussetzer hat

Mit der Milchtüte in der Hand ins Auto steigen, die Banane schälen und sie dann statt der Schale in den Müll werfen – unser Gehirn hat manchmal Aussetzer. Warum das so ist, erklärt unser Experte, Neurowissenschaftler Henning Beck.

Stand: 02.04.2024

Mann hat verwundert sein Handy in der Hand. | Bild: mauritius bilder / VK studio / alamy / Alamy Stock Fotos

Unser Handy finden wir nach intensiver Suche unerwartet im Kühlschrank wieder, werfen die Eier samt Schale in den Teig, fahren mit den Gartenschuhen oder gar Hausschuhen los oder steigen eben - wie BAYERN 1 Moderatorin Ulla Müller passiert, mit der Milchtüte in der Hand ins Auto statt sie vorher zurück in den Kühlschrank gestellt zu haben. Unser Gehirn leistet sich ab und an totale Fehlentscheidungen und scheint manchmal sogar einfach seelenruhig ein Päuschen einzulegen, während wir quasi hirnlos weiter wuseln. Und dann passieren uns so unglaubliche Dinge. Ulla Müller hat den Neurowissenschaftler Hennig Beck gefragt, ob man sich in solchen Fällen Sorgen um das eigene Denkorgan machen muss. Er sagt: "Das ist kein Anzeichen dafür, dass es mit dem Gehirn bergab geht. Im Gegenteil, es zeigt, wie ein Gehirn eigentlich denkt. Dass wir eben nicht perfekt sind, sondern, dass wir eben auch manchmal kleine Fehler machen und, dass das Gehirn nicht immer aufmerksam ist."

Aussetzer

Warum leistet sich denn unser Gehirn solche Aussetzer? "Ein Gehirn geht nie so vor wie ein Computer – aus A folgt B, eine Logik wird abgearbeitet. Sondern: Sie setzen sich ins Auto und haben dann ein konkretes Modell im Kopf, was passieren könnte. Sie wollen irgendwohin fahren. Aber vielleicht hat ihr Gehirn aber noch drin, dass Sie noch irgendwas einkaufen wollen, das Sie gerade gefrühstückt haben und so kann es durch Zufall oder ungünstige Umstände dazu kommen, dass man kleine Fehler einbaut. Was dazu führt, dass man manchmal so kleine Dummheiten macht. Das heißt nicht, dass man schlecht denken kann, das heißt, dass das Gehirn eigentlich sehr kreativ ist."

Dinge verlegen

Ulla Müllers Milchtüte ist wieder in den Kühlschrank gewandert. Doch was ist, wenn ich Dinge wie zum Beispiel die Schlüssel verlege? Was hilft mir da? Tipp des Hirnforschers: "Das Gehirn will sich immer Arbeit sparen. Wenn ich meinen Schlüssel niemals vergessen will, dann muss ich den immer an denselben Ort legen, sodass es zur Routine wird, diesen Schlüssel von diesem Ort auch wieder aufzugreifen. Regelmäßigkeiten helfen dem Hirn beim Denken."

Wir gehen in einen Raum und vergessen, warum: Was wollte ich nochmal hier? Oder: Warum Spleens und Marotten normal sind.

Wie wir unser Gehirn intelligent nutzen, wie es arbeitet und warum man Pessimisten immer für schlau hält, darüber spricht Neurowissenschaftler und Hirnforscher Henning Beck in unserem Interview-Podcast "Blaue Coch". Den Podcast können Sie in der ARD Audiothek kostenlos downloaden und abonnieren.

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/henning-beck-neurowissenschaftler-ueber-die-intelligente-nutzung-des-gehirns/bayern-1/12832019/


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