Blutvergiftung Das sind Anzeichen einer Sepsis
Eine Blutvergiftung oder Sepsis kann durch fast jede Infektion ausgelöst werden. Also nicht nur durch eine Wunde oder Verletzung der Haut, sondern zum Beispiel auch durch eine Blasenentzündung. Das sind die Anzeichen.
Wann ist es eine Blutvergiftung?
In welchen Situationen sich eine Sepsis entwickeln kann und wie das passiert, das erklärt Prof. Dr. Jörg Schelling, niedergelassener Arzt und im Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbands: "Zuerst bemerkt man im Regelfall eine Entzündung zum Beispiel an der Haut, aber auch eine Blasenentzündung, eine Nierenbeckenentzündung oder eine Lungenentzündung. Wenn sich die Keime von dort ausbreiten, in die Blutbahn gelangen und den ganzen Körper befallen, dann spricht man von einer Sepsis."
Könnte es eine Sepsis sein
Wann sollte ich meinen Hausarzt oder meine Hausärztin fragen: "Könnte es eine Sepsis sein?" Auf welche Anzeichen muss ich achten? Dr. Schelling: "Wenn sich Ihr Allgemeinzustand deutlich verschlechtert, wenn Sie deutlich schwach oder abgeschlagen sind, wenn Sie hohes Fieber bekommen, das sich durch die klassischen Fiebersenker überhaupt nicht mehr beeinflussen lässt, wenn Sie Kreislaufprobleme bekommen, wenn also der Blutdruck sehr schnell abfällt oder wenn der Puls sehr stark steigt – das wären alles Zeichen. Wenn Sie aus der Corona-Zeit noch ein Pulsoximeter zu Hause haben, also ein Gerät, das die Sauerstoffsättigung misst, und Sie damit feststellen, dass diese plötzlich stark runtergeht."
Alle, deren Immunsystem eingeschränkt ist, zum Beispiel durch Medikamenteneinnahme oder Diabetes; alle, die infektanfällig sind oder schon älter, sollten hier besonders aufmerksam sein.
Anzeichen einer Blutvergiftung
- Nie gekanntes, schweres Krankheitsgefühl
- hohes Fieber, das sich nicht senken lässt
- extreme Schmerzen
- extreme Müdigkeit, Apathie
- plötzlich auftretende Verwirrtheit
- schnelle, schwere Atmung
- Erhöhter Puls, Puls über 120 pro Minute
- erniedrigter Blutdruck, oberer Wert unter 100
- Feucht-kalte, bläulich-fleckige Haut an Armen/Beinen
- stark gerötete Wunde, manchmal auch eiternd, die Rötung breitet sich aus
Diese Checkliste der Sepsis-Stiftung sorgt für weitere Klarheit: Hier geht es zum Sepsis-Check.
Wie entsteht eine Sepsis
Auslöser einer Sepsis ist immer eine Infektion. Und auch, wenn das viele noch glauben: Verletzungen und Wunden, die sich infizieren, sind nicht die häufigsten Ursachen für eine Sepsis. 40 Prozent der Blutvergiftungen entstehen aus Lungen- und Atemwegsinfekten, 20 Prozent aus Harnwegsinfektionen und nur neun Prozent aus Wunden. Insektenstiche und Tierbisse sind aber natürlich Risikofaktoren, aus denen sich eine Sepsis entwickeln kann. Was Sie bei entzündeten Mückenstichen im Auge haben sollten, lesen Sie hier.
An einer Sepsis kann man in jedem Alter erkranken
Es kann wirklich jede und jeden treffen, an einer Sepsis kann man in jedem Alter erkranken. Ein höheres Risiko haben
- Neugeborene und Kleinkinder (bis zum ersten Geburtstag)
- ältere Menschen ab 60 Jahren
- chronisch kranke Menschen, die zum Beispiel an Diabetes, Atemwegserkrankungen, Nieren- oder Lebererkrankungen, an Krebs oder Abhängigkeitserkrankungen (Drogen oder Alkohol) leiden
- Menschen, die ohne Milz leben
- Menschen, denen ein Organ transplantiert wurde
Schutz vor Sepsis
Häufiges Händewaschen, die sorgfältige Reinigung und Behandlung von Wunden sowie vorbeugende Impfungen, sehr viel mehr kann man nicht tun, um sich vor einer Sepsis zu schützen. "Beispiele sind Impfungen gegen die saisonale Grippe und Pneumokokken", schreibt die Sepsis-Stiftung. Besonders chronisch Kranke und ältere Menschen sollten mit ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt regelmäßig über notwendige Impfungen sprechen.
Was ist eine Blutvergiftung?
Eine Sepsis oder Blutvergiftung ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland, an einer Sepsis erkranken jedes Jahr mindestens 230.000 Menschen, mindestens 85.000 versterben daran. So "Deutschland erkennt Sepsis", eine Kampagne des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V.. Eine Sepsis ist immer ein medizinischer Notfall, wenn Sie unsicher sind, rufen Sie lieber einmal zu früh die 112 an.
Hören Sie auf Ihren Körper
Auf den eigenen Körper zu hören ist immer wichtig, aber ganz besonders bei ersten Anzeichen einer Sepsis, diese Krankheit kann sich sehr schnell ausbreiten und ernste Folgen haben.
Prof. Dr. Jörg Schelling berichtet von einem Patienten aus seiner Praxis: "Ich habe unlängst erst einen jungen Mann erlebt, mit einer Lungenentzündung, die dann septisch geworden ist. Er hat ganz lange aus beruflichen Gründen gesagt, er kann sich jetzt einfach keinen Krankenhausaufenthalt leisten. Ich hab ihn dann am Freitagabend in die Klinik quasi gezwungen und es ist zum Glück gut gegangen. Es hat lange gedauert, bis das Bewusstsein für die Krankheit auch bei ihm angekommen war."
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