Darmgesundheit 5 Tipps für eine gesunde Darmflora
Ist unsere Darmflora aus dem Gleichgewicht, wirkt sich das schnell auf viele Prozesse im Körper aus. Wie wir unseren Darm gesund halten, ob probiotische Drinks tatsächlich helfen und was nach einer Medikamenteneinnahme wichtig ist.
Wieso ist eine gesunde Darmflora so wichtig für unseren Körper?
"Es ist ausgesprochen wichtig, dass die Darmflora gesund ist. Hier werden Stoffwechselprodukte gebildet, die anti-entzündlich wirken, die günstig auf den Stoffwechsel wirken und die günstig wirken für beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen", sagt Dr. Birgit Terjung, Chefärztin Innere Medizin - Gastroenterologie und Ärztliche Direktorin der GFO Kliniken Bonn. Es gibt bestimmte Bakterien, die die meisten von uns im Darm haben - darunter Bifidobakterien, Laktobazillen und E.coli. Liegt eine ausgewogene Mischung der Darmbakterien vor, produzieren die Bakterien viele Stoffwechselprodukte, die wiederum für andere Prozesse im Darm und im Körper eine Rolle spielen. "Deswegen ist es so wichtig, dass man von diesen Bakterien, die eben genau das produzieren, ausreichend viele hat und das im richtigen Mischungsverhältnis", so Dr. Terjung weiter. Es gibt immer mehr Erkenntnisse darüber, welche große Rolle die Darmflora in unserem Körper spielt. Dabei hat jeder Mensch seine ganz individuelle Darmflora, vergleichbar mit dem ganz individuellen Fingerabdruck. Das heißt, dass die Bakterien, die die Darmflora ausmachen, sich von Person zu Person unterscheiden.
Ist die Darmflora gesund, geht man von einem Gleichgewicht zwischen den Bakterien aus. Und übrigens: Bei der Darmflora spricht man zwar meistens von Bakterien, allerdings umfasst sie auch viele Viren und kleine Einzeller.
Wie baut man die Darmflora nach Medikamenteneinnahme wieder richtig auf?
Analysiert man die Darmflora vor und kurz nach der Zeit der Antibiotikagabe, stellt man eine Veränderung der Darmflora fest. Antibiotika können generell nicht zwischen "guten" und "schlechten" Bakterien unterscheiden. Sie sind zwar auf bestimmte Zielbakterien ausgerichtet, wirken aber auch auf andere, gute Bakterien im Darm - so kann ein Schaden bei allen Bakterien entstehen, abhängig von der Dosis und der Dauer der Medikation. Ist man wieder gesund, springt die Darmflora im Normalfall wieder in ihr individuelles, eigenes Muster zurück. Wurde das Antibiotikum besonders lange eingenommen oder hat der Patient oder die Patientin noch andere Beschwerden, kann die Darmflora sich manchmal nicht so einfach und schnell regenerieren.
In diesem Fall sollte man zunächst die Ernährung optimieren. Hier spielen die sogenannten löslichen Ballaststoffe eine ganz wichtige Rolle - sie sind vor allem beispielsweise in Äpfeln, Birnen oder Aprikosen, aber auch in Hafer, Leinsamen und Flohsamenschalen enthalten. Diese Ballaststoffe werden im Grunde genommen von den Bakterien als Nahrung gebraucht, um sich wieder aufzubauen und wieder in die alte Mittelstellung, also in die gesunde Darmflora, zurückzuspringen: "Dafür sind die löslichen Ballaststoffe ganz wichtig, aber auch die unlöslichen Ballaststoffe sind ein ganz entscheidender Grund, dass es den Bakterien gut geht und dass sich eine gesunde Darmflora wieder aufbaut", sagt Dr. Terjung. Die Ärztin rät des weiteren zu einer mediterranen Kost, ballaststoffreich, mit viel Obst und Gemüse, Nüssen und Samen, zu wenig rotem Fleisch - das begünstigt dann zusammen mit Omega-3-Fettsäuren, dass es der Darmflora gut geht. "Wenn man jetzt das Gefühl hat, das funktioniert über die Ernährung vielleicht nicht oder man möchte das noch ein wenig unterstützen, nehmen viele noch sogenannte Probiotika“, so Dr. Terjung.
Was steckt in Probiotika?
Probiotika sind lebende Bakterien. Sie enthalten meist genau die Bakterien, die vermutlich für eine gesunde Darmflora nötig sind. Diese bestimmten Bakterien werden in den Probiotika besonders angereichert. Viele Milliarden Bakterien sind dann in Kapseln oder zum Auflösen erhältlich. Im Darm sollen sie die vorherrschenden, schlechten Bakterien verdrängen, damit sich langsam wieder eine gesunde Darmflora ausbilden kann. "Da wir nicht genau wissen, was bei Ihnen vielleicht verändert ist, kann es immer nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit geben, dass man mit einem Probiotikum richtig liegt oder aber auch genau das falsche ausgewählt hat", klärt Dr. Terjung auf. Deswegen werden gerne Probiotika genommen, in denen mehrere verschiedene Keime enthalten sind, so verbessert sich die Trefferquote. Diese nimmt man dann so gesehen "auf Verdacht" ein - und gemeinsam mit der Kostanpassung reguliert sich dann die Darmflora meist wieder.
Mit Flohsamenschalen den Darm unterstützen
Die meisten Menschen haben nach einer Antibiotika-Therapie weicheren Stuhlgang - das lässt sich oft ganz gut mit Flohsamenschalen regulieren: Einen Esslöffel handelsübliche Flohsamenschalen in Wasser einrühren und trinken. Flohsamenschalen sind lösliche Ballaststoffe, die sehr günstig auf die Darmflora einwirken - Stuhlgang und Darmflora werden so positiv beeinflusst. "Das wäre im Prinzip schon ein Effekt, den man über die Ernährung mit viel Ballaststoffen erreichen könnte. Dafür braucht es nicht immer Probiotika", so Dr. Terjung.
Wie gut sind probiotische Joghurts und Joghurtdrinks?
Viele Joghurtdrinks versprechen, sich positiv auf die Darmflora auszuwirken und diese zu regulieren. Dr. Terjung sieht das kritisch, denn: "Diese enthalten zwar auch angereicherte Bakterien, wie etwa Lactobacillus Defenses. Aber eben auch, was man nicht unterschätzen darf, einen hohen Zuckeranteil, was sich dann wieder ungünstig auf die Darmflora auswirkt". Hohe Zuckeranteile im Essen beeinflussen die Darmflora also wieder ungünstig. Die Ärztin rät deshalb, lieber mal zu einem Naturjoghurt zu greifen - der beinhaltet nämlich auch Bakterienkulturen, aber deutlich weniger Zucker.
Was beeinflusst die Darmflora?
Nicht nur Antibiotika, auch viele andere Medikamente können die Darmflora verändern. Ebenso verändert bereits eine kurzzeitige Umstellung der Ernährung die Zusammensetzung der Bakterien im Darm - etwa wenn im "Veganuary" den ganzen Januar über nur vegane Kost auf den Tisch und in den Magen kommt: "Wenn ich mich plötzlich vegan oder vegetarisch ernähre, habe ich schon eine andere Darmflora, als wenn ich alles esse, und vor allen Dingen auch Fleisch esse", so Dr. Terjung. Das heißt, Fleischesser haben eine andere Zusammensetzung ihrer Darmflora als jemand, der sich vegetarisch ernährt. Auch wenn man als Vegetarier eine Zeit nicht auf Fleisch verzichtet, verändert sich die Darmflora. Dieser Prozess geht relativ schnell. "Diese Veränderung ist weder gut noch schlecht - allerdings sind bei den Fleischessern ein paar Bakterien vorhanden, von denen man eher denkt, sie könnten ein bisschen entzündungsfördernd wirken", so Dr. Terjung. Deswegen spielt in vielen Therapien gerade die Ernährung eine so wichtige Rolle.
Nahrungsergänzungsmittel für den Darm
Nahrungsergänzungsmittel gibt es mittlerweile für alles Mögliche, auch Probiotika sind überwiegend Nahrungsergänzungsmittel. "Manche nehmen zum Beispiel Inulin, das ist einer der löslichen Ballaststoffe - das ist sicherlich etwas, das ganz gut ist", sagt Dr. Terjung. Ansonsten, so rät die Ärztin, sollte man aber wirklich auf gesunde Ernährung setzen - hier als Stichwort: Mediterrane Ernährung. Wichtig ist vor allem: Ernährungsdefizite lassen sich nicht mit Nahrungsergänzungsmitteln ausgleichen.
Was kann ich meinen Darm Gutes tun?
- Mediterrane Kost:
- ballaststoff-, obst- und gemüsereich
- wenig Fleisch (nur zwei Mal die Woche, maximal 300 g pro Woche inkl. Wurstwaren)
- viel fetten Fisch (Lachs, Makrele, Hering)
- viele Öle als Fett (Olivenöl, Rapsöl und Öle mit viel Omega-3-Fettsäuren, wie Hanf- oder Leinöl)
- Nüsse und Samen - hier verstecken sich viele Omega-3 -Fettsäuren, die anti-entzündlich wirken
- Ausreichende Trinkmenge: zirka zwei Liter pro Tag (Wasser oder Tees)
- Ausreichend Bewegung: regelmäßige Bewegung (täglich 10k Schritte) trägt dazu bei, dass die Darmflora auch in einem gesunden Verhältnis besteht
- Achtsamkeit und Resilienz: wirkt sich auch auf eine sehr gute Zusammensetzung der Darmflora aus
- Vermeiden Sie übermäßigen Genuss von Obstsäften und Smoothies. Grund: Smoothies enthalten extrem hohe Mengen an Zucker, vor allem an Fruchtzucker - das beeinflusst die Darmflora negativ und kann zusätzlich noch zu einer Leberverfettung führen. Smoothies zu trinken statt Obst zu essen ist wegen des hohen Zuckeranteils keine gute Alternative.
Wussten Sie schon? Diese Lebensmittel tun der Leber gut
Hören Sie hier Anne Fleck in unserer Talk-Sendung die "Blaue Couch"
https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/anne-fleck-ernaehrungsmedizinerin/bayern-1/84563114/