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Nachthimmel Ist das ein Planet, Komet oder doch ein Flugzeug?

Guckt man in den Nachthimmel, ist da einiges los. Es funkelt und blinkt, leuchtet und fliegt über unsere Köpfe hinweg. Doch wie erkennt man genau, was da über einem herumschwirrt?

Stand: 23.09.2024

Sternenhimmel über einem Baum | Bild: mauritius images / Benjamin Engler

Was man von der Erde aus am Nachthimmel sehen kann, ist gigantisch, aber auch nicht immer ganz einfach auseinanderzuhalten. Der Leiter der Bayerischen Volkssternwarnte München Bernhard Buchner erklärt, wie wir die verschiedenen Himmelskörper am Nachthimmel leicht unterscheiden können.

Was ist am Himmel los?

Meteoroide und Asteroide sind Objekte, die sich außerhalb der Erdhülle befinden. Meteoroide sind eher kleine Objekte – von staubkorngroß bis zu einem Meter Durchmesser. Asteroide sind größer, von einem Meter bis zu einem Kilometer groß. Dringen Asteroiden in die Erdatmosphäre ein, dann sind das wahnsinnig helle Lichterscheinungen am Nachthimmel.

Was ist ein Meteor?

Eine Sternschnuppe beispielsweise ist gleichzeitig ein Meteor – das ist die Leuchterscheinung, die man am Sternenhimmel sehen kann. Es gibt ganz kleine Sternschnuppen, also staubkörnchengroß, aber auch bis zu einem Meter-Brocken und größer. Diese treten in die Erdatmosphäre ein und erzeugen dann entsprechend kleine oder auch sehr helle Leuchterscheinungen, die allerdings alle sehr kurz dauern. "Das sind üblicherweise wirklich nur wenige Sekunden. Wenn es ein bisschen was Größeres ist, kann das auch etliche Sekunden nachleuchten - das gibt’s auch", so Bernhard Buchner. So ein Bröckchen taucht also in die Erdatmosphäre ein und regt diese zum Leuchten an. Das Leuchten kommt tatsächlich aus der Erdatmosphäre selbst, da die Luftmoleküle zum Leuchten angeregt werden. "Die Geschwindigkeit eines solchen Meteors ist ungeheuer groß. Sie müssen sich vorstellen, da ist eine Gewehrkugel langsam dagegen", sagt Bernhard Buchner. Das Leuchten beginnt in der Hochatmosphäre in etwa 100 Kilometer über unseren Köpfen. Da beginnt die Luftreibung so stark zu werden, dass das eintretende Teil abgebremst wird. In dem Moment, in dem es noch schnell ist, wird es für uns sichtbar: "Da fängt die Atmosphäre zu leuchten an und irgendwann wird der Brocken so weit abgebremst, dass er es dann nicht mehr vermag, die Atmosphäre durch die Reibung zum Leuchten zu bringen, dann beginnt ein Dunkelflug", erklärt Bernhard Buchner.  Sind die Sternschnuppen besonders groß, werden sie auch Bolide oder Feuerkugeln genannt.


Zusammengefasst erklärt es Bernhard Buchner so:
"Meteore sind die Leuchterscheinungen in unserer Erdatmosphäre. Davon gibt es eben die Sternschnuppen, wenn es was Großes ist, nennt man es eine Feuerkugel oder Bolide. Der Überflug dauert mit wenigen Sekunden nur sehr kurz, dann beginnt der Dunkelflug, manchmal gibt es auch eine Art Nachleuchten der Spur."

Wenn etwas herunterfällt, dann nennt man das Meteorit. "Das ist das, was unten ankommt, wenn so ein Brocken in der Hochatmosphäre verblasst. Die fallen überall auf der ganzen Welt ab – es gibt beispielsweise sehr berühmte Streugebiete in Südamerika."

Was ist ein Komet?

Ein Komet ist ein Phänomen ganz anderer Art. Das sind Objekte, die weit außerhalb unserer Erdatmosphäre stehen. In der Regel sind sie mehrere 100 Millionen Kilometer von uns entfernt – im Vergleich, die Erd-Mond-Entfernung liegt im Mittel bei 380.000. Das sind eisige Brocken, die eigentlich von weit draußen ins Sonnensystem kommen. Nähern sie sich der Sonne, dann fangen sie an auszugasen. "Sprich, das sind Eisbrocken. Eis schmilzt, wenn es heiß wird und dieser Kometkern fängt dann an Eis auszugasen, also Wassereis, Stickstoff, Sauerstoff - auf so einem Kometen kann man alles Mögliche finden", sagt Bernhard Buchner. Normalerweise würde sich eine Kometenatmosphäre bilden. Doch, die von der Sonne kommenden Sonnenwinde blasen diese Dampfwolke weg von der Sonne. Ein Schweif entsteht.
Kometen sind sehr diffuse Objekte. Um sie zu sehen, braucht man meistens einen sehr dunklen Nachthimmel. "Um uns herum sind ständig irgendwelche Kometen. Man kann sie theoretisch also ständig sehen, sie sind aber zu lichtschwach. Wenn man Kometen wirklich hell am Abendhimmel sehen kann – das ist aber wirklich absolut selten - dauert das dann wirklich mehrere Tage an. Der Komet wandert von Tag zu Tag langsam über den Abendhimmel hinweg", sagt Bernhard Buchner.

Lichterscheinungen am Himmel heute

Satelliten sind Objekte, die sich sehr gleichmäßig in stetig konstanter Geschwindigkeit über den Himmel bewegen. Den Lichtpunkt sieht man etwa 2 bis 6 Minuten über den Himmel ziehen. Sie blinken normalerweise nicht. "Also das passiert ganz selten. Das sind wirklich Ausnahmeerscheinungen, dass Satelliten mal ein periodisches Leuchten haben. Das sind meistens Satelliten, die außer Kontrolle geraten sind", sagt Bernhard Buchner. 
Die internationale Weltraumstation die ISS zum Beispiel ist ein sehr heller großer Satellit. Diese fliegt immer aus Richtung West in Richtung Ost, kreist in nur 400 km Entfernung über unseren Köpfen und erscheint oft sehr hell am Nachthimmel. "Die Überflüge sind dann mehrere Tage hintereinander auch mehrmals am Abend. Sie braucht ja nur 90 Minuten einmal um die Erde herum", sagt Bernhard Buchner.

Langer glänzender Wurm am Nachthimmel

Bei den Starlink Satelliten vom US-Raumfahrtunternehmen SpaceX, das von Elon Musk gegründet wurde, gibt es eine ganz besondere Leuchterscheinung: "Da werden in einer Rakete immer sechzig Stück auf einen Schlag hochgeschossen. Wenn so ein Pack hochgeschossen wird, werden sie dann auch auf einen Schlag freigesetzt. Die sind alle ganz nah zusammen und bilden dann ein Starlink-Trail. Der hat nur wenige Bogengrad Länge und wandert dann wie so ein silberner, glitzernden Wurm über den Himmel", so Bernhard Buchner. 

Flugzeuge am Himmel heute

Flugzeuge blinken meistens grün-rot. Oft nimmt man auch ein weißes blinkendes Licht wahr.

Wie sehe ich Planeten am Nachthimmel?

Planeten stehen relativ still. "Der nervöseste ist noch der Merkur, den haben aber die wenigsten überhaupt in ihrem Leben gesehen, weil der kaum über den Horizont kommt. Wenn, dann kommt er nur ein paar Grad darüber – der ist wirklich schwer zu beobachten", sagt Bernhard Buchner. 
Die Venus hingegen ist leicht zu erkennen. Man sieht sie sofort, da sie wahnsinnig hell ist, weit heller als der hellste Stern. Die Venus steht über Monate am Nachthimmel und wechselt ganz langsam über Wochen hinweg ihre Position. Sie zieht um die Sonne und ist dabei schneller auf dem Weg um die Sonne als die Erde, da sie sich innerhalb des Erdradius bewegt. Das bedeutet, sie überholt uns zyklisch.

Auch der Jupiter strahlt so hell, dass man ihn nicht mit anderen Sternen verwechseln kann. Er ist zwar weit außerhalb der Erdbahn, aber dafür sehr groß – der größte Planet unseres Sonnensystems. Er zieht sehr langsam und braucht für eine Sonnenumrundung fast 12 Jahre. Deswegen steht er fast statisch und man erkennt nur minimale Winkelveränderungen im Laufe des Jupiterjahres. Alle Jahre mal wechselt der Jupiter das Sternenbild.

Der Saturn ist bei Dämmerung zusammen mit den hellsten Sternen schon am Nachthimmel zu sehen. Etwa so hell wie der Stern Altair – das Sternen Bild des Adlers.

Uranus und Neptun sind mit bloßem Auge eigentlich nicht erkennbar.

Wer nach Planeten am Nachthimmel sucht, wird bei einem Blick in den Zenit nicht fündig. Planeten stehen immer Richtung Horizont.

Hören Sie in unserem Blaue Couch Podcast, warum Suzanna Randall unbedingt ins All möchte:

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/suzanna-randall-astronautin/bayern-1/78782864/


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