Noch nicht heil- aber gut behandelbar Humanes Immunschwäche-Virus, HIV
In den 1980er Jahren glich HIV noch einem Todesurteil. Inzwischen ist HIV sehr gut behandelbar. Wird HIV rechtzeitig entdeckt, können Menschen mit der Krankheit genauso lange leben, wie Menschen ohne HIV.
Das Humane Immunschwäche-Virus ist der Erreger der Erworbenen Immunschwächeerkrankung (AIDS) und führt durch eine Infektion des gesamten Körpers, vor allem der sogenannten CD4 T-Helferzellen. Diese sind so etwas wie die Kommandozellen des Immunsystems, die die Abwehr gegenüber fremden Erregern steuern. Werden sie durch das HI-Virus befallen, funktionieren sie einfach nicht mehr, und der Körper wird anfällig gegenüber sämtlichen Immunschwächeerkrankungen.
Übertragungswege
HIV wird gegenüber den anderen, bakteriellen Erkrankungen wesentlich schlechter beim Geschlechtsverkehr übertragen. Vaginal oder oral wird HIV so gut wie überhaupt nicht übertragen. Am ehesten erfolgt eine Ansteckung über Analverkehr, aber selbst da ist das Übertragungsrisiko um ein Vielfaches geringer als bei anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen.
"Das Kondom schützt ja deshalb als Barriere so gut, weil es eigentlich keine Schmierinfektion gibt, das heißt Sie brauchen schon eine relativ hohe Risikoexposition."
Dr. Christoph D. Spinner
Die Symptome von HIV
Zunächst verursacht die Infektion keine Symptome. Danach verläuft die in drei Phasen:
An sich steht am Anfang ein fieberhaftes Krankheitsbild mit Hautausschlag. Den hat aber nur etwa jeder zweite infizierte Mensch. Das kann von einer leichten Grippe bis zu schwereren Erscheinungen gehen.
"Dann kommt es zur chronischen Phase der Infektion, die sich durch eine vermehrte Infektanfälligkeit auszeichnet, bis dann schlussendlich – AIDS definierend – das Erkrankungsstadium eintritt, das dann geprägt ist durch schwere, komplikative Erkrankungen."
Dr. Christoph D. Spinner
Therapie
HIV ist heute durch entsprechende Medikamente im Grunde eine behandelbare (aber noch nicht heilbare) Erkrankung, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert wird.
Regelmäßig zum HIV-Test
Deswegen der klare Appell von Dr. Christoph D. Spinner:
"Es muss einfach mehr getestet werden, man muss aber auch diesen HIV-Test entmystifizieren - dieses Dogma 'Kein HIV-Test ohne Beratung', das über Jahre aufgebaut wurde." Dr. Christoph D. Spinner
Auch durch Betreiben der entsprechenden medizinischen Fachgesellschaften wurde die Medizinprodukte-Abgabeverordnung geändert. Somit gibt es jetzt auch Selbsttests in der Apotheke für Menschen, die zum Beispiel nicht zu ihrem Hausarzt gehen wollen und sagen, sie glauben, ein Risiko zu haben.
PrEP: HIV-Prophylaxe für Angehörige einer Risikogruppe
Bei der sogenannten Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) handelt es sich - hart formuliert - um eine systemische Chemo-Prophylaxe, also die vorbeugende Einnahme von Arzneimitteln zur Verhinderung einer HIV-Infektion. Die Wirkungsweise ist so, dass antivirale Wirkstoffe dafür sorgen, dass in den sogenannten peripher-plasmatisch-mononukleären Zellen eine Infektion mit dem HI-Virus verhindert wird, sofern es eindringt. Das Medikament (Wirkstoffe derzeit: Emtricitabin und Tenofovir – und in einer Vorstufe Disoproxil fumarat) wird in Form einer Tablette vorbeugend eingenommen. Somit kann das HI-Virus nicht zur Infektion führen.
"Deswegen führt das zu einer relativen Risikoreduktion von 86 bis 99 Prozent, also wirklich ein hochwirksames Instrument in der Vermeidung von HIV-Neuerkrankungen für Risikogruppen. Also, der für sich erkennt, er könnte ein Risiko haben, zum Beispiel als homo- und bisexueller Mann oder als jemand, der sehr viele Sexualpartner hat und diese PrEP regelmäßig einnimmt, kann somit natürlich wirksam sein HIV-Infektionsrisiko verringern."
Dr. Christoph D. Spinner
Geringe bis keine Nebenwirkungen bei PrEP
"Es ist so, dass Übelkeit eigentlich die häufigste Nebenwirkung ist, die am Anfang auftritt: milde Magen-Darm-Veränderungen, die sich in der Regel wieder geben. Sehr selten kann es schwere Komplikationen an der Niere geben, aber nur, wenn weitere Risikofaktoren vorliegen. Es gibt auch Berichte einer Mineralsalzdichteminderung, die allerdings bei gesunden Männern auch keine klinische Rolle haben, so dass man eigentlich schon von einem positiven Risiko-Nutzen-Profil sprechen kann."
Dr. Christoph D. Spinner