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Kriegsende 1945 | Befreiung Bayerns (5) Die Freiheitsaktion Bayern

Nur wenige Tage vor Kriegsende ruft die "Freiheitsaktion Bayern" zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten auf. Über das Radio fordert sie die Bevölkerung auf, sich den einmarschierenden Amerikanern gewaltlos zu ergeben. Die SS beendet die Aktion allerdings blutig.

Von: Birgit Beck

Stand: 18.03.2015 | Archiv

Portrait Rupprecht Gerngroß | Bild: sz-photo.de

28. April 1945. Die US-Armee marschiert in Augsburg ein. Zwei Tage später werden die amerikanischen Soldaten in München sein. Wer in Bayern in den frühen Morgenstunden das Radio anmacht, wird überrascht: Statt Propaganda der Nationalsozialisten, die immer noch den Sieg beschwören, heißt es da: "Achtung, Achtung! Sie hören den Sender der Freiheitsaktion Bayern."

"Die Stunde der Freiheit hat endlich geschlagen. Die Kapitulation steht unmittelbar bevor. (...) Der Naziklüngel wurde vernichtet."

Freiheitsaktion Bayern

Freiheitsaktion Bayern besetzt Sendeanlage in Ismaning

Die Freiheitsaktion Bayern versucht den Aufstand gegen das Regime, wenige Tage vor Kriegsende. Eine Gruppe von Widerstandskämpfern, Offiziere aus München und Umgebung, will ein weiteres Blutvergießen in Bayern verhindern und die Bevölkerung zur Kapitulation und zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufforden. Ihr Kopf: Hauptmann Rupprecht Gerngross, seit 1942 Chef der Dolmetscherkompanie. Ihr Codewort: "Fasanenjagd". Ihre Mission also die Jagd auf die Funktionäre der NSDAP, die beim Volk "Goldfasane" genannt wurden, wegen ihrer mit Gold ausgestatteten Uniformen.

Gut 1.400 Wehrmachtssoldaten und Zivilisten beteiligen sich an der Freiheitsaktion. Sie besetzen das Rathaus in München und eine Zeitungsredaktion. Gerngross und seine Anhänger treffen auch eine der wichtigsten Stellen des Machtapparats der Nazis: Sie übernehmen den Reichssender München, genauer die Sendeanlage in Ismaning, zumindest kurzfristig. In mehreren Ansprachen über das Radio im Laufe des Morgens und Vormittags des 28. April fordern sie die Bayern auf, den Befreiern mit weißen Fahnen entgegen zu gehen und nicht gegen sie zu kämpfen. Und sie verkünden ihre Ziele: Der Nationalsozialismus soll beendet, ein Rechtsstaat aufgebaut und die Grundrechte wieder eingeführt werden.

Widerstand endet in Fiasko

Nur kurz gelingt es der Freiheitsaktion Bayern, sich dem NS-Regime zu widersetzen. Die SS und die Gestapo räumen noch am gleichen Tag die Sendeanlage in Ismaning und starten eine Hetzjagd auf Gerngross und die anderen Widerstandskämpfer. Einige werden auf der Flucht getötet, andere werden hingerichtet. Gerngross kann auf einer Berghütte untertauchen. Die SS und andere fanatische Nazis gehen wegen "Wehrkraftzersetzung" und "Drückebergerei" auch grausam gegen Zivilisten vor, die dem Aufruf der Freiheitsaktion gefolgt waren. Mehr als 50 Menschen werden erschossen oder erhängt - nur Stunden vor der Befreiung. Etwa der Pfarrer in Göttingen bei Bad Aibling, weil er die weiß-blaue bayerische Fahne auf dem Kirchtum gehisst hatte.

Unterschiedliche Bewertung

Bis heute wird der Aufstand in der letzten Kriegsphase in Bayern unterschiedlich bewertet. Die einen kritisieren die Freiheitsaktion Bayern, sie habe unnötige Todesopfer gefordert. Andere würdigen sie als Teil des deutschen Widerstands gegen das NS-Regime. In München erinnert der Platz der Münchner Freiheit an die Gruppe: Er wurde 1946 in Erinnerung an die Freiheitsaktion Bayern so benannt.


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