Otto von Bismarck Glossar
Begriff | Erklärung |
---|---|
Deutscher Bund | Der Deutsche Bund wird 1815 auf dem Wiener Kongress aus der Taufe gehoben und existiert bis 1866. Er ist ein lockerer Staatenbund, dem vier Reichsstädte und 35 souveräne Fürsten angehören. Die Gesandten der einzelnen Mitglieder beraten im Bundestag in Frankfurt/M.; den Vorsitz führt Österreich. |
Dreiklassenwahlrecht | Das Wahlrecht für das preußische Abgeordnetenhaus aus dem Jahr 1849 sieht eine Einteilung der Bevölkerung in drei Klassen vor, von denen jede ein Drittel der Steuern aufbringt und ein Drittel der Wahlmänner stellt. Ende des 19. Jahrhunderts zählen vier Prozent der Wähler zur ersten Klasse, 14 Prozent zur zweiten und 82 Prozent zur dritten Klasse. Wahlen in Preußen sind bis 1918 indirekt und ungleich. |
Kleindeutsch - großdeutsch | In der Frage der Bildung eines einheitlichen deutschen Staates wird im 19. Jahrhundert jahrzehntelang darüber gestritten, ob die Vielvölkermonarchie Österreich dazugehören soll (großdeutsche Lösung) oder nicht (kleindeutsche Lösung). |
Krimkrieg (1853-56) | Mitte des 19. Jahrhunderts scheint das Osmanische Reich am Rande des Zerfalls zu stehen. Der russische Zar will die Schwäche der Türken nutzen, sie von Dardanellen und Bosporus verdrängen und sich Zugang zum Mittelmeer verschaffen. Napoleon III. sieht nach dem russischen Angriff eine gute Gelegenheit, Frankreich wieder ins europäische Spiel zu bringen. Zusammen mit England stellt er sich auf die Seite des Osmanischen Reichs. Russlands Führung erwartet Rückendeckung von Österreich, da Russland 1849 half, die aufständischen Ungarn zu schlagen. Allerdings haben für die Habsburgermonarchie nun die eigenen Interessen auf dem Balkan Vorrang. Es bleibt nicht neutral, sondern verbündet sich mit England und Frankreich, die zusammen mit Piemont-Sardinien gegen das russische Vorgehen intervenieren und Truppen auf die Halbinsel Krim entsenden. Hier kommt es zum blutigen Stellungskrieg, bei dem französische Truppen die Hauptlast des Kampfes tragen. Nach dem Fall der Festung Sewastopol beendet Russland den Krieg.
Auf der Friedenskonferenz in Paris bestätigen die Großmächte die Unverletzlichkeit des Osmanischen Reiches. Auf Vorschlag Napoleons wird aus den Donaufürstentümern Moldau und Walachei das Fürstentum Rumänien gebildet. Der Friede von Paris (30. März 1856) ist für Russland eine herbe Niederlage. In der Folge kühlen sich die Beziehungen zwischen Österreich und Russland stark ab. |
Norddeutscher Bund | Preußen und die deutschen Staaten nördlich der Mainlinie gründen 1866/67 den Norddeutschen Bund. Die Verfassung ist föderalistisch, Preußen hat Vorrangstellung. Wahlen zum Parlament, dem Reichstag, sind allgemein, gleich, geheim und direkt. Auf die Regierung hat der Reichstag allerdings keinen Einfluss. 1871 wird die Verfassung kaum verändert auf das neu gegründete Deutsche Reich übertragen. |
Norddeutscher Bund - Verfassung | Der Bundesrat, die Vertretung der Länderregierungen, wird als "Zentralbehörde" geschaffen; Preußen führt durch den vom preußischen König, dem Präsidenten, ernannten Bundeskanzler den Vorsitz. Der Bundeskanzler zeichnet die Anordnungen und Verfügungen des Bundesrates gegen, das heißt er übernimmt die Verantwortung.
Aufgabe des Präsidenten ist es, den Bund völkerrechtlich zu vertreten, Kriege zu erklären und Frieden zu schließen, Bündnisse und andere Verträge einzugehen, Gesandte zu empfangen und zu beglaubigen. Er beruft den Bundesrat und den Reichstag ein. Außerdem unterstehen die gesamten Streitkräfte des Bundes dem König von Preußen als Bundesfeldherrn. Der Reichstag ist das legislative Element. Er wird in allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlen bestimmt und übt zusammen mit dem Bundesrat die Gesetzgebung des Bundes aus. Dem konstituierenden Reichstag gelingt es 1866, das volle Haushaltsrecht durchzusetzen. |
Zollverein | Der Deutsche Zollverein entsteht 1834 unter Führung Preußens. Ziel ist es, im zersplitterten Deutschland einen einheitlichen Wirtschaftsraum - ohne Österreich - zu schaffen. |