Das Thema Krieg, Krieg, Krieg und Bismarcks Lösung
Die Annexion der Herzogtümer Schleswig und Holstein 1864 durch Dänemark kommt Bismarck wie gerufen. Ein Aufschrei der Empörung geht durch die deutsche Öffentlichkeit. Als Preußen und Österreich militärisch intervenieren (Österreich beteiligt sich eher ungern am national inspirierten Konflikt), ist die Zustimmung groß. Dänemark muss Schleswig und Holstein als gemeinsamen Besitz an beide Länder abtreten; gemäß dem Vertrag von Gastein (1865) verwaltet Österreich Holstein, Preußen übernimmt Schleswig. Die Verschärfung des Gegensatzes Österreich-Preußen ist damit vorprogrammiert.
Der Deutsch-Dänische Krieg (und die Schleswig-Holstein-Frage)
Am 28. Februar 1866 fasst der preußische Kronrat einen folgenschweren Entschluss: Krieg gegen Österreich. Bismarcks möchte ein Ausufern des Konflikts unbedingt verhindern und bemüht sich, die Habsburgermonarchie vor dem Waffengang diplomatisch zu isolieren. Preußen hatte sich am Krimkrieg nicht beteiligt und dem Zaren 1863 bei der Niederschlagung eines Aufstandes in Polen geholfen. Nun kann es mit der Neutralität Russlands rechnen. Napoleon III. bringt Bismarck mit vagen Versprechen von Landgewinn für Frankreich dazu, sich in die Auseinandersetzung nicht einzumischen. Zudem schließt er am 8. April 1866 einen Geheimvertrag mit Italien ab.
Der preußisch-österreichische Streit eskaliert
Dann beginnt Bismarck zu zündeln - mit dem Vorschlag, ein deutsches Parlament in direkten, allgemeinen und gleichen Wahlen zu bilden. Der Vielvölkerstaat Österreich - das weiß er - kann darauf nicht eingehen. Ohne Rücksprache mit Preußen verlangt die Regierung in Wien am 1. Juni 1866 eine Entscheidung des Bundestags über die Zukunft Schleswig-Holsteins. Bismarck lässt daraufhin preußische Truppen in Holstein einmarschieren. Am 14. Juni beschließt der Bundestag auf Antrag Österreichs, das Bundesheer gegen Preußen zu mobilisieren. Preußen tritt aus dem Deutschen Bund aus. Mit einem Aufmarsch gegen Hannover, Sachsen und Kurhessen beginnen Mitte Juni die Kampfhandlungen.
Ende des "Deutschen Krieges" nach nur drei Wochen
Bereits am 3. Juli bringt die preußische Armee unter Führung General Helmuth von Moltkes (1800-91) den Bundestruppen und Österreichs Streitkräften in der Schlacht bei Königgrätz eine verheerende Niederlage bei.
Auf Mäßigung bedacht, opponiert Bismarck gegen eine von König und Generalstab gewünschte Eroberung Wiens. Österreich soll im europäischen Kräftespiel als Macht erhalten bleiben. Nach den Bestimmungen des Prager Friedens (23. August 1866) bleiben den Habsburgern territoriale Einbußen weitgehend erspart, nur Venetien wird Italien zugeschlagen. Die Auflösung des Deutschen Bundes und die Bildung eines Norddeutschen Bundes unter Führung Preußens muss Österreich allerdings hinnehmen. Außerdem gliedert Preußen neben Schleswig und Holstein auch Hannover, Kurhessen, Nassau und die Freie Stadt Frankfurt am Main in den neuen Verband ein. Die süddeutschen Staaten bleiben souverän, schließen aber - schon um vor Frankreich sicher zu sein - geheime Schutz- und Trutzbündnisse mit Preußen.
Auf dem Weg zur Einigung Deutschlands - Der Norddeutsche Bund
Der Verfassung des Norddeutschen Bundes (1867) drückt Bismarck seinen Stempel auf. Die monarchische Exekutive wird deutlich gestärkt.
- Der König von Preußen ist erblicher Bundespräsident und Oberbefehlshaber der Streitkräfte; er entscheidet über Krieg und Frieden.
- Im Bundesrat sitzen Vertreter der Bundesstaaten unter Vorsitz des vom Bundespräsidenten ernannten Bundeskanzlers. Preußen verfügt über die Stimmenmehrheit.
- Allein verantwortlicher Minister ist der Bundeskanzler. Bismarck übernimmt das Amt und ist damit erster deutscher Bundeskanzler.
- Aus allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlen geht ein Reichstag hervor, der an der Gesetzgebung mitwirkt und das Budgetrecht hat.
Die Gründung des Norddeutschen Bundes hat für viele Menschen Signalwirkung. Ein deutscher Nationalstaat scheint zum Greifen nahe. Viele Liberale, die im preußischen Verfassungskonflikt noch gegen Bismarck Front machten, unterstützen ihn nun.