Bayern 2 - radioWissen


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Die Ritter - Gezähmte Gewalt Einsatz im Unterricht

Stand: 08.04.2013 | Archiv

Vorarbeit

  • Lernziele: Am Beispiel des Rittertums lernen die Schülerinnen und Schüler die Grundherrschaft, das Lehnswesen und die ständische Ordnung als prägende Elemente des Mittelalters kennen. Sie begreifen die Grundherrschaft als Basis der wirtschaftlichen Produktion und das Lehnswesen als Organisations- und Herrschaftsprinzip der gesellschaftlichen Ordnung. Dabei wird den Schülerinnen und Schülern die Begrenztheit individueller Freiheiten zu dieser Zeit bewusst. Sie erhalten eine Vorstellung von der religiösen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung der ständisch geschichteten Gesellschaft und ihrer Rollenaufteilung. Dabei gewinnen sie erste Einblicke in die gegenseitigen Abhängigkeiten und Verpflichtungen. Die Schülerinnen und Schüler begreifen die Entfaltung des Rittertums als dynamischen Vorgang mit zeitlich, räumlich und ideell unterschiedlichen Ausprägungen. Wesentliche Aspekte sind dabei die Einflüsse der Kirche und des Hofs auf die Entstehung des hochmittelalterlichen Rittertums und seiner Ethik. Die Schülerinnen und Schüler verstehen, warum und wie sich das Rittertum unter dem Druck gesellschaftlicher und politischer Bedingungen von einer militärischen Kriegerkaste zur tonangebenden Schicht der ersten christlich geprägten Laienkultur des Abendlandes entwickelte und erhalten einen Überblick über die formenden Kräfte dieses Zivilisationsprozesses.

Einsatz im Unterricht

  • Hinführung zum Thema: Phase 1: Einstieg / Motivierung: Ritter haben Dauerkonjunktur. Eine Flut von Brett-, Fantasy-, Online- und Computerspielen greift tief in die Kiste der Ritterkultur und bedient sich dabei mehr oder minder historisch abgesicherter Versatzstücke. Die Angebote versetzen die Spieler an den Artushof, lassen sie Turniere ausfechten, Drachen bezwingen, gefangene Damen befreien, Burgen belagern oder schicken sie auf die Suche nach dem Gral. Die Lehrkraft kann diese Spielerfahrungen nutzen, um in die Thematik einzusteigen und die Vorkenntnisse der Klasse abzufragen.
  • Welche Spiele kennt ihr, welche spielt ihr selbst?
  • Worum geht es bei diesen Spielen, welche Figuren tauchen auf, welche Herausforderungen müssen gemeistert werden, wer gewinnt und wodurch?
  • Was macht den Reiz dieser Spiele aus?
  • Was macht einen echten Ritter aus, was muss er können, wie muss er sein, wie darf er nicht sein? Alternativ kann die Lehrkraft fragen, wer schon einmal eines der vielen sommerlichen Ritterspektakel (z.B. Kaltenburger Ritterturnier) besucht hat und um eine kurze Schilderung bitten.

Phase 2: Abfrage der Vorkenntnisse Nachdem die Klasse ihre eigenen Erfahrungen zusammengetragen hat, leitet die Lehrkraft auf das Stundenthema über. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Ritterbild, das Spiele oder Filme aufbauen, und der historischen Wirklichkeit ("Was glaubt ihr, haben diese Darstellungen mit der Realität des Rittertums zu tun?", Was wisst ihr über die Ritterzeit? Wann haben die Ritter gelebt, welche Aufgaben hatten sie?").
Phase 3: Hören des Radiobeitrags
Am Ende der Hinführungsphase kündigt die Lehrkraft den Radiobeitrag als Chance an, mehr über die Welt der Ritter zu erfahren und herauszufinden, wer die wilden Kerle wirklich waren. Da die Sendung insgesamt 21 Minuten dauert, empfiehlt es sich, den Beitrag ausschnittsweise zu hören und mithilfe der Arbeitsblätter auf- und nachzubereiten.
Die Arbeitsblätter dienen der Vertiefung zentraler thematischer Aspekte des Radiobeitrags. Sie können im Klassenverband, in Gruppenarbeit oder als Hausaufgabe bearbeitet werden. Die Klasse gleicht die ausgefüllten Arbeitsblätter jeweils mit dem Lösungsblatt der Lehrkraft ab und ergänzt fehlende Informationen.
Die Audioclips können zur Motivation und thematischen Strukturierung des Unterrichtsgesprächs oder als Ergänzung der Arbeitsblätter eingesetzt werden.
Audioclip 1: Anfänge und Entstehung des Rittertums (->Arbeitsblatt 1)
Audioclip 2: Kirche und Rittertum, Gottesfrieden, Kreuzzüge (->Arbeitsblatt 2 und Arbeitsblatt 4)
Audioclip 3: Ritter und höfische Gesellschaft, Ritterethik, Turnierwesen (->Arbeitsblatt 3)

Nacharbeit

Nachbearbeitung: Phase 4: Erarbeitung
Arbeitsblatt 1 befasst sich mit der Entstehung des Rittertums aus der fränkischen Panzerreiterei und mit den gesellschaftlichen Folgen der neuen Wehrverfassung des Karolingerreichs. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass sich durch den Wandel vom merowingisch-fränkischen Volksheer zum Eliteheer der Reiterkrieger im Lauf der Zeit das Rittertum als neue Gesellschaftsschicht herausbildet.
Arbeitsblatt 2 behandelt den Prozess der Bändigung des ritterlichen Gewaltpotenzials durch die Kirche und die Entwicklung einer christlich geprägten Standesethik. Durch die Bearbeitung der Aufgaben setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit den Vorbedingungen, Auslösern und Zielen der Gottesfriedensbewegung auseinander. Sie verstehen, welches Interesse die Kirche bei der Domestizierung der Kriegerschicht leitete und begreifen, welchen Vorteil die Ritterschaft aus der Annäherung an die Kirche zog.
Arbeitsblatt 3 beleuchtet zentrale Aspekte der ritterlich-höfischen Kultur. Die Schülerinnen und Schüler werden mit den Schauplätzen, Trägern und Inhalten der höfischen Kultur vertraut. Sie begreifen die Ritterethik, die Ritterdichtung und den ritterlichen Tugendkanon als Mittel und zugleich Ausdruck einer ständischen Selbsterziehung mit dem Ziel der Affektregulierung, der Statusdefinition innerhalb der Gemeinschaft und der Stabilisierung des feudalen Gesellschaftssystems.

Ergebnissicherung

Phase 5: Fixierung: Arbeitsblatt 4 dient der zusätzlichen Verankerung zentraler Aussagen zum Verhältnis zwischen Ritterschaft und Kirche. Dabei werden die wesentlichen Ziele und Mittel einer christlichen Durchdringung der Ritterschaft und ihrer Disziplinierung vor allem durch den Kreuzzugsgedanken nochmals vertieft.
Arbeitsblatt 5 Das Kreuzworträtsel fragt zentrale Begriffe aus dem Radiobeitrag ab. Die Bearbeitung kann im Klassenverband, in Gruppen oder als Hausaufgabe erfolgen.

Arbeitsblätter

Lehrplanbezug

Lehrplan für die bayerische Hauptschule / Mittelschule
6. Jahrgangsstufe
Geschichte/Sozialkunde/Erdkunde, 6.5 Das Mittelalter; 6.5.1 Fortleben des römischen Reiches im Mittelalter: Erneuerung des „römischen Reiches“ durch Karl den Großen um 800, Anfänge der europäischen Reiche nach dem Zerfall des Karolingerreiches; 6.5.2 Lebensbedingungen, soziale, wirtschaftliche und politische Grundlagen, die mittelalterliche Ständegesellschaft; 6.5.3 Lebensformen: dörfliche Lebenswelt, klösterliche Lebenswelt, ritterliche Lebenswelt, städtische Lebenswelt; 6.5.4 Begegnung mit dem Islam im Mittelalter: Entstehung und Ausbreitung des Islams, islamisch-christliche Konflikte, Kreuzzüge

Lehrplan für die bayerische Realschule
7. Jahrgangsstufe
Geschichte, 7.1 Das Werden des mittelalterlichen Europas. Das Frankenreich: Entwicklung, Strukturen, Erbe - Mönchtum und Missionierung, gesellschaftliche Grundstrukturen (Grundherrschaft und Lehnswesen, Wandel von Herrschaft im Hochmittelalter, Grundlagen königlicher Herrschaft, Erneuerung des Kaisertums, Territorialisierung im Reich; 7.2 Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur im Mittelalter. Leben der Adeligen: Ständeordnung, Entwicklung des Rittertums, höfische und ritterliche Kultur- und Lebensformen, Leben und Arbeiten auf dem Dorf, Lebenssicherung, Begegnungen von Völkern, Religionen und Kulturen, Begegnungen von Okzident und Orient, Konflikte (z. B. Kreuzzüge) und Kontakte zur arabischen Welt
Deutsch, 7.4 Mit Texten und Medien umgehen. Einblick in die Literaturgeschichte gewinnen: Welt- und Menschenbild in der mittelalterlichen Literatur, ausgewählte Werke in Auszügen und Inhaltszusammenfassungen oder als neu bearbeitete Ganzschriften, z. B. Nibelungenlied, Parzival, Werke des Minnesang

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
6. Jahrgangsstufe
Geschichte, 6.6 Von der Antike zum Mittelalter: Entstehung der Formen von Gesellschaft, Herrschaft und Kultur im Frankenreich, Reichsbildung der Franken - Verbindung germanischer, römischer und christlicher Traditionen, Mönchtum als prägende Kraft, u. a. Christianisierung, Kulturvermittlung
7. Jahrgangsstufe
Geschichte, 7.1 Die mittelalterlichen Grundlagen Europas. Entstehung des mittelalterlichen Kaisertums: Lebensformen und Ordnungsprinzipien im Personenverbandsstaat - Grundherrschaft und Lehnswesen, Adelige und Bauern in der mittelalterlichen Agrar- und Feudalgesellschaft, Kirche und weltliche Herrschaft im Wandel, u. a. sakraler Charakter der Herrscherwürde, Geblütsrecht, Reichskirche, Investiturstreit, Aufstieg der Ministerialen, Rittertum, höfische Kultur der Stauferzeit; 7.2 Die Herausbildung der frühneuzeitlichen Staatenwelt: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation: Wahlkönigtum, Hausmacht, Reichsstände, Bayerns Entwicklung zum Territorialstaat, Vordringen des Osmanischen Reiches in Osteuropa; 7.3 Neue geistige und räumliche Horizonte: Krisenerscheinungen im späten Mittelalter, neues Menschenbild. Exemplarische Vertiefungen zu 7.1 und 7.2: Unsere Heimatregion oder unsere Stadt im Mittelalter, Auseinandersetzung mit einer komplexen Bildquelle, z. B. Monatsbilder, Sachsenspiegel, Erlebnis Geschichte: Bau einer Burg oder Kathedrale im Modell; moderne Naturwissenschaften und historische Forschung: Burgenforschung, Stadtarchäologie; Streitgespräch zwischen Kaiser und Kurfürsten oder zwischen Herrscher und Vertretern der Stände
Deutsch
7.4 Sich mit Literatur und Sachtexten auseinandersetzen: Vertrautwerden mit Stoffen des Mittelalters, auch in jugendgemäßer Bearbeitung: Lesen und Verstehen ausgewählter Texte.


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