Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Schnell geschnallt Das Aperschnalzen im Rupertiwinkel

Faschingszeit: Hochsaison für das Goaßl-Schnalzen. Geschnalzt werden darf nur über wenige Wochen hinweg im Jahr, und zwar vom Stefani-Tag am 26. Dezember bis zum Aschermittwoch. Dann herrscht wieder Ruhe. Höhepunkt jeder Saison ist das Rupertigau-Preisschnalzen.

Stand: 02.02.2014 | Archiv

Aperschnalzen | Bild: picture alliance / dpa

Ohne die Goaßlschnalzer wäre Saaldorf bei Freilassing um eine berühmte Tradition ärmer. Bernhard Kern, ein Mitglied des Saaldorfer Viergesangs, ist auch Vorstand der Goaßlschnalzer im Rupertiwinkel und im Salzburger Flachgau. 1.800 Mitglieder zählt der Verein, darunter sehr viele Kinder. Wenn die zum "Aperschnalzen" antreten, läßt der Frühling bestimmt nicht mehr lange auf sich warten ...

Das Goaßlschnalzen …

… stammt von Fuhrleuten, die sich in früherer Zeit einen Spaß daraus gemacht haben, ihren ganz speziellen "Peitschen-Sound" zu kreieren - und sich damit von ihren Kollegen zu unterscheiden. Der Name "Aperschnalzen" im Rupertiwinkel leitet sich aus dem Althochdeutschen ab von "offen, von Schnee unbedeckt." Früher versuchte man, die "bösen Geister" des Winters mit Lärmen und abschreckenden Fratzen zu vertreiben. Gleichzeitig wollte man auf diese Weise den "fruchtbaren" Frühling anlocken.

Das Schnalzen hat eine lange Tradition im Rupertiwinkel: Das laute Knallen der Peitsche soll den Schnee vertreiben und den Frühling aufwecken. Deswegen wird es auch Aperschnalzen genannt, denn "aper" heißt schneefrei. Die Mannschaft heißt "Passe" und besteht aus neun Schnalzern. Hauptrequisit ist eine über fünf Meter lange Peitsche, die Goaßl. Durch rhythmisches Schwingen wird ein pistolenschussartiger Knall erzeugt. Welche Gruppe - nach Ansicht einer Jury - den schönsten Klang auf ihren Goaßln zusammengeschnalzt hat, hat gewonnen. Zentren des Aperschnalzens sind der Rupertiwinkel und das Salzburger Land. Es gibt aber auch ein Preisschnalzen in Kipfenberg in Franken.

Die Technik entscheidet

Der Knall entsteht nicht durch das Aufschlagen der Schnur am Boden, sondern durch das Schlagen in der Luft, das schneller ist als der Schall: Sozusagen ein "Überschall-Knall". Dieser entsteht tatsächlich durch das Herzstück der Goaßl, das Hanfseil. Dessen Ende, der Schmitz, erzeugt den Knall. Die Kunst des Schnalzens besteht darin, mit Einzel- und Doppelschlägen den Takt zu halten - und zwar alle im Team. Und natürlich muss jeder Schlag ordentlich knallen.

Tempo, Lautstärke, Rhythmus, das sind die entscheidenden Faktoren, nach denen die Passen beurteilt werden. Außerdem achtet die Jury auf den Gesamteindruck der Schnalzer. Damit auch ja keiner nach Sympathie oder Optik bewertet, sitzt das Preis-Komitee nicht am Festplatz, sondern streng abgeschirmt in einem Neben-Zimmer. Die sieben Preisrichter hören also nur die Geräusche, ohne freien Blick auf die teilnehmenden Mannschaften, ohne zu wissen, welche Passe sich hinter welcher Nummer verbirgt. Eine schwierige Aufgabe.

Der erste in der Reihe, der "Aufdrahrer", gibt das Kommando. Die Goaßln werden nach hinten immer länger. So ist der Letzte mit der längsten Schnur auch am lautesten.

Vom Schnellen zum Schnalzen

Das Schnellen und die Schnelligkeit, das Laufen und Springen sind geradezu Kennzeichen des Karnevals. Die alte süddeutsche, also eigentlich hochdeutsche Form von schnellen ist schnallen. Das Wort hängt selbstverständlich mit der Schnalle zusammen. Sie ist eine Art Schnellverschluss. Eine Falle hat eine Schnalle, es gibt eine Tür-, respektive Türschlossschnalle und selbstverständlich eine Schnalle, mit der Gürtel oder Schuhe schnell verschlossen werden können.

Schnallen als Tätigkeitswort heißt soviel wie schnell gehen, springen, hüpfen. Wenn ein Bayer sagt, er hat etwas geschnallt, dann ist bei ihm das Zehnerl gefallen. Auch das Wort Schnalzen gehört hierher. Das eingefügte "z" ist ein Laut, der die Intensivierung oder Wiederholung des Vorgangs andeutet. So wird aus dem Krachen das Krächzen, aus dem Schlucken das Schluchzen, aus dem Knarren das Knarzen und eben auch aus dem Schnallen das Schnalzen.

Und es ist auch keine Frage, dass das Goaßlschnalzen, das derzeit im Altmühltal oder im Voralpenland stattfindet, eine schnelle Angelegenheit ist, ja, dass das Schnalzen nur mit einer bestimmten Geschwindigkeit überhaupt funktioniert.


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