Wallachen Niederbayern und Oberpfälzer lieben Wallachen
Wallachen ist ein altes bayerisches Kartenspiel, das vor allem in Ostbayern gern gespielt worden ist. Heute ist das Wallachen selten geworden an den Wirtshaustischen. Aber es lohnt sich, das Wallachen zu erlernen.
Für Wallachen gibt es verschiedene regional unterschiedliche Bezeichnungen. Im Raum Grafenau sprechen die Kartler vom "Säbeln" aber auch die Begriffe Walachen oder Walachern sind gebräuchlich.
Vewendet werden immer Karten mit bayerischem Bild. Also dieselben Karten wie beim Schafkopf oder dem Tarock mit 36 Blatt. Allerdings werden dann die Sechser aussortiert, wie beim Schafkopf oder beim Grasoberln. Es gibt die Werte Sau, (Daus), König, Ober, Unter, 10-er, 9-er, 8-er und 7-er, in den Farben Schellen, Herz, Gras und Eichel.
Beim Wallachen, muss ein Spieler mindestens sechs oder mehr Stiche machen (maximal sind zehn Stiche möglich). Wallachen wird in der oft um Geld gespielt. Viele Spieler nehmen aber auch Marken oder sie schreiben die Punkte auf einen Zettel.Trümpfe sind stets alle Kartenwerte einer Farbe in der Reihenfolge Eichel, Gras, Herz und Schellen.
Die beim ersten Stich ausgespielte Karte bestimmt die Trumpffarbe. Die Trumpffarbe kann also von Einzelspiel zu Einzelspiel variieren. Bei den Spielformen Bettel und Mord gibt es keine Trumpffarbe.
Spielablauf
Der Geber mischt die Karten, lässt abheben und verteilt dann je zehn Karten an jeden Spieler, die dieseer sofort anschauen darf; zwei Karten werden wie beim Skat zur Seite gelegt. Insgesamt befinden sich damit 32 Karten im Umlauf. Während die Karten ausgegeben werden, dürfen die Spieler doppeln, wodurch der vorher vereinbarte Spieleinsatz verdoppelt wird. In der Regel werden die Karten 2x5, 2x4 und 2 oder 3/4/3 ausgeteilt. Dann geht es ans Reizen.
Reizvorgang
Der erste Spieler hinter dem Geber muss als erster sagen, ob er spielen will. Wenn die beiden anderen Spieler einverstanden sind und der erste Spieler nichts anderes ankündigt, reichen dem ersten Spieler schon sechs Stiche zum Sieg. Falls der zweite Spieler nach dem Geber jedoch selbst spielen will, so muss er den ersten Spieler überreizen: Er muss also ankündigen, dass er mehr Stiche als dieser machen will, also mindestens sieben. Der erste Spieler kann nun seinerseits dagegen reizen, wobei es für ihn auch ausreicht, wenn er mit der Zahl der vom zweiten Spieler angekündigten Stiche gleichzieht. Erster und zweiter Spieler reizen sich so lange gegenseitig, bis einer nachgibt. Jetzt kommt die Reihe an den Geber, der seinerseits noch mehr Stiche bieten kann. Wer am höchsten reizt, also ankündigt die meisten Stiche zu machen, spielt schließlich gegen die beiden anderen Spieler.
Auch beim Wallachen "Bettel und Mord"
Wenn zwei Spieler sich gegenseitig auf zehn Stiche hochreizen, kann derjenige Spieler, der zehn Stiche gereizt hat, noch durch einen Bettel überboten werden. Der Bettel wiederum kann durch Mord überboten werden, Mord ist also die Spielart mit dem höchsten Reizwert. Sobald nach dem Reizen geklärt ist, wer Alleinspieler ist, darf dieser die zwei beiseite gelegten Karten aufnehmen. Er analysiert nun seine zwölf Karten und kann die beiden Karten, die ihm am wenigsten helfen, wieder verdeckt beiseite legen.
Mit den neuen Karten darf der Alleinspieler sein Spiel ändern und eine von zwei möglichen Alternativen ankündigen: Bettel oder Mord - letzteres wird teilweise auch als Kini bezeichnet). Jetzt gilt Alles oder Nichts: Bei Bettel darf der Spieler keinen einzigen Stich machen, bei Mord muss er alle machen. Bettel entspricht also dem Bettel beim Schafkopf bzw. dem Null im Skat, Mord entspricht dem Tout aus dem Schafkopf. Vor Abschluss der ersten Runde sind die Spielwertsteigerungen Kontra und Re möglich. Jedes Kontra und Re führt zur Verdoppelung des Spieleinsatzes. Für Bettel und Mord gilt ein höherer zuvor vereinbarter Pauschaltarif.
Auf die richtige Einschätzung kommt es an
Wer sticht, kartet als nächstes aus. Den letzten Stich der Gegenseite darf man anschauen. Wenn alle Karten gespielt sind, werden die Stiche gezählt. Der (Allein-)Spieler muss mindestens so viele Stiche machen wie angekündigt. Für jeden erzielten Stich bekommt er von den beiden Gegenspielern den zuvor festgelegten Betrag. Verliert der Spieler, muss er für jeden angekündigten Stich an jeden Gegenspieler zahlen. Die Spielsumme berechnet sich also so: Vereinbarte Summe pro Stich multipliziert mit der Anzahl der Stiche. Dieses Ergebnis wird gegebenenfalls durch Kontra und Re und/oder dem Doppeln vor Spielbeginn jeweils verdoppelt.
Varianten
Will kein Spieler spielen, so muss der erste Spieler nach dem Geber spielen. Die Spieler können auch vereinbaren, dass stattdessen in einen Stock eingezahlt wird, den der Sieger des nächsten Spiels dann dazu bekommt. Beim Walllachen muss ein Spieler also die Zahl der Stiche, die er glaubt, erzielen zu können, vorher richtig einschätzen. Zudem muss er richtig reizen. Der Alleinspieler muss außerdem schauen, dass er die richtigen Karten auf die Seite legt.
Literaturtipps
Trommler und Pfeiffer
Trommler und Pfeiffer: Die Geschichte der bayerischen Spielkarten von Manfred Hausler, erschienen im Volk Verlag München, 2010
ISBN: 978-3-937200-89-7, über 200 Seiten, mit über 300 Abb. in Farbe, 28.00 Euro
Bayerische Kartenspiele
Eine Zusammenstellung bayerischer Kartenspiele hat der Bayerische Trachten-Verband veröffentlicht, es heißt "Vom Alten zum Zwangzer". Das Buch erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem sind nur Kartenspiele aufgezeichnet, die mit deutschen Spielkarten gespielt werden. Auf reine Glücksspiele wurde verzichtet. Zu beziehen ist es über den Internetauftritt des Verbandes unter:
Außerdem empfehlen wir zwei andere Werke übers Kartenspielen und die entsprechenden Spielkarten
- Jürgen Göring, Stich um Stich - Die Zauberwelt der Spielkarten, Berlin 1987
- Peter Trumpf, Kartenspiele und Spielkarten, München 1990
Wer sich übers Schafkopfen, das Grasoberln und insbesondere das Wallachen näher informieren möchte, dem sind Internetforen empfohlen.