Süchtig nach "Bettel" und "Mord"
„Süchtig nach Bettel und Mord“, so lautet der Titel des Zeit-für-Bayern-Features von Thomas Muggenthaler, das sie nachhören können, wenn sie auf das Bild oben klicken.
In diesem Internet-Dossier beschreiben wir Ihnen die in der Sendung erwähnten selten gewordenen bayerischen Kartenspiele. Hier finden Sie viele Bilder, Literaturhinweise und ausführliche Spielanleitungen. Rechts sind die einzelnen Spiele aufgeführt.
Wenn es unter Streithansln was zu klären gibt, dann muss das ausgekartelt werden. Sogar der Boandl Kramer lässt sich auf ein Kartenspiel ein, als der Brandner Kaspar noch keine Lust hat, ihm ins ewige Paradies zu folgen. Beim Grasoberln mit Bettel und Mord hat auch der Tod mal schlechte Karten.
Das Kartenspielen gehört in Bayern einfach dazu. Die ältesten bayerischen Karten datieren aus dem 15. Jahrhundert. Zwei Figuren haben sich bis heute erhalten: der Grasober und der Grasunter. Aber sein Paradespiel, das Grasoberln, wird nur noch sporadisch gepflegt. Genauso ergeht es dem Haferltarock, dem Lombern oder dem Wallachen. Wenn überhaupt, sind diese Spiele bestenfalls noch regional bekannt.
Grasoberln, Haferltarock und Wallachen
Die vier treffen sich regelmäßig in der Gaststätte Hastreiter in Waffenbrunn im Landkreis Cham jeden Donnerstag zum "Grasoberln" In den grünen Geldschüsselchen liegen nur rote Fünf-Cent-Stücke. Die Tarife sind gemäßigt. Das teuerste Spiel kostet 25 Cent. Die Kartenspieler erklären, worauf es ankommt, beim "Mord" und beim "Bettel" und was ein "Kafferer" ist, bei dem man Karten kaufen kann.
Thomas Muggenthaler im Interview
Thomas Muggenthaler hat sich auf die Suche nach alten Kartenspielen gemacht, die schon auf der imaginären roten Liste des bayerischen Brauchtums stehen, weil sie, im Gegensatz zum "Watten" und "Schafkopf" kaum mehr gespielt werden.
In Regensburg hat er beispielsweise Fans vom "Wallachern" getroffen, einem Kartenspiel für drei Personen, bei dem es ebenfalls einen „Bettel" und einen "Mord" gibt.
Spielkartenexperte Manfred Hausler
ist der vermutlich beste Kenner der bayerischen Spielkarten weltweit. Hausler ist seit über 20 Jahren Mitglied der International Playing-Card Society (London) gehört dem österreichisch-ungarischen Spielkartenverein "Talon" in Wien und Budapest an und ist einer der Gründer der deutschen Spielkartengesellschaft "BubeDameKönig" in Berlin.
Während seiner jahrzehntelangen Forschung zur Geschichte der bayerischen Spielkarten trug er eine bedeutende Sammlung historischer Karten zusammen. Hausler ist nicht nur in Fachkreisen ein gefragter Ansprechpartner für Vorträge und ein geschätzter Autor mehrerer Publikationen zum Thema. u.a. Manfred Hausler, Trommler und Pfeifer, ISBN: 978-3-937200-89-7, über 200 Seiten, mit über 300 Abb. in Farbe, 28.00 €. (Wir verdanken Manfred Hausler zahlreiche Abbildungen.)