Alte bayerische Kartenspiele Grasoberln - In der Oberpfalz beliebt
Das Grasoberln ist benannt nach dem "Grasober" und nur noch selten anzutreffen, bevorzugt im süd- und südostbayerischen Raum. Gespielt wird es von vier Spielern mit den klassischen bayerischen Karten, bei denen zuvor, wie beim Schafkopf, die Tarock-Sechser aussortiert werden. Jeder Spieler kriegt acht Karten (pro Spieler zweimal vier). Das Grasobern ist ein reines Stichspiel, das heißt, es gibt es keine Trümpfe.
Die Kartenwerte ordnen sich wie beim Watten: Sau, König, Ober, Unter, Zehner, Neuner, Achter, Siebener. Die Reihenfolge der Farbwerte ist Eichel, Gras, Herz, Schelln.
Im Regelspiel ist das Spielziel beim Grasoberln die Vermeidung des ersten und des letzten Stichs. Außerdem muss der Stich vermieden werden, in dem sich der Grasober befindet. Für jeden dieser drei Stiche muss man einen vereinbarten Betrag (zum Beispiel ein Fünferl) zahlen. Für jeden dieser drei Stiche muss man einen vereinbarten Betrag zahlen. Für den ersten und letzten Stich einfach, für den Grasober, zweifach. Wer unfreiwillig alle Stiche macht, ist "Bauer" und zahlt vierfach.
Als Ausnahmespiele gibt es noch den Mord und den Bettel und deren Varianten. Sieger ist hier, wer alle Stiche (Mord) oder keinen Stich (Bettel) macht. Bei diesen Spielen ist es egal, in welchem Stich sich der Grasober befindet.
Spielverlauf
Der Spieler links vom Geber (Vorhand) sagt an, ob er Mord oder Bettel spielt. Spielt er nicht, kommt der nächste Spieler an die Reihe. Mord hat Vorrang vor Bettel. Das heißt: Sagt der erste Vorhandspieler beispielsweise Bettel an, der zweite aber Mord, darf dieser seinen Mord spielen. Sagt kein Spieler Mord oder Bettel an, gibt es ein Regelspiel.
Regelspiel
Beim normalen Stichspiel spielt jeder gegen jeden. Der Vorhandspieler spielt aus, all müssen Farbe bekennen. Hat ein Spieler die entsprechende Farbe nicht, kann er eine beliebige Karte zugeben – außer er hat den Grasober, denn muss er den spielen. Außerdem muss der Grasober auf einen ausgespielten Graskönig oder auf die ausgespielte Grassau zugegeben werden.
Mord, Schleichmord und Herrenmord
Hier muss der Spieler in der Lage sein, alle Stiche zu machen. Dazu darf er sich bei den Gegnern eine gute Karte rufen und gegen eine schlechte eintauschen. Im Anschluss hat der gerufene Spieler das Recht, einen "Retour-Bettel" zu spielen. Spielt er den nicht, dann spielt der Mordspieler wie geplant solo gegen die restlichen drei. Er darf ausspielen. Gewinnt er, dann muss jeder Gegenspieler vierfach an ihn zahlen. Während des Spiels kann der Spieler auch einen „Schleicher“ (Schleichmord) ansagen, wenn er noch mindestens die Karten in der Hand hat. Gewinnt er, so muss jeder Gegenspieler siebenfach zahlen. Tauscht der Spieler zu Spielbeginn keine Karte aus, spielt er einen „Herrenmord“; der Tarif verdoppelt sich auf achtfach. Bettel und Herrenbettel Hier darf der Spieler keinen Stich machen. Er spielt aus, seine Gegner müssen, soweit möglich die ausgespielte Karte überstechen (Stichzwang). Hat er gewonnen ist von jedem seiner Gegenspieler der dreifache Tarif fällig. Es gibt auch einen sogenannten "Herrenbettel". Dazu muss der Spieler nach dem ersten Stich seine Karten komplett aufdecken, hat er gewonnen, müssen die Gegner sechsfach zahlen.
Literaturtipps
Trommler und Pfeiffer
Trommler und Pfeiffer: Die Geschichte der bayerischen Spielkarten von Manfred Hausler, erschienen im Volk Verlag München, 2010
ISBN: 978-3-937200-89-7, über 200 Seiten, mit über 300 Abb. in Farbe, 28.00 Euro
Bayerische Kartenspiele
Eine Zusammenstellung bayerischer Kartenspiele hat der Bayerische Trachten-Verband veröffentlicht, es heißt "Vom Alten zum Zwangzer". Das Buch erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem sind nur Kartenspiele aufgezeichnet, die mit deutschen Spielkarten gespielt werden. Auf reine Glücksspiele wurde verzichtet. Zu beziehen ist es über den Internetauftritt des Verbandes unter: