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Filmkritik - "It ends with us" "Nur noch ein einziges Mal": Warum dieser Film mehr FlowerPower als Realität ist

Eigentlich ist sie der Celebrity-Liebling: Blake Lively. Aber knapp zwei Wochen nach dem US-Kinostart von „Nur noch ein einziges Mal“ oder im Englischen „It ends with us“, steht sie im Kreuzfeuer der Kritik. Und auch der Film selbst kommt nicht gut weg. Was hat es mit den Diskussionen rund um die Buchverfilmung auf sich?

Von: Veronika Zacher

Stand: 28.08.2024

Blake Lively und Isabela Ferrer bei der Premiere des Kinofilms 'Nur noch ein einziges Mal - It Ends with Us' im Odeon Leicester Square. London, 08.08.2024 | Bild: Geisler-Fotopress | Steve Vas/Geisler-Fotopress

„It ends with us is in theatres out now. So grab your friends, wear your florals and head out to see it” - So und mit diesen Worten promotet die Hauptdarstellerin Blake Lively den Kinostart von „Nur noch ein einziges Mal“ auf dem offiziellen TikTok-Account des Films. Eine romantische Komödie also mit viel Flower-Power für einen entspannten Kinoabend? – Fehlanzeige. Der Film handelt von häuslicher Gewalt.

Die Protagonistin mit dem blumigen Namen Lily Blossom Bloom, gespielt von Blake Lively, zieht nach einer schwierigen Kindheit nach Boston. Dort will sie sich ihren lang ersehnten Traum erfüllen, der zu ihrem Namen passt: ein eigener Blumenladen. In Boston trifft Lily Blossom Bloom auch auf Ryle. Es funkt sofort zwischen den beiden und sie verlieben sich. Ihre Beziehung scheint perfekt zu sein, aber der Schein trügt. Ryle, gespielt von Justin Baldoni, entpuppt sich als gewalttätiger Ehemann.

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It Ends with Us - Official Trailer - Only In Cinemas Now | Bild: Sony Pictures Releasing UK (via YouTube)

It Ends with Us - Official Trailer - Only In Cinemas Now

Promotion-Flops

Seit dem Kinostart ist in den Sozialen Netzwerken eine Diskussion um den Film entbrannt, die sich im Kern um zwei Punkte dreht: den Inhalt und eben jene Promo-Strategie von Blake Lively. Die Internetgemeinschaft findet: den Film als seichte RomCom zu verkaufen, sei angesichts des Themas häusliche Gewalt komplett deplatziert. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass Lively jede passende oder auch unpassende Gelegenheit nutzt, um ihre eigenen Produkte zu vermarkten. In einem Interview zum Film erwähnt sie zum Beispiel ihre kürzlich erschienene Produktlinie für Haarpflege

Und auch für ihre Getränkemarken nutzt sie gerne die Aufmerksamkeit rund um den Film. Ihre Firma veranstaltete eine Flower-Power-Themenparty für den Filmrelease, natürlich mit ihren Sodas von „Betty Buzz“ und ihren Cocktails von „Betty Booze“. Mittlerweile ist die Diskussion im Netz zu einer richtigen Schlammschlacht ausgeartet: alles wird daran gesetzt Blake Lively runterzumachen. Berechtigte Kritik an ihrer Vermarktung zu äußern ist das eine, sie zum Hassobjekt zu machen hat damit aber nichts mehr zu tun.

Stress beim Cast?

Die offizielle Promotion-Party des Films führt im Internet außerdem zu einigen Spekulationen. Manche vermuten, dass es ein Zerwürfnis zwischen Blake Lively und Justin Baldoni gegeben hat. Denn obwohl sie die beiden Hauptrollen spielen, gibt es keine gemeinsamen Fotos oder Interviews von der Veranstaltung. Ein weiterer Beweis für den Streit soll sein, dass Justin Baldoni allen Schauspieler:innen des Films auf Instagram entfolgt ist. Und auch bei der Vermarktung fährt er eine ganz andere Strategie. In Einzelinterviews geht Justin Baldoni immer wieder darauf ein, dass er mit dem Film auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam machen und Betroffenen Hoffnung geben möchte.

Verharmlost und romantisiert der Film häusliche Gewalt?

Der zweite Grund, warum „Nur noch ein einziges Mal“ in der Kritik steht, ist die Art, wie der Kinofilm häusliche Gewalt darstellt. Verharmlost und romantisiert er das Thema? Der Film zeigt deutlich, wie sich die Gewalt langsam in die Beziehung einschleicht, sich steigert und dann vollständig eskaliert – von einem anfänglichen Wutausbruch, in dem Ryle gegen einen Stuhl tritt, bis zu dem Punkt, dass er Lily in einem Streit die Treppe runterstößt. So weit so realistisch.

Aber letztlich kratzt der Film nur an der Oberfläche oder schlimmer noch, er zeichnet ein völlig falsches Bild von häuslicher Gewalt. Am besten lässt sich das an der Trennung von Hauptfigur Lily und ihrem gewalttätigen Ehemann erkennen. Die verläuft nämlich ganz unkompliziert. Lily bezieht sofort eine neue Wohnung und scheint auch emotional nicht mitgenommen zu sein. Besonders unrealistisch: der verlassene Ryle baut das Kinderbett in der neuen Wohnung von Lily auf und steht ihr auch bei der Geburt der gemeinsamen Tochter bei, hält ihre Hand und lächelt sie an. Getoppt wird das Ganze noch mit Sonnenstrahlen, die durch das Klinikfenster fallen und alles in glitzerndes Licht tauchen.

Im wirklichen Leben erleben Frauen in der Trennungsphase besonders heftige Gewalt. Dass Frauen sich aus missbräuchlichen Beziehungen in der Realität nicht so einfach befreien können, weil sie oft finanziell abhängig sind, wird auch überhaupt nicht thematisiert. Filmfigur Lily dagegen scheint keine finanziellen Sorgen zu haben und alle unterstützen sie – sogar die Schwester des Täters.

Der Film lässt viele Fragen offen: Wie schafft es Lily sich aus dieser Beziehung zu lösen? Hat sie nach der Trennung Angst? Würde er Lily wirklich einfach in Ruhe lassen? Und, wenn er sagt, ich gehe in Therapie, macht er das wirklich? „Nur ein einziges Mal“ hätte das Potenzial gehabt für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren. So ist es aber eine vereinfachte, oberflächliche und romantisierende Darstellung ohne Realitätsbezug – dafür mit vielen Blumen.

Betroffene von Gewalt können hier Hilfe finden (https://www.hilfetelefon.de/).

„Nur noch ein einziges Mal“ (Regie: Justin Baldoni, Hauptdarsteller:innen: Blake Lively, Justin Baldoni, Jenny Slate, Hasan Minhaj, Brandon Sklenar, Buchvorlage: Colleen Hoover) läuft seit 15. August in den deutschen Kinos.