Haus der Kunst "Der Öffentlichkeit" geht in die zweite Runde
Eines wird sofort klar, wenn man die große Mittelhalle im Haus der Kunst betritt: Wer Manfred Pernices Installation "Tutti IV" ganz erkunden will, sollte schwindelfrei sein. Der Künstler präsentiert sein Werk dort ein Jahr lang.
Es geht hoch hinauf. Weit über den Köpfen der Besucher führt eine Brücke von Osten nach Westen durch den 800 Quadratmeter großen Raum. Als Inspiration dazu dienten Pernice die inzwischen zugemauerten Galerien, die sich einst an der Nord- und Südseite der Mittelhalle befanden.
"Der Öffentlichkeit"
"Der Öffentlichkeit - Von den Freunden Haus der Kunst" ist eine Serie künstlerischer Auftragsarbeiten, die speziell für die Mittelhalle der Haus der Kunst entwickelt werden. Haegue Yangs Installation war 2012 ein voller Erfolg. Der Künstler der Auftragsarbeit 2013 ist der Berliner Manfred Pernice.
Altes kombiniert mit Neuem
So sah "Tutti" 2011 in Ghent aus.
Die Brücke kombiniert Pernice mit einer seiner früheren Installationen. "Tutti", unter anderem bereits zu sehen in Salzburg oder in Ghent, ist ein runder, in mehrere verschiedene Räume aufgeteilter Aufbau. In der Mitte führt eine Wendeltreppe nach oben, über die man die Brücke erreichen kann. Die drei Räume sollen komplett eingerichtet werden, zum Beispiel als Wohnzimmer, Studio und Ausstellungsraum. Pernice will sie nutzen, um sowohl eigene Arbeiten zu zeigen als auch die Werke anderer Künstler. Es wird bei "Tutti IV" also immer wieder etwas Neues zu entdecken geben.
Den Entstehuhgsprozess beobachten
"Tutti IV" in Arbeit
Pernice verwendet für seine Installationen Materialien wie Pappe, Kacheln, Beton. Oft kombiniert er sie mit Collagen, Zeichnungen, Fotografien oder Versatzstücken früherer Arbeiten. Meist sind diese Materialien schon früher benutzt worden und besitzen eine individuelle Geschichte. Wie viele seiner anderen Installationen besteht auch "Tutti IV" zu einem großen Teil aus Sperrholz. Die Brücke wird von Stahlträgern getragen.
Bereits im Aufbau war "Tutti IV" zu sehen - auch das gehörte zu der Installation, denn der Entstehungsprozess spielt hier eine ebenso wichtige Rolle wie das Ergebnis. Im Laufe der einjährigen Präsentation soll sich das Werk außerdem durch Beherbergung der Werke anderer Künstler weiter verändern.
Manfred Pernice
Manfred Pernice
Manfred Pernice wurde 1963 in Hildesheim geboren. Er studierte Grafik und Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Brunswick und der Hochschule der Künste Berlin. Sein Werk bewegt sich zwischen den Polen Skulptur und Architektur. In seinen "Gebilden" - wie er seine Installationen nennt - klingen architektonische und möbelartige Strukturen an. Sie erfüllen jedoch keine konkreten praktischen Funktionen. Pernices Werke waren schon in namhaften Institutionen zu sehen wie etwa dem MoCA in Los Angeles, der Hayward Gallery in London, auf der Biennale in Lyon oder der documenta 11. Zur Biennale in Venedig steuerte er 2003 Utipia Station bei, die 2004/05 auch im Haus der Kunst ausgestellt war.