Kultur - Literatur


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Elisabeth Mann Schöpferin des Seerechts

Elisabeth Mann Borgese bleibt mit ihrem neuen Lebensgefärten Corrado Tumiati zunächst in Italien und widmet sich dem Schreiben und der Kunst. Ende der 60er-Jahre entdeckt sie ihr Lebensthema: das Interesse am Meer.

Stand: 03.11.2011 | Archiv

Corrado Tumiati und Elisabeth Mann 1957

Nach dem Tod ihres Mannes betreut Elisabeth Mann Borgese zunächst in Florenz zwei Kulturmagazine und schafft es so, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Daneben beginnt sie zu schreiben. Dabei wird sie von Corrado Tumiati unterstützt. Der italienische Autor, der - wie sollte es anders sein - wesentlich älter ist als sie, wird ihr Lebensgefährte für die nächsten 15 Jahre, in denen sie sich vorwiegend mit Literatur und Kunst beschäftigt.

Zurück in die USA

1967 stirbt Tumiati. Elisabeth Mann Borgese zieht zunächst ins kalifornische Santa Barbara um. Sie nimmt dort eine Einladung an, an einem politischen Forschungszentrum mitzuarbeiten. Die zündende Begegnung aber findet 1967 statt, als sie Arvid Pardo bei einem Vortrag kennen lernt. Der UN-Botschafter Maltas setzt sich dabei leidenschaftlich gegen die Verschmutzung und die Überfischung der Weltmeere ein - und er lässt damit ein Leitmotiv in Elisabeth Manns Leben wieder anklingen: das Interesse an den Meeren.

Leben mit den Meeren

Sie ist von Pardos Plänen begeistert und lädt ihn nach Santa Barbara ein. Gemeinsam arbeiten sie einen Entwurf für eine Seerechtsverfassung aus. Auch privat ist die nun über 50-Jährige von dem streitbaren Antifaschisten angetan, der für seine Überzeugungen im Gefängnis saß und - überraschenderweise - nur wenig älter als sie ist. Wieder gehen Liebe und Arbeit Hand in Hand. Doch der in Europa verheiratete Pardo verlässt seine Frau nicht, Elisabeth Mann sieht ihn nur etwa dreimal pro Jahr auf Kongressen.

Erfolgreicher Kampf für Seerechtskonvention

Flagge des Internationalen Seegerichtshofes

Die gemeinsame Arbeit trägt Früchte: Nach 14-jährigem Kampf für die Seerechtskonvention wird sie 1982 von 159 UN-Staaten ratifiziert. Zwar erklären sie nicht - wie von Pardo ursprünglich gefordert - die gesamten Ozeane zum "Gemeinsamen Erbe der Menschheit", aber den Tiefseeboden und seine Ressourcen. Außerdem wird die Souveränität der Küstenstaaten begrenzt. Daneben arbeitet Elisabeth Mann Borgese auch für den "Club of Rome", dessen einziges weibliches Gründungsmitglied sie 1970 war.

Lebensabend in Kanada

1978 beginnt für sie wieder ein neuer Lebensabschnitt. Die nun 60-Jährige übernimmt eine Professur für Internationales Seerecht an der Universität von Halifax, der Hauptstadt der wildromantischen ostkanadischen Provinz Nova Scotia. In einem Holzhaus an der Atlantikküste verbringt sie das letzte Vierteljahrhundert ihres Lebens. Bis zuletzt kämpft sie für den Schutz der Meere und steckt fast alles Geld aus ihrem Anteil der Thomas-Mann-Tantiemen in ihre Lebensaufgabe.

TV-Auftritt in Breloers Mann-Saga 

Mit Regisseur Heinrich Breloer

Ab 1994 - dem Todesjahr ihres Bruders Golo - ist Elisabeth das letzte lebende Mann-Kind. Aber sie wird auf unerwartete Weise von der Familiengeschichte wieder eingeholt: Ende der 90er-Jahre gewinnt sie der deutsche Filmemacher Heinrich Breloer als Kronzeugin für seinen ARD-Dreiteiler "Die Manns - ein Jahrhundertroman", der 2002 ausgestrahlt wird. So erhält ein Millionenpublikum aus erster Hand Informationen über den Mann-Clan und ist darüber hinaus bezaubert vom Besuch der klugen alten Dame in der Mann-Saga.

Familienbild mit Dame

Die bis ins hohe Alter vitale Elisabeth Mann Borgese stirbt überraschend im Februar 2002 während eines Urlaubs im schweizerischen St. Moritz, nachdem die 83-Jährige einen Tag zuvor noch Ski gefahren ist. Sie war das einzige der sechs Mann-Kinder, das von sich behauptete, ein glückliches Leben geführt zu haben und mit ihrer Herkunftsfamilie versöhnt gewesen zu sein.


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