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Helmut Oeller Philosoph und Manager

Helmut Oeller prägte das Fernsehen in Bayern über 30 Jahre lang. In seiner Ära als Leiter des Studienprogramms und späterem Fernsehdirektor entwickelte er das Dritte vom Bildungs- zum Vollprogramm. Regionalität, Kultur, Bildung, aber auch Unterhaltung waren für ihn Grundpfeiler des Bayerischen Fernsehens.

Von: Historisches Archiv, Sabine Rittner

Stand: 09.01.2024

Helmut Oeller (1922 – 2016), 1960er | Bild: BR, Historisches Archiv, Lindinger

Helmut Oeller wurde am 19. Oktober 1922 in Würzburg geboren. Während des Krieges war er in Nordafrika und in Russland. Danach begann er in Würzburg sein Studium in Philosophie, Literaturwissenschaft, Geschichte und Kunstgeschichte.

Eine Fernsehkarriere

Für den Bayerischen Rundfunk arbeitete er ab 1953 erst als Aufnahmeleiter, dann als Assistent des Fernsehdirektors. 1961 wird Oeller Fernsehbeauftragter des Bayerischen Rundfunks.

Helmut Oeller bei der Eröffnung des Studienprogramms am 24. September 1964 | Foto: BR, Sessner

Die Planungen für ein zweites Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks hatten bereits unter Benno Hubensteiner begonnen. Er plante ein Kulturprogramm einzurichten. Helmut Oeller hatte andere Vorstellungen. Er bevorzugte ein Studienprogramm, mit dem Bildung aufgebaut werden konnte und kein „elitäres Kulturprogramm“. 1963 löste er Hubensteiner bei den Planungen ab und entwarf ein Programm nach seinen Vorstellungen. 1964 wurde er Direktor des Studienprogramms.

1971 übernahm er das Amt des Fernsehdirektors in der Nachfolge von Clemens Münster und war fortan zuständig für das Fernsehen in der ARD sowie für das Dritte Programm.

Bildung und Unterhaltung

Als Direktor des 1964 etablierten Studienprogramms wurde Oeller zum „Architekten“ des Schulfernsehens und rief das „Telekolleg“ und den Prix Jeunesse ins Leben. Ebenso war er bei der Konzeption und beim Aufbau des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen beteiligt.

Helmut Oeller (mitte) beim Prix Jeunesse 1968 mit Christian Wallenreiter (rechts) im Studio 1 | Foto: BR, Historisches Archiv, Sessner

Bildung und Orientierung war sein Credo, gleichzeitig unterschätzte er die Bedeutung der Unterhaltung nicht. Kultserien wie „Monaco Franze“, „Münchner Geschichten“ oder „Irgendwie und sowieso“ entstanden während seiner Ära.

Absetzungen im Programm

Der Name Oeller stand auch für Absetzungen von Sendungen aus dem Programm des Bayerischen Fernsehens. Er verbannte eine Folge des „Scheibenwischers“ oder den Film „Die Konsequenz“, und auch die „Sesamstraße“ sollte nach seiner Meinung von bayerischen Kindern ferngehalten werden.

Vom Studienprogramm zum Bayerischen Fernsehen

Helmut Oeller, 1980er Jahre | Foto: BR, Historisches Archiv, Sessner

Helmut Oeller veranlasste und verantwortete eine der größten Reformen beim Fernsehen aus Bayern. 1978 wurde das Studienprogramm unter dem Namen Bayerisches Fernsehen zum Vollprogramm ausgebaut. Anders als bei den Dritten Programmen der anderen Rundfunkanstalten verzichtete man beim Bayerischen Fernsehen auf die Übernahme der „Tagesschau“ und begann bereits um 19 Uhr mit den Abendsendungen.

Am 31. Oktober 1987 trat Oeller in den Ruhestand. Das Amt als Präsident der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München, das er seit 1973 inne hatte, übte er noch bis 1996 aus.

Am 24. Januar 2016 verstarb Helmut Oeller in München.


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