CSU Teilen statt Austeilen
Das kratzt am Ego: Lange Zeit galt die CSU als "geborene Staatspartei". Da half das Jammern der Konkurrenz nicht, man gehöre schließlich auch zu Bayern. Die Macht teilen zu müssen war die CSU vor den Zeiten Horst Seehofers jedenfalls nicht gewohnt - umso größer ist die Sehnsucht nach der Rückkehr zur absoluten Mehrheit.
Von den kraftstrotzenden Jahrzehnten des Triumvirats Strauß/Streibl/Stoiber blieb in der Ägide Horst Seehofer nur noch ein schwacher Abglanz. In der schwarz-gelben Koalition im weiß-blauen Land machte eine selbstbewusste FDP der CSU das Leben schwer: Deren wirtschaftspolitische Vorstellungen lagen manchmal eher bei der SPD als bei den Liberalen - und bei den Studiengebühren war den Christsozialen erst einmal das Hemd (Volkswille) näher als der Rock (Koalitionsräson).
Merkel? Find ich gut!
Auf Bundesebene fand die CSU Kanzlerin Merkel von der außerbayerischen CDU stets gut und machte deren (Energie-)Wenden ohne viel Federlesens mit. Nur in Sachen Betreuungsgeld und Familiensplitting krachte es zwischen den Schwesterparteien - doch den separatistischen "Geist von Kreuth" konnten diese Gewitter nicht neu entflammen.
Angst vor einer Machtübernahme durch Rot-Grün hat die CSU offiziell nicht. Doch wie es nach den Landtagswahlen weitergeht, ist alles andere als ausgemacht. Der jüngste Bayerntrend verhieß 47 Prozent und damit die absolute Mehrheit im Parlament - der Beschäftigungsaffäre zum Trotz. Doch abgerechnet wird bekanntlich erst am Wahltag. Und so ventilierte Parteichef und Ministerpräsident Seehofer beizeiten Plan B, will heißen, seinen Wunschpartner im erneuten Koalitions-, also Katastrophenfall: die FDP. Was er nämlich durchaus fürchtet, ist ein Dreierpakt aus Freien Wählern, SPD und Grünen.
Attacken gegen die Freien Wähler
"Wer den Freien Wählern seine Stimme gibt, wählt in Wirklichkeit SPD und Grüne."
CSU-Chef Seehofer
Aus den harschen Attacken gegen die Freien Wähler ergibt sich folgerichtig eine zähneknirschende Präferenz für die Liberalen. Die große Unbekannte bei dieser Rechnung: Der Einzug der FDP ins Maximilianeum ist ungewiss. Bleibt am Ende dann doch Plan C (Aiwanger) oder gar D (Bause)?
"Wir spekulieren nicht über Koalitionen."
CSU-Chef Seehofer
Hauptgegner Ude
Die Attacke auf den Hauptgegner und SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude überlässt Seehofer gern seinem Chefpolemiker Alexander Dobrindt. Der malt den Untergang des Freistaats an die Wand, sollte Ude in die Zirbelstube einziehen. Nur die CSU könne im Bund und in Europa wirksam bayerische Interessen vertreten. Mia san halt doch mia, quasi.
"In der Wahrnehmung des Willy-Brandt-Hauses ist die bayerische SPD nur die bucklige Verwandtschaft."
Alexander Dobrindt, CSU-Generalsekretär
Populäre Mixtur
Die CSU will 2013 mit einer populären Mischung aus Schuldenfreiheit, Hilfe für Familien und mehr bayerischer Eigenständigkeit in Deutschland punkten. Forderungen nach Steuererleichterungen fungieren als Gegenkonzept zur SPD. Die Werbungskostenpauschale für Arbeitnehmer soll auf 1.500 Euro angehoben und der Freibetrag für Alleinerziehende erhöht werden. Ein Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen von 50.000 Euro brutto hätte dann netto knapp 300 Euro mehr.
Ministerium für Heimat
Nach der Wahl soll es ein Heimatministerium in Bayern geben. Es soll helfen, Herausforderungen wie Überalterung, Breitband-Ausbau, Energiewende und Infrastruktur mit neuen Lösungen zu begegnen. Die Verwaltung soll bürgernäher und dezentraler werden - allerdings zentral von München aus gesteuert. Mütterrente und eine familienfreundlichere Arbeitswelt sollen das sozialpolitische Profil schärfen. Das Versprechen, keine neuen Schulden mehr zu machen und die bestehenden abzubauen, ist auch ein Beitrag zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit der CSU. Mancher Stammwähler vermisst die Standfestigkeit und Berechenbarkeit von einst.