König der Lüfte Der Steinadler im Nationalpark Berchtesgaden
Er gilt als „König der Lüfte“, sein Blick ist messerscharf, seine Klauen sind furchteinflößend. Der Steinadler gehört zu den Majestäten unter den Tieren.
Eigentlich kommen die großen Greifvögel auf der ganzen Nordhalbkugel von Nordamerika über Asien bis Europa vor. Doch obwohl der Mensch den Steinadler schon immer wegen seines Aussehens und seiner Fähigkeiten bewundert hat, wurden die Tiere seit Jahrhunderten massiv verfolgt und getötet. In Europa standen die Adler bereits kurz vor der Ausrottung. Mittlerweile gilt ihr Bestand zum Glück nicht mehr als gefährdet. Die einzigen deutschen Steinadler leben in den Bayerischen Alpen, unter anderem im Alpennationalpark Berchtesgaden.
„Tal der Adler“, nennt die Nationalparkverwaltung das Klausbachtal, das sich brettleben vom Hintersee bis hoch zum Hirschbichlpass erstreckt. Entlang der mächtigen, steil aufragenden Felswände des Hochkalter-Massivs auf der einen Seite und der Reiteralm auf der anderen, zieht ein Adlerpaar seine Kreise und nützt die Thermik über den sonnenbeschienenen Hängen, um sich elegant und energiesparend in die Höhe zu schrauben. Segelflieger würden sich wohl nur zu gern ein wenig von der Flugtechnik der Adler und ihrem unnachahmlichen Gespür für den Aufwind abschneiden. Etwa 45 Brutpaare leben derzeit in den bayerischen Alpen erzählt der Adlerexperte und Wildbiologe Jochen Grab, vier davon im Nationalpark. Jetzt gerade ist die beste Zeit, um die Vögel in der Luft zu beobachten, denn sie balzen. Auch wenn sich die Adlerpaare zeitlebens, und das können bis zu 20 Jahre sein, treu bleiben, muss sich das Männchen mächtig ins Zeug legen, um seine Partnerin zu beeindrucken. Dem dient auch der spektakuläre Girlandenflug.
Im zeitigen Frühjahr suchen sich die Adler einen Brutplatz. Bis zu einem Dutzend Horste legen sie normalerweise in ihren Revier an, meist in Felsnischen, nie aber hoch droben auf den Gipfeln. Denn die Jagdreviere der Adler liegen immer höher als ihre Horste. So können die Greifvögel ihre schwere Beute im energiesparenden Gleitflug zum Nachwuchs bringen. Früher unterstellte man den mächtigen Vögeln, sie würden ganze Schafe oder gar Kinder wegtragen – eine Mär, die aber durchaus erklärt, warum die Adler so massiv verfolgt wurden. In Österreich durften sie sogar bis in die 1960er Jahre Steinadler abgeschossen werden.
Zur Hauptbeute der Steinadler gehören Murmeltiere, doch allzu wählerisch sind sie nicht. Daher müssen sie auch im Winter kaum hungern und finden gut Nahrung. Besonders komfortabel hat es das Adlerpaar im Klausbachtal, gibt es hier doch sogar eine Futterstelle. Nicht ohne Hintersinn - eine Videokamera liefert die Live-Bilder von der Futterstelle, dem Luderplatz, direkt ins Klausbachhaus. So lassen sich die dunkelbraunen Greife mit ihrem goldgelben Nacken, dem großen Hakenschnabel und den furchteinflößend Klauen gut beobachten. Das geht aber ebenso mit einem guten Fernglas.
Obwohl die Adler in den bayerischen Alpen nicht zu den gefährdeten Arten zählen ist ihr Schutz weiter notwendig. Damit sie zum Beispiel beim Brüten nicht von Hubschrauberlärm oder Paraglidern gestört werden. Bisher nimmt jeder Rücksicht auf den „König der Lüfte“. Bis Ende April bietet der Nationalpark Berchtesgaden jeden Donnerstag zweistündige „Adlerwanderungen“ ins Klausbachtal an, auf denen man mit etwas Glück die Vögel erleben kann. Treffpunkt ist jeweils um 11 Uhr an der Infostelle Hintersee. Der Weg ist eben und problemlos zu begehen und die Teilnahme kostenlos. Mehr Informationen finden sich unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de