Schnurren im Schnee Die Wildkatze
1916 galt die Wildkatze in Deutschland als ausgerottet, da sie als Räuber verschrien war und somit massiv bejagt wurde. Inzwischen leben nach Schätzungen des Bund Naturschutz wieder rund 150 bis 200 Wildkatzen in Bayern.
Nachgewiesen wurden sie überwiegend in Nordbayern, zum Beispiel im Spessart, im Steigerwald und in der Oberpfalz, und zwar nicht zuletzt dadurch, dass der Bund Naturschutz in den vergangenen Jahren in ganz Deutschland über 400 Wildkatzen ausgewildert hat. Auch in der Fränkischen Schweiz, im Landkreis Forchheim, wurden die Spuren der scheuen Wildkatze gesichtet.
Martin Eibert vom Bund Naturschutz in Egloffstein läuft uns mitten im Wald voraus. Zwischen Waldwiese und Felsabhang hat er unter Bäumen einen Lockstock für Wildkatzen aufgestellt. In den Einkerbungen des mit Baldrian eingesprühten Stocks verfangen sich Haare der Wildkatze, wenn sie sich am Stock reibt.
Baldrian wirkt auf Wildkatzen alles andere als einschläfernd – im Gegenteil – es ist für sie ein Aphrodisiakum, das sie besonders jetzt in der Paarungszeit zwischen Januar und März anlockt. Auf diese Weise hat Martin Eibert bei einem seiner Kontrollgänge die Wildkatzenhaare am Lockstab entdeckt und ins Labor geschickt. Ein Volltreffer! Die Wildkatze ist in die Fränkische Schweiz zurückgekehrt.
Hier findet die Wildkatze, auch Waldkatze genannt, ideale Voraussetzungen. Die Mischung aus offenem Gelände, Wald und Felsen ist optimal und bietet den Tieren auch Rückzugsgebiete an. Schließlich ist die Wildkatze ein überaus scheues Tier. Als Einzelgängerin meidet sie die Menschen. Nicht zu verwechseln mit verwilderten Hauskatzen ist sie eine eigene Katzenart, gut zu erkennen an ihrem markanten Körperende: schwarze Streifen am buschigen Schwanz mit stumpfen Ende, dazu ein ausgeprägter Kopf. Der Pfotenabdruck, vor allem im Winter, zeigt einen rundlichen Ballen ohne Zehen.
Auch Heinrich Kattenbeck, Kreisvorsitzender beim Bund Naturschutz in Forchheim, hat die Wildkatze noch nicht selber gesichtet, sondern nur ihre Spuren. Gut getarnt durch ihr braun-grau-verwaschenes Fell wird sie erst in der Abenddämmerung aktiv und jagt gerne nachts. Mäuse verständigen sich über für Menschen nicht hörbare Ultraschalltöne, aber die Wildkatze nimmt diese Töne wahr und weiß genau, wo sie dann auch im Winter ihre Nahrung findet, neben Mäusen auch andere Kleintiere oder Junghasen.
Der Winter macht der Wildkatze nicht groß zu schaffen. Kleine Beutetiere findet sie allemal, das dichte Winterfell schützt vor Kälte, Unterschlupf gewähren ihr Hecken und Holzstapel, Baum- oder Felshöhlen. Versteckt in den Felsen kann sie auch ihre Jungen aufziehen. Die meisten Würfe sind im April, manchmal sogar noch im Herbst, wenn es im Frühjahr nicht geklappt hat. Damit sich die Wildkatze weiter ausbreiten kann, pflanzen die Ehrenamtlichen vom Bund Naturschutz neue Bäume und Hecken, um sogenannte Wanderkorridore für die Tiere zu schaffen.
Im Zuge des Wildkatzen-Sprung-Projekts sollen 20.000 Kilometer in ganz Deutschland miteinander als Biotop verbunden werden sollen. So erobert die Raubkatze auf Samtpfoten allmählich ihre alten Lebensräume wieder zurück. Helfen könnte auch ein artgerechtes und naturverträgliches Gehege im Wildpark Hundshaupten in der Fränkischen Schweiz und eine mögliche Auswilderung. Nachdem im Wildgehege Hundshaupten bereits Luchs und Wolf heimisch geworden sind, würde die Wildkatze bestens dazu passen!