Naturverträgliche Skitouren im Kleinwalsertal Das neue Projekt „Natur bewusst erleben“
Auch Skitourengehen hinterlässt Spuren in der Natur und weil immer mehr Skitourengeher unterwegs sind, kommen sich Mensch und Tier im Winter in die Quere. Damit Wintersportler, Natur, Bauern und Jäger gut miteinander leben können, setzt das Kleinwalsertal auf das Projekt: „Natur bewusst erleben“, mit Erfolg.
War das Vorarlberger Tal früher eher ein Geheimtipp für Einheimische und Allgäuer, so haben sich die erstklassigen Skitourenoptionen im Kleinwalsertal inzwischen längst herumgesprochen. Die Verantwortlichen im Tal mussten reagieren, haben alle Interessengruppen an einen Tisch gebracht und gemeinsam ein Projekt aufgelegt: „Natur bewusst erleben“.
Beliebter Startpunkt: der kleine Ort Baad
Von Baad, ganz hinten im Kleinwalsertal, strahlen die Touren in alle Richtungen aus. Hier endet auch der Walserbus, der durchs gesamte Tal fährt und der bei Übernachtung im Kleinwalsertal nichts kostet. Trotzdem kommen die meisten im eigenen Auto hierher. Anhand der Fahrzeuge schätzt Stefan Jocham, Projektleiter von „Natur bewusst erleben“, dass an schönen Wochenendtagen allein von Baad aus 300 bis 400 Tourengeher aufbrechen. Zum Projekt gehört deshalb auch die Besucherlenkung.
Abfahrtsspuren überall
Hundertschaften verteilen sich in dem weitläufigen Gelände meistens überraschend gut. Trotzdem sind die Hänge an den nahegelegenen, beliebten Gipfeln von einem Netz von Spuren überzogen. Was an einem Berghang nichts ausmacht, weil dort kein Einstandsgebiet von Wildtieren liegt, würde an einem anderen Ort, besonders unter der Waldgrenze, die Wildtiere und die Natur empfindlich stören. Dazu kommt: Flüchtendes Wild hat einen höheren Energiebedarf, dadurch gibt es mehr Bissschäden, erzählt Projektleiter Stefan Jocham. Die Akteure haben einen Kodex ausgearbeitet, mit den wichtigsten Verhaltensregeln beim Tourengehen. Wie du die Natur bewusst erleben kannst.
Die Leistungen der Natur
Für das Projekt wurden die Berge im Tal auf über 20 so genannte Ökosystemdienstleistungen hin untersucht. Der Wald liefert viele „Produkte“: vom Schutzwald über Alpwiesen als Grünfutter bis zum Freizeit- und Erholungswert. Herausgekommen ist ein sehr differenziertes Bild: Wald-Wild-Schongebiete liegen neben durchpflügten Abfahrtshängen. Seit Schilder diese deutlicher ausweisen, verirren sich weniger Skitourengeher und Schneeschuhwanderer in geschützte Gebiete.
Die Bilanz bisher ist positiv, auch weil sich die Situation zwischen allen Beteiligten entspannt hat: Forst, Alpwirtschaft, Jagd, Tourismus, Wintersportler. Wie an vielen Orten in den bayerischen Alpen war die Situation im Kleinwalsertal eskaliert, berichtet der einheimische Skiführer Frank Drechsel: Die Pandemie hat einen Trend zum Skitourensport massiv verstärkt und immer mehr, immer besser ausgerüstete Leute ziehen automatisch immer weitere Kreise. Die Berge werden zum Spielplatz. Sie sollen auch Erlebnisraum bleiben, sagt Stefan Jocham, aber eben mit Respekt für die Umwelt und ihre vielfältigen Funktionen.
Informationen vor Ort, auf AV-Karten und im Netz
Informationstafeln an allen wichtigen Punkten und die Alpenvereinskarten zeigen gut verständlich die unterschiedlichen Schutz- und Nutzräume. Und wer mit offenen Augen durch die Landschaft tourt, sieht auch mehr von der Vielfalt und Schönheit der Kleinwalsertaler Berge mit ihren eigentümlichen Gipfeln zwischen Ifen und Widderstein.