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Klinikum Nürnberg Eine Nacht im Krankenhaus

Was passiert im Krankenhaus, wenn die Sonne untergeht und die Nachtschicht übernimmt? Reporter Fero Andersen macht die Nacht durch und zwar im Klinikum Nürnberg. Dort erlebt er das volle Programm: vom ganz normalen Wahnsinn in der Notaufnahme, über nächtliche Operationen, bis hin zu einer Geburt in den frühen Morgenstunden.

Von: Florian Heinhold

Stand: 08.04.2025 |Bildnachweis

Klinikum Nürnberg: Eine Nacht im Krankenhaus

Was passiert eigentlich im Krankenhaus, wenn die meisten anderen Menschen längst schlafen? Zum Beispiel im Klinikum Nürnberg – dem größten kommunalen Krankenhaus Deutschlands? Über 8400 Ärztinnen, Pfleger und nichtmedizinische Mitarbeiter gibt es dort und das nicht nur am Tag. Nachts ist vor allem in der Notaufnahme was los. Als "Gesundheit!"-Reporter Fero Andersen am späten Abend aufkreuzt, ist die Wartehalle immer noch voll. Die Patienten: "Leider habe ich beide Finger mit der Säge abgeschnitten, durchtrennt." – "Ich hatte einen Autounfall, mir ist einer hinten reingefahren." – "Ich habe mir beim Fußballspielen die Hand wahrscheinlich gebrochen."

Viel zu tun für Lara und Elina Hertel. Die beiden medizinischen Fachangestellten sind eineiige Zwillinge. Sie haben immer Schichten zusammen, da sie weiter weg wohnen und einen sehr weiten Fahrtweg haben. Ihre Aufgaben nachts:

"Beispielsweise Blut abnehmen, Nadel legen, Vitalparameter erheben und natürlich den Ärzten assistieren, wenn es etwas gibt."

Lara und Elina Hertel, medizinische Fachangestellte, Klinikum Nürnberg

Für Blutproben gibt es auch nachts die Klinik-Rohrpost, die direkt ins Labor geht.

In der Zwischenzeit humpelt draußen die 10-jährige Emilia in den Wartebereich. Sie hatte einen Unfall, ist vom Trampolin gefallen. Ein Bambusstock durchbohrte dabei ihren Fuß. Jetzt ist sie mit Schmerzen in der Notaufnahme. Was Emilia noch nicht weiß: Sie wird heute Nacht noch operiert werden müssen.

Lange Wartezeiten in der Notaufnahme

In der Notaufnahme ist auch nachts noch viel los. Zu viel. Es gibt lange Wartezeiten. Der Fachkräftemangel ist in ganz Deutschland ein Problem. Laut einer Studie des Deutschen Krankenhaus Instituts aus dem letzten Jahr können 94% der Kliniken Stellen auf Allgemeinstationen nicht besetzen, auf Intensivstationen bleiben in drei Viertel der Kliniken Stellen frei.
Für Lara und Elina ist aber klar: Dass man in der Notaufnahme öfters warten muss, hat auch andere Gründe.

"Das Patientenaufkommen ist in der Notaufnahme auch sehr sehr hoch. Man muss auch sagen, dass wir sehr viele banale Sachen haben, was gar kein Notfall. Ist, was auch nicht in die Notaufnahme gehört. Die müssen ja nicht warten, weil wir nur rumstehen und Pause machen, sondern weil Notfälle vorgehen."

Lara Hertel, medizinische Fachangestellte, Klinikum Nürnberg

In der Zwischenzeit erfährt Patientin Emilia, dass sie in der Nacht noch operiert werden muss. Die Ärzte haben den Verdacht, dass sich noch ein Stück Holz in der Wunde befindet. Die Verletzung ist stark entzündet.

Außer dem medizinischen Personal stellen etliche andere Beschäftigte nachts sicher, dass alles rund läuft im Klinikum. In der Leitwarte etwa ist Harald Breuer die ganze Nacht über in Bereitschaft – falls es zu Störungen, stecken gebliebenen Aufzügen, Stromausfällen kommt.

"Das hier ist eigentlich das Herz oder das Gehirn der Klinik. Hier läuft alles zusammen, was Technik ist."

Harald Breuer, Leitwarte, Klinikum Nürnberg

Notoperation mitten in der Nacht

Geisterstunde im Klinikum Nürnberg. Gleich beginnt die Operation an Emilias entzündetem, eiterndem Fuß. Die Narkose wirkt. Dr. Stoijkovich muss den Fremdkörper im Fuß dringend entfernen.

"Wenn man es nicht operativ macht, dann kann sich die Entzündung weiterausbreiten Richtung Gelenk, Richtung Tiefe. Im schlimmsten Fall kann sie sogar eine Blutvergiftung, eine Sepsis bekommen."

Dr. med. Nikola Stoijkovich, Unfallchirurgie, Klinikum Nürnberg

Er muss die Wunde genau prüfen, auch kleine Fremdkörper tief drinnen finden. Die Wunde eitert beim leichtesten Druck. Dann der erste Schnitt. Und schon ein paar Sekunden später entdeckt er einen zwei Zentimeter langen Holzspieß. Vier Wochen war der in Emilias Fuß.
Um die Entzündung mit dem exakt richtigen Antibiotikum behandeln zu können, wird eine Probe ins Laborgeschickt. Dann ist die OP rum. Während die Eltern ihre Emilia im Aufwachraum besuchen dürfen, übernimmt im OP das Putzkommando.

Eine Nacht geht zu Ende

In Nürnberg wird es langsam Tag. In der Intensivstation machen die Pflegekräfte ihre Morgenrunde. Hier liegen die schweren Fälle. Plötzlich bekommt Reporter Fero Andersen eine Nachricht aus dem Kreißsaal. Es könnte gleich zu einer Geburt kommen. Vor der Tür läuft ihm der werdende Vater entgegen – er musste das Auto umparken, weil er in der Hektik direkt im Halteverbot geparkt hatte. Das vierte Kind soll gleich zur Welt kommen. Fero wartet vor der Tür und darf direkt nach der Geburt gratulieren.
"So ein magischer Moment. Man weiß dass sich diese neun Monate gelohnt haben", freut sich die Mutter.

Und damit geht die Nachtschicht an Deutschlands größtem kommunalen Krankenhaus zu Ende.

"Boah, das war eine intensive Nachtschicht mit sehr heiklen Situationen, aber auch so beeindruckenden Erlebnissen. Ich brauche jetzt erstmal richtig viel Schlaf!"

Fero Andersen, Gesundheit!-Reporter







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