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Gut für Körper und Psyche Heilende Architektur

Es gibt Orte, die genau so gestaltet sind, dass Kranke dort besonders gut gesund werden können. "Heilende Architektur" wird das genannt. Und was es damit auf sich hat, das schaut sich Gesundheit!-Reporterin Veronika Keller vor Ort an.

Von: Agnieszka Schneider

Stand: 26.03.2024

Gut für Körper und Psyche: Heilende Architektur

Hier im Krankenhaus Agatharied, südlich von München, kann man wahrlich besondere Architektur-Highlights erleben. Vor 25 Jahren wurde das krankenhaus gebaut. Das Team um die Architektin Prof. Christine Nickl-Weller übernahm damals die Konzeption. Sie spezialisierten sich auf Bauten für Gesundheit, Forschung und Lehre. Wie kann man dieser heilenden Architektur hier nachspüren?

"Wir haben hier viel Tageslicht und eine einfache Orientierung. Wir sehen auf der einen Seite hier die Bettenhäuser. Also da wohnt dann z.B. unser Angehöriger. Und wir haben hier drüben die Verbindung der Geschosse miteinander. Hier gibt es einen kleinen Wasserlauf, der kleine Bach läuft hier durch diese Halle und macht die Unterhaltungen leise. Ohne ihn würden wir lauter sprechen. Zugleich soll man sich immer ein bisschen fühlen, als wäre man draußen."

Prof. Christine Nickl-Weller, Architektin

Evidence Based Design

Evidence Based Design-Modell nach Roger S. Ulrich.

Diese Konzepte basieren auf der Grundlage des amerikanischen Architekten Roger S. Ulrich. Er prägte 2006 den Begriff des "Evidence Based Design" und stützte sich dabei auf zahlreiche Studien. In seinem Heimatland gelten Einbettzimmer, die Anlage von Grünflächen in Innenhöfen und im Außenraum, die Reduktion der Geräuschkulisse auf den Stationen, die Schaffung von Blickbeziehungen nach außen und die Verkürzung von Wegstrecken als heilungsfördernd. Das Design spielt dabei eine große Rolle. Neben der Aussicht berücksichtigten die Architekten hier auch die Geruchs- und Geräuschkulisse, Privatheit und Rückzugsraum.

Architektur macht einfache Orientierung möglich

Statt schmalen Gängen gibt es hier breite Rampe. Die Anlage des Krankenhauses Agatharied mit viel Glas und Holz erinnert an ein Hotelbau im Alpenstil. In den sieben Pavillons sind insgesamt elf Fachabteilungen untergebracht. Frau Prof. Nickl-Weller führt Gesundheit!-Reporterin Veronika Keller auf eine Komforstation, die den Vergleich mit einem Hotel nicht zu scheuen braucht. Alle Verbindungswege sind kurz gehalten und Licht durchflutet. Auch das verwendete Material spielt hier eine Rolle. Holz vermittelt einen warmen Ton, der entstresst, denn kranke Menschen sind viel einfühlsamer und empfindlicher. Alle Stationen sind in einem verglasten Karree angeordnet. Dadurch entsteht ein Lichthof, der vor allem eine Funktion erfüllt.

"Durchblick ist wichtig, weil die Überwachung des Pflegepersonals zu den Zimmern gegeben sein muss. Auf der anderen Seite gibt es dem Patienten Sicherheit, weil er weiß, dass er nicht vergessen wird. Ich meine, das ist erwiesen: Ausblick, kürzere Verweildauer, weniger Medikation, das rechnet sich auch für ein Haus."

Prof. Christine Nickl-Weller, Architektin

Der Freiluftplatz mit Ausblick hilft bei der Heilung. Internationale Fallstudien haben gezeigt, wie der bewusste Einsatz der Umgebung zu einer erfolgreichen Therapie beitragen kann.

"Man muss sich vorstellen, der Patient kommt krank mit Angst ins Krankenhaus, braucht Hilfe, er fühlt sich eingeengt. Wenn er hier ein Raumklima erlebt und ein Krankenhaus das sehr offen ist, sehr positiv, kann das neben der Psyche auch körperlich helfen. Es gibt Studien dazu, die besagen, dass der Heilungsprozess dadurch beschleunigt werden kann."

Dr. med. Peter Wellner, Chefarzt für Innere Medizin und Geriatrie, Krankenhaus Agatharied

Ziel der heilenden Architektur: Stressabbau

Es gilt also Stress abzubauen.  Denn kranke Menschen verlieren häufig ihre Orientierungsfähigkeit, die Sinnesreize sind eingeschränkt und es kommt zu einer Fehleinschätzung von räumlichen Maßen. Negativ wirken sich unübersichtliche Räume und fehlende Rückzugsmöglichkeiten aus.  Gegen all das versucht man im Krankenhaus Agatharied anzukämpfen.
Die richtige Architektur kann für Patienten und Personal im Gesundheitsbereich einen großen Unterschied machen. Es wäre wünschenwert, wenn es in Zukunft mehr schöne Krankenhäuser gäbe.


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