Arbeiten in der Pflege Generalistische Pflegeausbildung – ein fordernder und erfüllender Job
Das Berufsfeld gilt als hart: In der Pflege mangelt es an Personal, die Arbeitsbelastung ist hoch, die Dienstzeiten schwierig und die Bezahlung wird diesem Anforderungsprofil nicht gerecht. Was reizt junge Menschen dennoch an diesem körperlich anstrengenden und stressigen Job? "Gesundheit!"-Reporterin Veronika Keller trifft im Krankenhaus Weilheim-Schongau angehende Pflegefachfrauen und -männer, die gerade die dreijährige Ausbildung absolvieren, die Kranken-, Alten- und Kinderpflege umfasst.
Immaculate Nakalyango wird Immy genannt und kommt aus Uganda. Sie macht eine generalistische Pflegeausbildung am Krankenhaus Weilheim-Schongau. Das heißt, in drei Jahren will sie Kranken-, Alten- und Kinderpflegerin sein. Die Pflege ist ein Berufsfeld, das als hart gilt: Es mangelt oft an Personal, die Belastung ist hoch, man wird nicht unbedingt reich. Warum sich Immy trotzdem dafür entschieden hat?
Jetzt ist Immy im ersten Lehrjahr. In der gesamten Ausbildung wechseln sich Praxis-Einsätze und Theorie-Unterricht im Klassenzimmer ab. Hier hat jeder so seine eigene Motivation. "Ich habe mitbekommen, wie meine Oma in ein Pflegeheim gekommen ist. Sie hatte Lungenkrebs. Und ich habe mir gedacht, ich möchte Menschen in solchen Situationen beistehen", erzählt eine Kollegin. Eine ähnliche Motivation hat auch ein anderer der Auszubildenden: "Ich möchte Menschen direkt helfen. Und man hat so viele verschiedene Bereiche, in die man gehen kann nach der Ausbildung, wie man sich weiterbilden kann."
Heute lernen die Schülerinnen und Schüler an einem Beispiel aus der Kinderpflege, wie man eine Pflegesituation richtig wahrnimmt. Seit 2020 gibt es die generalistische Ausbildung – also drei Berufe in einem. Macht diese Vielfalt die Ausbildung anspruchsvoller?
"Es war früher schon anspruchsvoll. Es war damals deutlich mehr medizinisches Wissen gefordert, das es nach wie vor gibt. Aber es sind viele Bereiche, vor allem Beratung, Information. Und dieses neue Spektrum ist ein ganz neues Feld und sehr umfänglich."
Thomas Schäfer, Schulleiter der Berufsfachschule für Pflege, Schongau
Immy ist inzwischen in der Praxis-Schulung. Die heutige Lektion: Wie legt man jemanden ins Bett? Trainiert wird das an einer Patientenpuppe. "Erstmal Bescheid sagen, dass es jetzt ins Bett reingeht und tief einatmen und ausatmen lassen. Eins, zwei und drei", erklärt sie und legt die Patientenpuppe, die sie liebevoll Frau Olla nennt, vorsichtig ab. "Frau Olla, jetzt gehts nach oben, nicht erschrecken. Keine Angst, wir sind da," warnt Immy. Heute ist das noch eine Übung – mit richtigen Patienten wird es noch einmal anders.
"Das ist komplett anders. Die Patienten haben Gefühle, sie können sich äußern und da muss man einfach vorsichtig sein."
Immaculate Nakalyango, Auszubildende in der Pflege
Ausbildung an richtigen Patientinnen und Patienten
Auf der Akutgeriatrie kümmert Immy sich heute um Max Mangold. Wegen einer akuten Blasenentzündung liegt er im Krankenhaus, außerdem hat er ein schweres Rückenleiden. Um die Vitalwerte zu messen, muss Immy Herrn Mangold aufsetzen. Auch wenn das zurzeit schmerzhaft ist. „Tief einatmen – und aus“, ermutigt Immy. Sie misst Blutdruck und Sauerstoffsättigung, aber auch Fieber. Max Mangold freut sich, dass Immy seine Pflegerin ist: "Sie ist sehr sympathisch. Ich bin wirklich froh, wenn eine nette Person kommt, weil das dich auch etwas aufrichtet. Du bist nicht ganz umsonst auf der Welt."
Als nächstes muss der Rollator her, denn es soll ins Bad gehen. Entkleiden, waschen – eine heikle Situation für Immy? "Ich fand es am Anfang schwierig, jemanden ohne Kleidung zu sehen. Aber ich bin jetzt froh, dass ich das für andere Leute tun kann, die das nicht mehr selbst können. Dass ich ihnen helfen kann. Das ist für mich nicht mehr schwierig."
Drei Bereiche: Kranken-, Alten- und Kinderpflege
Ein Bereich in der generalistischen Pflegeausbildung ist die Altenpflege. Auszubildende Amely Böhm arbeitet derzeit im zweiten Lehrjahr beim Heiliggeistspital in Schongau.
Ihr nächster Einsatz ist bei Bewohnerin Ingeborg Schlund: "Hallo Frau Schlund. Ich komme zum Blutzucker messen. 320." – "Ist das viel?", fragt Frau Schlund. "Ja, das is viel", antwortet Amely und spritzt Ingeborg Schlund Insulin. Mindestens genauso wichtig wie die Medizin scheint hier das Zwischenmenschliche zu sein.
"Frau Schlund, wir haben ja ausgemacht, wir gehen heute noch Klamotten kaufen. Das würde ich jetzt gerne machen." – "Schalotten?" "Klamotten! Wir haben da drüben doch den Modeladen." Frau Schlund erinnert sich: "Ach ja, da können wir mal reinschauen." Auch das gehört zu Amelys Aufgaben: Mit den Bewohnern rausgehen und gemeinsam den Alltag gestalten.
Im dritten Lehrjahr bekommen die Auszubildenden noch mehr Verantwortung und üben die ambulante Pflege. Nico Savaete ist am Ende des dritten Lehrjahrs angekommen. Bald stellt er sich den Abschlussprüfungen. Er freut sich aufs Berufsleben:
Ein Besuch bei einer Patientin zu Hause steht an, die Nico zum ersten Mal pflegt. Er hat schon vor der Ausbildung in der ambulanten Pflege gejobbt und ist entsprechend erfahren. Patientin Susanna hat Muskeldystrophie, also Muskelschwund. Sie kann ihre Arme nur noch sehr eingeschränkt und die Beine gar nicht mehr bewegen. Sie ist dankbar für das Pflegepersonal, das ihr hilft: "Ohne die wäre ich ungewaschen und ungepflegt. Und natürlich entsteht ein Vertrauensverhältnis mit der Zeit. Das Wichtigste ist die Empathie. Also wenn man sagt, man zieht aber das T-Shirt so und so aus. Und ich sage: Nein, bei mir läuft es aber so. Das tut mir weh und das nicht. Dann will ich, dass sie das wahrnehmen und achten."
Nico wechselt den Katheterbeutel, dann gibt es noch ein Problem mit dem Duschstuhl: Man kann ihn ziehen, obwohl die Bremse drin ist und auch die Armlehne ist verbogen. Also füllt Nico mit Susanna einen Antrag auf einen neuen Duschstuhl für die Krankenkasse aus. Dann ist für einen Tag alles erledigt. Wie war der Besuch für Nico? "Gut, die Patientin war sympathisch und so sollte es am besten immer ablaufen."