Pflanzen Faszination fleischfressende Pflanzen
Fleischfressende Pflanzen faszinieren nicht nur dadurch, dass sie die gewohnte Nahrungskette (Tier frisst Pflanze) auf den Kopf stellen und raffinierte Fangmethoden "ausgetüftelt" haben, um tierische Beute zu machen. Viele Exemplare sind auch von atemberaubender und bizarrer Schönheit. Informationen und Tipps von Gartenexperte Andreas Modery.
Fleischfressende Pflanzen (Karnivoren) kommen ursprünglich in sehr nährstoffarmen Gebieten vor, beispielswese in Mooren. Um zusätzliche Nährstoffe in Form von Insekten, manchmal sogar Fröschen oder kleinen Krebsen, zu bekommen, haben sie unterschiedliche Fangtechniken entwickelt.
Fangtechniken von fleischfressenden Pflanzen
Fallgruben
Die Blätter bilden eine Art Gefäß (ähnlich einer Kanne), teilweise sogar mit Deckel. Durch die meist leuchtend bunte Färbung des Gefäßes und einen intensiven Nektargeruch werden Insekten angelockt. Krabbeln die Insekten, dem Nektarduft folgend, in das Gefäß, führt ihr Weg nur noch nach unten. Ein Wiederherausklettern aus der Falle wird nämlich durch die steilen und glitschigen Wände, die zum Teil als zusätzliches Hindernis noch behaart sind, verhindert. So landet das Insekt früher oder später auf dem mit Verdauungsflüssigkeit gefüllten Grund der Falle.
Karnivoren, die mittels Fallgruben Beute machen, sind beispielsweise die Kannenpflanze oder die Schlauchpflanze.
Klebefallen
Fleischfressende Pflanzen, wie beispielsweise der Sonnentau, locken die Insekten ebenfalls mit einem duftenden Sekret an, an welchem diese kleben bleiben. Die Tentakeln des Sonnentaus befördern die Beute in die Blattmitte, woraufhin sich das Blatt zusammenzieht oder einrollt. Dieser aktive Beutezug kann einige Minuten bis Stunden dauern. Bis das Insekt verdaut ist, vergeht eine weitere Woche. Danach öffnet sich das Fangblatt wieder und die Falle ist für das nächste Opfer bereit. Allerdings kann ein Fangorgan nur maximal dreimal Beute machen, danach verwelkt es.
Klappfallen
Bekannteste Vertreterin dieser Fangtechnik ist die Venusfliegenfalle, deren Fangorgane an eine Bärenfalle erinnern. Beide Klappenhälften sind an den Rändern mit Fangzähnen ausgestattet, die das Opfer beim Zuklappen einsperren. Der Klappmechanismus wird ausgelöst, wenn ein Insekt eines der Sensorhärchen (an jeder Klappenhälfte sitzen drei davon) zweimal innerhalb von 20 Sekunden berührt. Je nach Größe des Insekts, benötigt die Venusfliegenfalle zur Verdauung bis zu zehn Tage, wobei der übrig gebliebene Chitinpanzer meist von Wind oder Regen aus dem wieder geöffneten Blatt weggefegt wird. Was für den Sonnentau gilt, trifft übrigens auch auf die Venusfliegenfalle zu: nach zwei bis drei Mahlzeiten stirbt das Fangorgan ab.
Pflegetipps für fleischfressende Pflanzen
Fleischfressende Pflanzen leben ursprünglich auf sehr nährstoffarmem Boden. Darum sollte auch das Substrat der als Zimmerpflanzen kultivierten Karnivoren sauer und nährstoffarm sein. Verwenden Sie deshalb auf keinen Fall normale Blumenerde, sondern am besten ungedüngten Weißtorf oder ein Gemisch aus Torf und Quarzsand. Im Handel ist aber auch ein spezielles Karnivorensubstrat erhältlich.
- Düngen Sie Karnivoren nicht.
- Fleischfressende Pflanzen müssen nicht gefüttert werden.
- Sie bevorzugen einen sehr hellen Standort.
- Damit sich fleischfressende Pflanzen wohl fühlen, benötigen sie – je nach Herkunft – eine entsprechend hohe Luftfeuchtigkeit. Stellen Sie die Pflanze daher nicht direkt an die Heizung.
- Beim Gießen bevorzugen sie möglichst kalkarmes Wasser. Am besten eignet sich Regenwasser, zur Not geht aber auch destilliertes Wasser oder abgestandenes Leitungswasser.
Viel Spaß mit den fleischfressenden Pflanzen wünschen Andreas Modery und "Wir in Bayern!"