Garten Gemüse - jetzt auf der Fensterbank vorziehen
Träumen Sie manchmal davon, unter die Selbstversorger zu gehen? Fangen Sie doch mit dem eigenen Gemüse an. Wer im Sommer seine eigenen Tomaten, Gurken, Paprika oder Zucchini ernten möchte, sollte jetzt mit der Anzucht beginnen. Auf was Sie dabei achten sollten, was Sie brauchen und wie es funktioniert, verrät Ihnen Gartenexperte Andreas Modery.
Sich Gemüse auf der Fensterbank vorzuziehen, hat einige Vorteile: Die Jungpflanzen sind kräftiger und gesünder, die Anbauzeit verkürzt sich und es gibt kaum Schwund in der ersten Entwicklungsphase, da beispielsweise Schnecken nicht zur Fensterbank gelangen.
Die Vorkultur beginnt im Zimmer, nämlich auf der Fensterbank. Die Zimmertemperatur muss mindestens 18 Grad betragen. Eine Fensterbank über einem Heizkörper ist daher ideal.
Arbeitsschritte, um Gemüse aus eigener Anzucht ernten zu können
Teil 1 (ab Januar) - in den vier Wänden
- gute Planung
- aussäen
- vereinzeln - pikieren
Teil 2 (ab April) - im Freien
- abhärten
- auspflanzen
- pflegen
Das brauchen Sie
- Anzuchthäuschen mit wasserdichter Schale und Klarsichthaube oder Aussaatschale oder Anzuchttöpfchen
- Saatgut
- Eierkarton: er ist der ideale Anzuchtbehälter, kostenlos und die Samen können vereinzelt ausgesät werden. Kein Pikieren nötig.
- Klarsichtfolie
- Anzucht- oder Aussaaterde oder Quelltabletten (diese quellen im Wasser auf, kein Pikieren nötig)
Tipps zum Saatgutkauf
Auf der Tütenrückseite eines Markensaatguts müssen folgende Angaben stehen:
- Klare Sortenbeschreibung
- Blüh- und Erntezeitpunkt
- Form
- Farbe
- Krankheitsresistenz
- Aussaatzeitpunkt
- Saattiefe
- Reihen- und Pflanzabstand
- Nährstoffbedarf
Das perfekte Saatgut richtet sich nicht nur nach Ihren geschmacklichen Vorlieben, sondern auch danach, ob es später im Gartenbeet, im Hochbeet oder im Balkonkasten wachsen soll.
Hochwertiges Saatgut
Hochwertiges Saatgut, das neben Keimfähigkeit und Reinheit zusätzlich eine besonders starke Triebkraft des Keimlings besitzen sollte, muss zum Schutz vor Licht, Luft und Feuchtigkeit in einer speziellen Keimschutzpackung abgefüllt sein.
Aussaat
Zur Aussaat eignen sich entweder Schalen oder Töpfchen.
Aussaat in Schalen
- Füllen Sie in die Anzuchtschalen Anzucht- oder Aussaaterde. Wichtig: Mischen Sie keinen Dünger bei!
- Die Erde glätten und leicht andrücken.
- Mit einer feinen Brause die Erde anfeuchten, aber bitte nicht zu nass machen!
- Damit die Samen einzeln herausfallen, die Saattüte mit dem Daumen und Mittelfinger anfassen und mit dem Zeigefinger leicht auf die Tüte klopfen.
- Die Samen vorsichtig andrücken.
- Die obere Erdschicht nochmals befeuchten.
Aussaat in Töpfchen
- Befüllen Sie die Töpfchen zur Hälfte mit Blumenerde.
- Auf die Blumenerde kommt eine 5-7 cm dicke Schicht Aussaaterde. Drücken Sie diese Schicht leicht an. (In dieser Schicht wachsen die Sämlinge problemlos heran und können später in die nährstoffreiche Blumenerde hinabwurzeln.)
- Mit einer Brause-Gießkanne das Töpfchen gründlich wässern. Der Brausekopf verteilt den harten Wasserstrahl, so dass keine Krater in die Erde geschwemmt werden.
- Säen Sie nun die Samen aus. Samen zwischen die Finger nehmen und großzügig auf der Oberfläche der Erde verteilen.
- Achtung: Wer enger sät, muss anschließend die zu dicht wachsenden Sämlinge wieder herauszupfen! Das macht unnötig Arbeit und stresst die Pflänzchen.
- Reiben Sie die Aussaaterde zwischen den Handflächen über den besäten Töpfen und lassen Sie die Erde auf die Samen rieseln. Noch besser wäre es, die Erde mit einem Sieb zu verteilen. Dadurch vermeiden Sie, dass die Samen unter dicken Erdklumpen erdrückt werden. (Die "Schichtdicke" für die einzelnen Sorten ist in den Aussaatanleitungen angegeben.) Jetzt sollten Sie die Erde nicht mehr andrücken!
- Nochmals gießen. Verwenden Sie auch hier unbedingt einen Brauseaufsatz, da sonst der Wasserstrahl die Samen zu sehr durcheinanderschwemmt. Wenn kein Brauseaufsatz vorhanden sein sollte, nebeln Sie die obere Erdschicht mit der Blumensprühflasche ein.
- Halten Sie die Töpfchen bis zur Keimung stets leicht feucht, aber nie nass. Stellen Sie die Töpfchen an helle Plätze, denn die keimenden Pflänzchen wachsen bei Lichtmangel schief und wenig standfest heran. Wachsen Pflanzen zu dicht, wird selektiert.
Säen mit Fingerspitzengefühl
Damit das Saatgut keimt, benötigt es Feuchtigkeit und die passende Lichtmenge. Bei Samen, die zu flach ausgesät wurden, besteht die Gefahr, dass die dünne Bodenabdeckung austrocknet. Werden Samen zu tief in die Erde gedrückt, können sie Keimstängel und Keimblätter nur schwer der Sonne entgegenschicken. Viele verhungern deshalb nicht selten auf halbem Weg aus der Erde. Da die meisten leider dazu neigen, Samen zu tief abzulegen, sollten Sie für die ersten Aussaaten unbedingt den Zollstock einsetzen, bis Sie das richtige Fingerspitzengefühl für die Tiefe haben.
Dieses Gemüse können Sie auf der Fensterbank vorziehen
Tomaten
- Anzucht im Töpfchen: Ende Januar bis Februar
- Pflanzung: Ende Mai bis Anfang Juni
- Pflanzabstand: 40 bis 80 cm
- Gute Nachbarn: Bohnen, Kohlarten, Lauch, Möhren, Radieschen, Rettich, Sellerie, Zwiebeln, Petersilie
- Schlechte Nachbarn: Erbsen, Gurken, Fenchel, Kartoffeln
- Fruchtfolge: Verwandte Arten wie Paprika, Peperoni, Auberginen, Kartoffeln nicht nacheinander anbauen. Tipp (in zeitlicher Abfolge für eine Gartensaison auf gleichem Beet): Lauch, Tomaten, Feldsalat
Gut zu wissen
Tomaten wachsen in großen Kübeln oder Putzeimern besser als im Gartenbeet, wenn sie immer an der sonnigsten Stelle am Haus und bei schlechtem Wetter unter dem Dach stehen.
Paprika
- Anzucht im Töpfchen: Februar
- Pflanzung: April ins Gewächshaus oder Ende Mai ins Freiland
- Aussaattiefe: 0,5 cm
- Pflanzabstand: 70x50 cm
- Gute Nachbarn: Bohnen, Erbsen, Gurken, Lauch, Salat, Sellerie, Spinat, Rote Rüben, Tomaten
- Schlechte Nachbarn: Zwiebeln, Rettich, Radieschen
- Fruchtfolge: Verwandte Arten wie Peperoni, Aubergine, Tomate, Kartoffel nicht nacheinander anbauen. Tipp: (in zeitlicher Abfolge für eine Gartensaison auf gleichem Beet): Paprika Kohlrabi, Rote Rüben
- Standort im Garten: Unbedingt erforderlich ist eine windgeschützte Lage in voller Sonne. Am besten eignen sich Südseiten vor Mauern und Zäunen.
- Pflege: Regelmäßiges Hacken, Gießen und Düngen ist entscheidend für den Anbauerfolg. Paprika braucht im Hochsommer viel Wasser, rund 20 Liter pro qm. Zu starkes Gießen bereits im Juni führt allerdings zu einer übermäßigen Laubentwicklung und beeinträchtigt die Paprika in ihrem Stehvermögen.
Gurken
- Anzucht im Töpfchen: Februar bis März
- Pflanzung: Ende Mai bis Mitte Juni
- Aussaattiefe: 2 cm (3 Korn pro Saatstelle)
- Gute Nachbarn: Bohnen, Erbsen, Fenchel, Knoblauch, Kohlgewächse, Kopfsalat, Lauch, Sellerie, Rote Bete, Zwiebeln
- Schlechte Nachbarn: Kartoffeln, Radieschen, Rettich, Tomaten
- Fruchtfolge: Verwandte Arten wie Zucchini, Kürbis und Melonen nicht nacheinander anbauen. Tipp (in zeitlicher Abfolge für eine Gartensaison auf gleichem Beet): Rettich, Gurken, Spinat
- Gießen: Gurken müssen regelmäßig feucht gehalten werden, da sich sonst der Bitterstoffgehalt erhöht!
- Saatgut-Kauf: Zahlreiche Gurken-Neuzüchtungen sind widerstandsfähig gegen den Echten Mehltau (Schadpilz). Bitte beim Kauf daran denken.
Zucchini
- Anzucht im Töpfchen: März bis April
- Freilandaussaat: Mitte Mai bis Mitte Juni
- Pflanzung: Tiefe: 3 cm, Reihenabstand: 100x100 cm, 2 Körner je Pflanzstelle. Wenn sich 2 Sämlinge entwickelt haben, eine Pflanze rechtzeitig entfernen. Keimung bei Bodentemperaturen von 10 bis 12 Grad.
- Gute Nachbarn: Bohnen, Kohlarten, Salate, Sellerie Zwiebeln
- Schlechte Nachbarn: Radieschen, Rettich, Tomaten
- Fruchtfolge: Verwandte Arten wie Gurken, Kürbis, Melonen nicht nacheinander anbauen. Tipp (in zeitlicher Abfolge für eine Gartensaison auf gleichem Beet): Salat, Zucchini
Blumenkohl
- Anzucht im Töpfchen: Anfang Februar
- Freilandaussaat: Mitte April bis Mitte Juni
- Pflanzung: Aussaattiefe: 1 cm, Pflanzabstand: 50x50 cm
- Gute Nachbarn: Bohnen, Erbsen, Gurken, Lauch, Salat, Sellerie, Spinat, Rote Rüben, Tomaten
- Schlechte Nachbarn: Zwiebeln, Rettich, Radieschen
- Fruchtfolge: Verwandte Arten wie Rot-, Weiß- und Grünkohl, Wirsing, Rosen- und Chinakohl, Rettich, Radieschen, Kresse und Senf nicht nacheinander anbauen. Tipp: (in zeitlicher Abfolge für eine Gartensaison auf gleichem Beet): Erbsen, Blumenkohl
Viel Erfolg mit Ihrem eigenen Gemüse wünschen Andreas Modery und "Wir in Bayern"!