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Ernährung Einkaufstipps bei Laktoseintoleranz

Wer häufig unter Bauchkrämpfen, Blähungen und Durchfall leidet, sollte sich beim Arzt auf Laktoseintoleranz testen lassen. Hierzulande leidet etwa jeder Siebte daran. Ist die Diagnose gestellt, heißt es: Augen auf beim Lebensmittelkauf! Auf was Sie im Supermarkt besonders achten sollten, verrät Ihnen Ernährungsexpertin Jutta Löbert.

Stand: 16.08.2023

Ein Paar steht vor einem Supermarktregal und prüft die Inhaltsstoffe auf der Rückseite eines Produkts.  | Bild: picture alliance

Was ist Laktoseintoleranz und wie häufig kommt sie vor?

Die Laktoseintoleranz hat ihre Ursache in einem Mangel beziehungsweise einer verminderten Aktivität der Laktase in der Dünndarmschleimhaut. Laktase ist ein Enzym, das den Milchzucker, die Laktose, in seine Einzelbestandteile, Glucose und Galaktose (Trauben- und Schleimzucker), spaltet.

Wird der Milchzucker nicht oder unzureichend gespalten, gelangt er unverdaut in tiefere Darmabschnitte. Dort wird er von Bakterien unter anderem zu Milchsäure, Essigsäure und Kohlenstoffdioxid abgebaut. Durch diese Stoffwechselprodukte wird der sogenannte osmotische Druck im Darm erhöht. Die Wassermenge im Darm erhöht sich. Die Wassereinlagerung und die dadurch verstärkte Peristaltik (Darmbewegungen) rufen Durchfall hervor. Zudem wird viel Gas im Darm produziert, was zu Blähungen führt. Wird das Problem nicht erkannt (es gibt verschiedenste Tests, die der Arzt durchführen kann), können die Darmschleimhäute dauerhaft geschädigt werden!

Primäre und sekundäre Laktoseintoleranz

  • Primäre Laktoseintoleranz: Der Laktasemangel ist (in sehr seltenen Fällen) angeboren oder wird im Erwachsenenalter erworben. Die Verringerung der Laktaseaktivität im Erwachsenenalter ist genetisch bedingt. Die primäre Laktoseintoleranz ist nicht heilbar. Betroffene sollten laktosehaltige Nahrungsmittel so gut es geht meiden beziehungsweise individuelle Toleranzgrenzen austesten. Nicht jeder Patient mit einem genetisch bedingten Laktasemangel bekommt auch beim Verzehr laktosehaltiger Produkte Beschwerden.
  • Sekundäre Laktoseintoleranz: Sie ist Folge einer Darmerkrankung (Schädigung oder Verletzung der Darmschleimhaut, zum Beispiel Morbus Crohn). Sobald sich die Darmschleimhaut regeneriert hat, kann wieder Laktase produziert und Laktose verzehrt werden.

Vertragen Menschen mit Laktoseintoleranz generell gar keine Laktose?

In der Regel werden Mengen bis zu 12 g Laktose auf einmal beziehungsweise bis zu 24 g über den Tag verteilt toleriert. 12 g Laktose sind in 250 ml Milch enthalten. Demnach sind kleine Restgehalte Laktose in als "laktosefrei" gekennzeichneten Produkten akzeptabel.

Wie erkenne ich laktosefreie Lebensmittel und was ist gesetzlich geregelt?

Für den Begriff "laktosefrei" gibt es keine gesetzliche Regelung, die für alle Lebensmittel gilt. Bislang gibt es diese Regelungen nur für Käse, Erzeugnisse aus Käse und Milchprodukte wie Jogurt und Dickmilch. Bei diesen Lebensmitteln ist hierzulande ein Laktosegehalt von unter 0,1 Gramm pro 100 Gramm vorgeschrieben, wenn mit Laktosefreiheit geworben wird. Ein Produkt darf also als laktosefrei beworben werden, wenn es weniger als 0,1 g Laktose pro 100 g Lebensmittel enthält. Der Laktosegehalt muss auf dem Produkt gekennzeichnet werden.

Andere Lebensmittel (wie Wurst oder Zwieback) kann ein Hersteller freiwillig als "laktosefrei" bewerben. Der maximale Laktosegehalt soll 0,1 g/100 g betragen. Eine Angabe des Laktosegehaltes ist jedoch nicht vorgeschrieben.

Gut zu wissen:

Mit dem Label "Laktosefrei" werden auch Lebensmittel angepriesen, die von Natur aus fast keinen Milchzucker enthalten, wie beispielsweise die meisten Käsesorten. Ein speziell als "laktosefrei" ausgelobter Käse ist oftmals teurer.

Kennzeichnung von Laktose

Die EU-Lebensmittelinformationsverordnung regelt, dass Erzeugnisse, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen, in der Zutatenliste von Lebensmitteln aufgeführt sein müssen. Dazu zählt auch Laktose. Die Menge des entsprechenden Allergens muss jedoch nicht kennzeichnet sein.

Ausgenommen von der Allergenkennzeichnung sind Lebensmittel, die sich bereits in der Bezeichnung auf das entsprechende Allergen beziehen. So sind bei Milch, Milchprodukten und Jogurt keine Hinweise auf Laktose nötig.

Achtung:

Verbraucher erfahren beispielsweise nicht, ob der Jogurt mit Milchpulver als Zutat hergestellt wurde, da Milchprodukte kein Zutatenverzeichnis benötigen, wenn sie nur die für die Herstellung notwendigen Milchinhaltsstoffe, Enzyme und Mikroorganismenkulturen enthalten. Unter Umständen ist der Zusatz von Milchpulver für Menschen mit Laktoseintoleranz problematisch, da durch den Zusatz mehr Laktose im Jogurt verbleibt.

Welche Lebensmittel sind von Natur aus laktosefrei?

Naturbelassene Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Getreide oder Wasser sind vollkommen frei von Laktose. Lebensmittel, die weniger als 0,1 g Laktose/100 g enthalten, werden auch als laktosefrei bezeichnet.

Schnitt- und Hartkäse sind aufgrund der natürlichen Reifung häufig laktosefrei, da Bakterien die Laktose abbauen.

Nicht erhitzter Jogurt, Kefir und Sauermilch werden trotz des hohen Laktosegehaltes gut vertragen. Die im Jogurt vorhandenen Milchsäurebakterien passieren den Magen und setzen im Dünndarm Laktase frei, die Laktose abbauen kann. Der Verzehr von unerhitztem Jogurt und Kefir ist also zur Verbesserung der Calciumversorgung zu empfehlen. Bei Menschen mit einem Laktasemangel kommt es leichter zu Osteoporose. Unter Umständen können Nahrungsergänzungsmittel angebracht sein, allerdings nur nach Rücksprache mit dem Arzt.

Gut zu wissen:

Bio-Jogurt wird nach der Reifung in der Regel nicht erhitzt.
Probiotischer Jogurt enthält lebende Kulturen.
Milchprodukte müssen als wärmebehandelt (verlängert die Haltbarkeit) deklariert werden, sofern sie es sind. Wärmebehandelter Jogurt enthält keine lebenden Jogurtkulturen mehr.

Können laktosefreie Lebensmittel dennoch Laktose enthalten?

Lebensmittel, die auf den ersten Blick laktosefrei erscheinen, können durchaus Laktose enthalten. Aufgrund ihrer Eigenschaften wird sie häufig in verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt - als Trägerstoff für Aromen, Bindemittel oder Füllstoff. Dank der verbindlichen Kennzeichnungspflicht bringt das Lesen der Zutatenliste Gewissheit.

Produkte, die Laktose enthalten können, sind unter anderem:

  • Brot- und Gebäcksorten, die mit Milch, Milchpulver, Buttermilch oder anderen Milchprodukten gebacken wurden; Tiefkühlkuchen; Brot- und Kuchenbackmischungen, die Milch, Milchpulver oder Ähnliches enthalten; Milchbrötchen, Knäckebrot, Kuchen, Waffeln, Kekse, Cracker
  • Würstchen, Leberwurst, fettreduzierte Wurstwaren, Wurstkonserven
  • Instant-Suppen, -Saucen und -Cremes, Kartoffelpüreepulver, Knödelpulver
  • Fertigsaucen
  • Eiscreme, Sahneeis, Sahne- und Karamellbonbons, süße Riegel, Nougat, Nuss-Nougat-Creme, Pralinen, Schokolade, Fertigdesserts
  • Margarineprodukte, pikante Brotaufstriche
  • Müslimischungen
  • Gewürzmischungen, Streugewürze, Senf, Ketchup
  • Chips

Welche Begriffe weisen auf Laktose hin?

  • Milchzucker
  • Laktose
  • Süßmolke
  • Süßmolkenpulver
  • Molkenpulver
  • Molkenerzeugnis
  • Süßmolkenerzeugnis
  • Laktosemonohydrat
  • entrahmte Milch
  • teilentrahmte Milch
  • Zuckerstoffe
  • Milchpulver
  • Magermilch
  • Magermilchpulver
  • Backfett

Wie werden Milchprodukte laktosefrei?

Milchprodukte werden laktosefrei, indem die Laktose während des Herstellungsprozesses mit Hilfe des Enzyms Laktase aufgespalten wird. Es verbleibt ein Restlaktosegehalt von weniger als 0,1 g/100 g.

Das Enzym Laktase wird aus Schimmelpilzen (Aspergillus) oder Hefen (Kluyveromyces) gewonnen. Diese können gentechnisch verändert sein. Deutsche Hersteller von laktosefreien Milchprodukten versichern allerdings, dass die Laktase aus gentechnikfreier Produktion stammt.

Welche Lebensmittel enthalten viel Laktose?

Laktose ist ein Zweifachzucker, der nur in Milchprodukten vorkommt. Die Hauptquelle von Milchzucker sind Milch- und Milchprodukte. Der Laktosegehalt sinkt oder steigt je nach Verarbeitungsgrad. Trinkmilch hat - unabhängig von der Tierart - einen Gehalt von etwa 4,8 - 5 g / 100 ml.

Beispiele (pro 100 g):

  • Frischkäse: 2,6 g
  • Quark: 3,2 g
  • Milch 3,5 %: 4,7 g
  • Molke: 4,7 g
  • Eiscreme: 6,7 g
  • Milchschokolade: 9,5 g

Viel Erfolg mit den Tipps wünschen Jutta Löbert und "Wir in Bayern"!


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