BR Fernsehen - Wir in Bayern


1

Wein Tipps für Ihre Weinprobe zuhause

Was gibt es Schöneres als einen gemütlichen Abend im Kreise seiner Freunde? Wer seinen Gästen etwas Besonderes bieten möchte, kann eine Weinprobe bei sich zuhause veranstalten. Das trauen Sie sich nicht zu? Keine Sorge! Unsere Weinexpertin und Sommelière Conny Ganß gibt Ihnen Tipps an die Hand, wie Sie Ihre Weinprobe garantiert zu einem genussvollen und unvergesslichen Abend werden lassen.

Stand: 06.06.2024

Freunde machen eine Weinprobe zuhause. | Bild: picture alliance

Gehen Sie am besten systematisch an Ihre Weinprobe heran, dann kann nichts schiefgehen.
(Über die Weinkultur in Bayern lesen Sie hier.)

Thema für die Weinprobe

Empfehlenswert ist es, die Weinprobe unter ein bestimmtes Thema zu stellen, das kann beispielsweise sein:

  • eine Rebsorte aus verschiedenen Weinanbaugebieten, zum Beispiel Riesling oder Spätburgunder aus verschiedenen Weinanbaugebieten
  • ein bestimmter Jahrgang: Nehmen Sie am besten nur Weine einer Geschmacksrichtung, die Sie miteinander vergleichen. Damit lassen Sie die Vielfalt der Weinwelt nicht zu groß werden.
  • Sie können aber auch verschiedene Jahrgänge verkosten, zum Beispiel von einer bestimmten Rebsorte aus unterschiedlichen Lagen. Dadurch können die einzelnen Weine ihr Alterungspotential zum Vorschein bringen und die klimatischen Einflüsse der jeweiligen Jahre zeigen.

Auf die Reihenfolge kommt es an!

  • Zu Beginn ist Schaumwein wie Sekt, Champagner, Crémant immer passend.
  • dann möglichst mit dem jüngsten Wein weitermachen
  • Verkosten Sie am besten erst trocken, dann lieblich.
  • Verkosten Sie erst leicht, dann schwer.
  • Verkosten Sie erst Weißwein, dann Roséwein, dann Rotwein.
  • Verkosten Sie erst frischen, fruchtbetonten Rotwein, dann gerbstoffbetonteren oder komplexen Rotwein mit beispielsweise längerem Holzfass-Ausbau.
  • Verkosten Sie Süßwein/Dessertwein am Ende.

Verdeckte Weine

Sehr spannend und überraschend kann es werden, wenn Sie die Etiketten der einzelnen Weine verdecken. Verhüllen Sie hierfür die Weinflasche einfach mit einer Manschette oder etwas Folie und versehen Sie sie jeweils mit einer Nummer.

Geben Sie allen Teilnehmenden einen Stift und Papier, damit sie ihre Eindrücke zu den einzelnen Weinen aufschreiben können. So können sie unvoreingenommen die Weine testen, ohne deren Preis oder Hersteller zu kennen.

Weinvergleich

Unterschiede zwischen den einzelnen Weinen merken Sie am besten, wenn Sie sie direkt miteinander vergleichen. Wichtig sind bei der Verkostung allerdings die gleiche Temperatur der Weine und einheitliche Gläser.

Weingläser

  • Weiß- und Roséweingläser haben meist einen schlankeren Kelch.
  • Rotweine, aber auch bestimmte Rebsorten wie Chardonnay und Spätburgunder, kommen in bauchigen Gläsern besser zur Geltung.
  • Sie können aber auch Universalgläser verwenden, die für alle Weine passen.

Tipp:

Wenn Sie die Weine in der Reihenfolge wie oben beschrieben servieren, müssen Sie nicht zwingend die Weingläser austauschen.
Faustregel: Ein Wein freut sich, wenn schon einmal ein Wein im Glas war (Stichwort "Avinieren").

Weintemperatur

Wird ein Wein zu kalt oder zu warm serviert, kann dies seinen Geschmack verfälschen. Richtwerte für die richtige Trinktemperatur sind:

  • junge Weißweine: 9 bis 11 Grad
  • komplexere Weine: dürfen 1 bis 2 Grad wärmer sein
  • Rotweine: 16 bis 18 Grad (je mehr Gerbstoffe der Wein enthält, desto wärmer darf er getrunken werden)

Sie können den Wein gerne auch etwas kühler einschenken, da er sich relativ schnell erwärmt. Um Weißweine über eine längere Zeit kühl zu halten, ist es sinnvoll, sie in einen Weinkühler zu stellen.

Gut zu wissen:

Die Regel, dass Rotweine bei "Zimmertemperatur" getrunken werden sollten, stammt aus einer Zeit, in der die Zimmer noch kälter als 20 Grad waren.

Weinflaschen öffnen bevor die Gäste kommen

Um in Ruhe alle Weine auf ihre Fehlerfreiheit zu prüfen, ist es immer zu empfehlen, alle Flasche etwa eine Stunde vor dem Eintreffen der Gäste beziehungsweise dem Start der Verkostung zu öffnen und zu probieren. Somit haben die Weine auch noch etwas Zeit, sich zu öffnen. Gleichzeitig ist ein lückenloses Servieren der Weine während der Verkostung möglich - ohne eine größere Unterbrechung zu haben, weil alle Weine bereits geprüft wurden. Einfach die Weine geöffnet zurück in den Kühlschrank stellen beziehungsweise den Rotwein an einen kühleren Ort (Kellertreppe oder Speisekammer).

Verwenden Sie Ihre Sinne bei der Verkostung

Sehen:

Betrachten Sie zunächst den Wein. Sein Alter lässt er meist durch seine Klarheit und Farbe erkennen:

  • Weißwein entwickelt mit zunehmendem Alter kräftigere Farbtöne
  • Rotwein verliert mit zunehmendem Alter seine Farbintensität

Riechen:

Sein Aroma entfaltet der Wein an der Luft. Da wir meist nicht gewohnt sind, unsere Geruchsempfindungen auszudrücken, bedarf die Beschreibung der Düfte etwas Übung. Hilfreich sind vertraute Gerüche wie beispielsweise Zitrusfrucht, Beere oder Apfel, Holz oder Vanille.

Tipp:

Im Internet finden Sie unter dem Stichwort "Aromarad" Auflistungen der verschiedenen Aromen - das kann bei der Weinprobe sehr hilfreich sein.

Schmecken:

Ob ein Wein eher süß oder sauer, salzig oder bitter schmeckt, nehmen wir über unsere Zunge wahr.
Grundsätzlich gilt: Unsere Sensorik ist wie ein Muskel - je mehr wir trainieren desto ausgeprägter wird sie.

Snacks für die Weinprobe

Zwar steht an so einem Abend der Wein im Vordergrund, jedoch sollten Sie auch ein paar Kleinigkeiten zu Essen reichen. Am besten eignen sich Brot und Olivenöl zum Dippen, Oliven, Fingerfood, Käse, Serrano-Schinken, Salzmandeln oder auch eine Quiche. Um zwischen den einzelnen Weinen die Geschmacksknospen zu beruhigen, ist Weißbrot und stilles Wasser immer noch die beste Variante.

Anzahl der Weine für die Verkostung

Für eine private Weinprobe ist eine Auswahl von 6 bis 8 Weinen empfehlenswert. Ungeübte könnten bei einer größeren Auswahl überfordert sein, da dann die Unterscheidungsfähigkeit nachlässt.
Wenn Sie 6 Personen für eine 0,75-Liter-Flasche rechnen, sollte bei dieser Anzahl von Gästen noch ausreichend zum Nachprobieren übrigbleiben. (Als Vergleich: Bei professionellen Sommelière-Verkostungen, werden bis zu 14 Gläser aus einer 0,75-Liter-Flasche ausgeschenkt.)

Tipp:

Eine zweite Falsche von jedem Wein als Reserve zu haben ist immer gut, falls doch mal einer korkt oder ein Malheur passiert und einem zum Beispiel die Flasche runterfällt oder ähnliches - lieber haben als brauchen!

Viel Spaß bei der Weinprobe wünschen Conny Ganß und "Wir in Bayern"!


1