Wein "PIWI" - der Zukunftswein
Weingüter stehen aufgrund des Klimawandels und der sich stark verändernden Witterungsverhältnisse vor großen Herausforderungen. Um diese zu bewältigen, sind Innovation und Erfahrung gefragt. Daher rücken sogenannte PIWI-Rebsorten immer mehr in den Fokus. Weinexpertin und Sommelière Conny Ganß verrät, was es damit auf sich hat, und stellt ihre drei liebsten "PIWI-Weine" vor.
PIWI-Rebsorten gibt es zwar schon lange, doch durch die jüngsten, drastischen Veränderungen durch den Klimawandel rücken sie immer mehr in den Fokus. Der Anbau von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, kurz PIWIs genannt, trägt maßgeblich zum ökologischen Wandel in unseren Weinbergen bei. Diese besonderen Reben benötigen deutlich weniger Pflanzenschutzmittel, was nicht nur die Umwelt schont, sondern auch die Gesundheit schützt. Durch den geringeren Bedarf an Maschinen und Arbeitszeit für den Pflanzenschutz kann zudem der CO2-Ausstoß reduziert werden. PIWIs sind robuster gegenüber Krankheiten wie Falschem Mehltau und Grauschimmel, was den Weingütern dabei hilft, die Ertragssicherheit zu gewährleisten.
Obwohl die PIWI-Anbauflächen bisher nur einen kleinen Teil ausmachen, nimmt ihr Anbau stetig zu. Diese Weine werden daher immer öfter als "Weine der Zukunft" und "Pionierweine" bezeichnet.
"Es ist ermutigend zu sehen, wie sich dieser zukunftsweisende Ansatz zunehmend in unseren heimischen Weinbergen etabliert. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Weinproduktion und eine zuverlässige Säule, um langfristig den Herausforderungen und Veränderungen entgegenzuwirken."
Conny Ganß, Sommelière
2022 "Zukunftswein" Helios x Muscaris, Weingut Rothe
Anbaugebiet: Franken, Deutschland
Preis: etwa 9,50 Euro
Conny Ganß: "Das Weingut der Familie Rothe, ansässig in Nordheim an der Mainschleife, verkörpert eine kompromisslose Hingabe zur Weinherstellung. Seit 2013 stehen hier naturbelassene Weine im Mittelpunkt, deren Qualität nicht durch Prädikatsstufen, sondern durch Trinkvergnügen, Lagerpotenzial und die traditionelle Herstellung in Amphoren definiert wird.
Die Spitzengewächse werden von bis zu 40 Jahre alten Reben hervorgebracht, deren Trauben per Hand gelesen werden. Die Familie Rothe pflegt einen nachhaltigen Weinbau durch schonenden Umgang mit den Reben und eine ausgewogene Ertragspolitik, um das Potenzial der Weinberge für kommende Generationen zu bewahren. Die Auswahl der Weine spiegelt die Vielfalt der Rebsorten Frankens wider, wobei auch neue, pilzresistente Rebsorten einen bedeutenden Platz einnehmen und den gleichen Stellwert im Weingut Rothe haben.
Der 'Zukunftswein' aus den PIWI-Rebsorten Helios und Muscaris zeigt gleich beim ersten Probieren, wie sympathisch und spannend die Aromatik der PIWI-Weine ist. Duftig nach Honigmelone und Zitrus. Am Gaumen saftig sowie geschmeidig mit animierender Frische und auskleidend. Das Gewisse Spiel aus Frucht und Würze gibt dem Wein aus zwei Rebsorten eine sehr schöne Balance. Am besten passt dieser Wein zu Gemüse-Bhaji mit Raita."
2022 Sauvignac trocken, Bio-Weingut Galler
Anbaugebiet: Pfalz, Deutschland
Preis: etwa 11,90 Euro
Conny Ganß: "Katja und Ansgar Galler übernahmen 2009 ein kleines, traditionsreiches Weingut mit besten Lagen in der Pfalz, im schönen Kirchheim an der Weinstraße. Hier konnten die beiden ihre Version von einem natürlich und möglichst nachhaltig angebauten Wein Realität werden lassen. Und das gelingt ihnen wunderbar.
Wenn es um die Frage geht, wie sie im Weinberg und Weinkeller arbeiten, sehen sie sich selbst in der Nebenrolle. Die Natur gibt den Rhythmus vor. In ihren Weingärten finden sich genauso viele PIWI-Rebsorten wie herkömmliche. Bioland zertifiziert und mit viel Freude an Innovation und nachhaltigen Schritten, steht das Weingut Galler vor allem auch für hervorragenden Weingenuss. Charaktervolle und ausdrucksstarke Weine aus der Pfalz, nachhaltig erzeugt, und 'purer Genuss aus glücklichen Trauben'. Was will man mehr.
Riesling und Sauvignon blanc, stehen international mitunter für die größten Weine der Welt. Genau diese beiden Rebsorten sind die Eltern des Sauvignac. Und das spürt man. Aus dem Glas strahlt es schon nach Limette und frischen, grünen Aromen, gepaart mit der Exotik gelber Frucht, etwas Maracuja. Am Gaumen frisch und schwungvoll, mit viel Trinkfreude.
Familie Galler weiß schon lange, was in den PIWI-Reben steckt, und bringt sie wunderbar für uns in die Flasche - gerne auch als Mehrwegflasche. Passt sehr gut zu Hendlbrust mit Sellerie, zweierlei Egerlingen und Wildkräutern."
2021 Bayerischer Bodensee rot, Weingut Lanz
Anbaugebiet: Bayerischer Bodensee, Deutschland
Preis: etwa 14,00 Euro
Conny Ganß: "Ich bin schon lange ein großer Fan des Weinguts LANZ aus dem Weinbaugebiet Bayerischer Bodensee, in dem idyllischen Nonnenhorn an der Riviera des Schwäbischen Meeres. Mut und Innovation sind definitiv zwei Begriffe, die einem sofort einfallen, wenn man über das kleine, feine Weingut von Benjamin Lanz spricht. Seit 1995 betreibt das Gut Weinbau nach Bio-Land-Richtlinien, neben dem Obstanbau. Innovation und Mut deshalb, weil Benjamin zusammen mit seiner Familie zu 100 Prozent auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten setzt. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch konsequent und am Ende ein Genuss im Glas.
Der Bayerische Bodensee hat in den letzten Jahren enorm an Dynamik und Fahrt aufgenommen. Die nächste Generation, wie Benjamin, geht mutig, respektvoll und nachhaltig voran. Immer mit Blick auf die Natur, in der ihre Reben wachsen, die Zukunft und Möglichkeiten im Auge.
Der Gebietswein 'Rot' von Benjamin wird aus den Rebsorten Pinotin und Cabertin hergestellt. Schon allein die Verwendung dieser Rebsorten zeigt, dass es hier um Tiefe und Ausdruck geht. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie komplex und fein die PIWI-Rebsorten sind. Purpurrot im Glas, strahlend satt. Aromen nach Heidelbeere und Brombeere, dunkel und saftig. Am Gaumen wie in der Nase viel Frucht, auskleidend und kühl. Ein eleganter, ruhiger Wein mit Tiefe und Saftigkeit. Herrlich.
Mit viel Feingefühl und Gewissenhaftigkeit gemacht, dürfen wir uns auf noch mehr Genuss im Glas freuen, wissend, dass sich auch die Natur darüber freut. Passt bestens zu: Rinder-Schulterscherzel mit confierten Kartoffeln."
Viel Freude mit den Weinen wünschen Conny Ganß und "Wir in Bayern"