Wein Weine von jungen Winzerinnen und Winzern aus Bayern
Jung, mutig und voller Tatendrang: Bayerns neue Winzergeneration bringt frischen Wind in die Weinkeller. Mit Leidenschaft und Handwerkskunst übernehmen die Nachwuchswinzer Familientraditionen, setzen auf Heimatverbundenheit und wagen Neuanfänge. Ihre Weine versprechen echten Genuss und zeigen: Die Zukunft des bayerischen Weinbaus ist in besten Händen. Weinexpertin Conny Ganß stellt drei ausgewählte Weine von jungen Winzern vor.

Der bayerische Weinbau hat eine vielversprechende Zukunft. Und das liegt vor allem an einer neuen Generation von Winzern. Mit Leidenschaft und Tatendrang übernehmen sie Familienweingüter, starten ihre Ausbildung oder wagen sogar den Schritt in die Selbstständigkeit. Während in vielen landwirtschaftlichen Bereichen Nachwuchssorgen herrschen, erlebt der Weinbau hier eine erfrischende Dynamik. Die drei jungen Winzer, die wir Ihnen vorstellen möchten, eint eine gemeinsame Haltung: Für sie ist Weinmachen echtes Handwerk. Es geht ums Anpacken, ums Arbeiten mit der Natur und um die tiefe Verbundenheit mit der Heimat - all das, um Weine zu schaffen, die echten Genuss versprechen.
2023 Silvaner "Castell", Weinbau Meyer
Anbaugemeinde: Greut-Castell, Franken
Preis: etwa 7,50 Euro
Conny Ganß: "Wo gibt es den schönsten Arbeitsplatz? Für Familie Meyer ist die Antwort klar: draußen in den eigenen Weinbergen. Die Familie bewirtschaftet mit viel Hingabe ihre vier Hektar Reben - neben Landwirtschaft und Brennerei, die ebenfalls fester Bestandteil des Hofes sind. Doch das Herz schlägt für den Wein. Der Großteil der Reben wächst am Greuther Bastel, einem historischen "Berg", der mit den Casteller Weinlagen bereits 1266 erwähnt wurde. Mit Tochter Carolin ist bereits die nächste Generation am Werk: ausgebildete Winzerin, Weinbautechnikerin und Gästeführerin - und voller frischer Ideen. Nachhaltigkeit ist für die Meyers kein Trend, sondern Selbstverständnis: Ein lebendiger Weinberg bringt ausdrucksstarke Weine hervor.
Zum Beispiel den Silvaner "Castell", gewachsen am Casteller Hohnart, verwöhnt von der Abendsonne und mit tief verwurzelten alten Reben in schwerem Gipskeuperboden. Er besticht mit Aromen von gelben Früchten nach Mirabellen, Birnen und saftigem Pfirsich, mit typischer Silvaner Würze und Frische. Mit viel Fingerspitzengefühl teilweise im Holz ausgebaut, spontan vergoren und bis zum Frühjahr auf der Vollhefe gereift. Ein Silvaner mit Herkunft, Tiefe und typisch fränkischer Trockenheit."
Der Silvaner ist die perfekte Begleitung zu:
Diana Burkels gebackenem Blumenkohl mit Preiselbeermayonnaise
2021 Spätburgunder "R", Weingut Leipold
Anbaugemeinde: Obervolkach, Franken
Preis: etwa 15,50 Euro
Conny Ganß: "Das Weingut Leipold steht für gelebte Familientradition. Seit dem 17. Jahrhundert widmet sich die Familie mit Hingabe dem Weinbau. Heute arbeiten zwei Generationen Hand in Hand, vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit moderner Expertise und bringen so charakterstarke Weine hervor. Ein echtes Aushängeschild von Jungwinzer Peter Leipold sind seine Spätburgunder - Weine mit Kultpotenzial. Und das kommt nicht von ungefähr: Peter Leipold hat im Burgund gelernt, war vier Jahre für die Weinberge von Klaus Peter Keller, der mit das kultigste deutsche Weingut betreibt, verantwortlich und baut seinen Spätburgunder in gebrauchten kleinen Holzfässern der legendären Domaine Romanée-Conti aus Burgund aus.
Das Ergebnis? Ein tief strukturierter Spätburgunder mit viel Feinheit und Saftigkeit zu einem fast schon unglaubwürdigen Preis. Die Trauben stammen aus über 30 Jahre alten Reben auf einer mit Wasser versorgten Lehmparzelle. Strenge und selektive Handlese sorgen für hohe Geschmackskonzentration im Wein. Peter vergärt seine Weine schonend und nur mit kellereigenen Hefen. Auch die Ruhe, damit der Wein anschließend 18 Monate im französischen kleinen Holzfass reifen kann, zahlt sich aus. Im Glas strahlt er satt nach Purpurrot und hat intensive Aromen nach Cassis, saftiger Brombeere, reifer Schwarzkirsche und auch etwas Pfeffriges. Am Gaumen ein Gedicht mit feinem Tannin, dicht und nachhaltig im Eindruck. Macht sofort Lust auf ein nächstes Glas!"
Der Spätburgunder ist die perfekte Begleitung zu:
Christian Sauers Lammrücken mit Bärlauchkruste und "Kartoffelrisotto"
2022 Alter Fränkischer Satz, Seinsheimer Hohenbühl, Weingut Emmerich
Anbaugemeinde: Iphofen, Franken
Preis: etwa 17,50 Euro
Conny Ganß: "Das traditionsreiche Familienweingut Emmerich wird bereits in der sechsten Generation geführt. Hier entstehen mit viel Humor, echter Teamarbeit und großem Respekt vor der Natur charaktervolle, fränkische Weine. Silvia Emmerich ist Winzerin aus Leidenschaft. Nach Stationen in der Hotellerie, im Marketing und auf einem Kreuzfahrtschiff kehrte die Jungsommelière und Winzerin 2013 in ihre Heimat Iphofen zurück. Ihr Ziel: naturnaher Weinbau. Sie setzt auf biologische Bewirtschaftung, fördert die Artenvielfalt und bewahrt Traditionen - immer mit dem Anspruch, ausdrucksstarke Weine zu schaffen. Und das gelingt ihr seit vielen Jahren ganz wunderbar!
Eine echte Rarität des Weinguts: Der ‚Alte Fränkische Satz' stammt aus einem über 100 Jahre alten, wurzelechten Weinberg am Seinsheimer Hohenbühl, einem der ältesten Frankens. Hier wachsen traditionell gemischt gesetzte Rebsorten wie Silvaner, Riesling, Gelber Muskateller, Elbling und Gewürztraminer. Dank des Engagements von Silvia Emmerichs Eltern konnte dieses historische Kulturgut erhalten bleiben. Da die Rebstöcke so alt sind, werden die ertragsreduzierten Trauben sorgfältig von Hand gelesen, mit weinbergseigenen Hefen spontan vergoren und reifen auf der Vollhefe, teils im kleinen Holzfass. Erst im Herbst des Folgejahres wird der Wein abgefüllt, um seine vielschichtige Aromatik voll zu entfalten. Diese lebt von einem Aromaspiel aus reifer Stachelbeere, saftigem grünem Apfel und feiner Muskatwürze. Am Gaumen zeigt sich eindrucksvoll, was alte Reben an Kraft und Schmelz in einen Wein bringen können. Dabei bleibt der ‚Alte Satz' herrlich vital und mit großem Genussfaktor. Ein Stück über 100jährige fränkische Weingeschichte im Glas!"
Der "Alte Fränkische Satz" ist die perfekte Begleitung zu:
Werner Koslowskis Skrei mit Würzkruste und Aprikosen-Sauerkraut
Viel Spaß mit den Weinen wünschen Sommelière Conny Ganß und "Wir in Bayern"!
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